Credo für den Weltfrieden

Tholey · Das nächtliche Ambiente des Schaumbergturms als gemeinsame Kathedrale, die das Christentum, das Judentum und den Islam vereint. Vielleicht eine Utopie. Nicht für die Künstlergruppe Die Redner. Sie erkennt die gleichen Wurzeln in den drei Buchreligionen und unterbreitet ein Angebot für ein friedliches Zusammenleben: Credo – Ich glaube. 250 Besucher sahen das außergewöhnliche Multimedia-Format mit Live-Musik, Originaltexten und Videoperformance.

 Live-Musik, Lichteffekte, Videoperformance: Die Künstlergruppe Die Redner präsentiertet das Bild- und Klangerlebnis Credo auf dem Schaumbergplateau. Foto: FRANK Faber

Live-Musik, Lichteffekte, Videoperformance: Die Künstlergruppe Die Redner präsentiertet das Bild- und Klangerlebnis Credo auf dem Schaumbergplateau. Foto: FRANK Faber

Foto: FRANK Faber

Der Weltfrieden ist durch Glaubenskriege gehörig in Schieflage geraten. Ist es der Glaube, der die Menschen trennt? Die Redner, eine saarländische Künstlergruppe, verbinden Kunst und Philosophie und die Akteure wollen mit dem Projekt "Credo" im Konflikt der drei Weltregionen einen Impuls setzen. "Wir haben in dem Konflikt die gleiche Wurzel, die drei Religionen haben ihre Wurzel im Nahen Osten", sagt Florian Penner (Bassist/Medienkünstler).

Der 37 Meter hohe Schaumbergturm wird zur gemeinsamen Kathedrale für die drei monotheistischen Religionen (Ein-Gott-Religion) Christentum , Judentum und den Islam . Die Redner führen in einer Film- und Klangwelt Ideen, Kulturen oder Traditionen einander näher. Die von Schlagzeuger Oliver Strauch komponierte Musik atmet den Jazz ein und aus, wuchtet im Crossover-Stil, klingt mal jiddisch angefiedelt oder nach orientalischem Folk. Sie wechselt zwischen Melancholie und Besinnlichkeit, hat etwas Meditatives und verbreitet Spaß.

Für "Credo" haben die Redner Religionswissenschaftler, Mönche Rabbiner und Imamen und sogar den Dalai Lama ("Es gibt verschiedene Wahrheiten") besucht. Die Begegnungen und Interviews hat Florian Penner mit Animationen vermischt: Assad und der Papst, Hexenverfolgungen und US-Bombengeschwader, Kreuzritter-Gemetzel, ein erotischer, orientalischer Schleiertanz, abstrakte jüdische Symbolik und Gebete aus dem Kloster Münsterschwarzbach. Der hier lebende Pater Anselm Grün schildert seine Glaubensmotivation. "Ich bin begleitet und nicht allein", begründet der auf den Schaumbergturm projizierte Pater. Die Besucher erfahren, warum die Interviewpartner persönlich glauben und woran sie glauben, wenn sie über Weltreligionen Christentum , Judentum und Islam sprechen. Islamwissenschaftler und Religionsphilosoph Milad Karimi zitiert den Koran, stilisiert ihn als Kunstwerk und versucht den Zuhörern zu vermitteln, dass sich die Sprachgewalt und Sprachschönheit des arabischen Originals im Deutschen nachvollziehen lässt. Typisch jüdisch, die den Glauben mit Humor nehmen. Rabbi Joel Berger provoziert mit Äußerungen über eine christliche Leasing-Religion, die nicht nur die Auferstehung als Leihgabe von den Juden hat. Köstlich frech huscht ein Comicmännchen im Zeichentrickstreifen zu Eugen Drewermanns Ausführungen über den Tod an der Fassade des Turms hin und her. Von einer religiös begründeten Feindschaft zwischen Juden und Moslems ist nur kurz die Rede. Mit der Gründung eines Kalifats würde der Glaube und die Religion als Macht missbraucht, verurteilt eine Stimme aus dem Off. An den Pranger werden die moslemischen Gotteskrieger auf der Leinwand nicht gestellt. Es gelte, zu zeigen, dass der Islam nicht für Gewalt steht, so eine Intension der Künstlergruppe.

Des Weiteren kommen die Philosophen Martin Heidegger , Peter Sloterdijk über den atheistischen Schriftsteller Stephen Fry bis zur Nobelpreisträgerin und Muslimin Malala zu Wort. Zum Finale schwimmen die drei sogenannten Buchreligionen musikalisch zu einem großen Fluss zusammen. "Vielleicht eine Utopie, aber von uns ein Angebot, dass es einen Dialog zwischen den drei Religionen geben könnte", meint Robert Prinzler, der zuvor als Playbacksprecher fungiert hat. Die Künstlergruppe verfolgt mit dem Programm "Credo" eine Mission: den Weltfrieden .

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