Bohnentaler Neujahrsempfang „Man darf sich nicht auf dem Alten ausruhen“

Bohnental · Ortsvorsteher und Bürgermeister luden zum gemeinsamen Bohnentaler Neujahrs-Empfang nach Scheuern.

 Der Musikverein Harmonie Scheuern unterhielt beim Neujahrsempfang die Besucher.

Der Musikverein Harmonie Scheuern unterhielt beim Neujahrsempfang die Besucher.

Foto: Marion Schmidt

„Andere können wohl ziemlich neidisch auf uns sein, was hier alles so los ist“, stellte Dietmar Lauck stolz in seiner Begrüßungsrede fest. Der Ortsvorsteher von Scheuern konnte in der Mehrzweckhalle zahlreiche Bürger zum alljährlichen Bohnentaler Neujahrsempfang begrüßen. Zu diesem hatten die Bürgermeister der Gemeinden Tholey und Schmelz, Hermann Josef Schmidt (CDU) und Wolfram Lang (SPD), gemeinsam mit den Bohnentaler Ortsvorstehern geladen.

Im Mittelpunkt der Ansprachen stand vor allem die positive Entwicklung der Bohnentaldörfer. Bürgermeister Schmidt erinnerte an Themen, die im vergangenen Jahr die Menschen in den Schaumberggemeinden beschäftigt haben. Dies waren Themen wie der nach Vandalismus nicht wieder in Betrieb genommene Geldautomat in Scheuern oder die verkehrstechnische Anbindung der Dörfer mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). In beiden Fällen gab Bürgermeister Schmidt grünes Licht: „Auf dem Gelände des Dorfladens in Scheuern kann man ab der ersten Februarhälfte wieder Geld abheben. Mit einer neuen Express-Bus-Linie verbinden wir unsere Gemeinde auf direktem Weg nach Saarbrücken. Wir wollen den ÖPNV weiter verdichten und günstiger gestalten.“

Er erinnerte aber auch an die großen Herausforderungen wie Klimawandel, Zusammentreffen der Weltreligionen und Veränderung der demokratischen Strukturen. „Wenn ich in diesen Tagen abends in den klaren Sternenhimmel schaue, wird mir wieder bewusst, dass es für uns nur diese eine Erde gibt. Wir können nicht weglaufen. Wir müssen einen Weg finden, wie wir uns neu orientieren können – weg von der Wegwerfgesellschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit. Unsere Welt stellt sich neu auf. Das Gemeinsame geht zunehmend verloren. Der Ton wird rauer. Auch hier müssen wir einen Weg finden, wie die Welt allen Menschen eine Heimat gibt.“ Mit Blick auf den Klimawandel mahnte er, dass die neuen Angebote des ÖPNV auch genutzt werden müssten, damit es sich für die Betreiber lohne. „Wenn die Welt etwas saarländischer wäre, wäre sie einfach schöner“, verkündete Schmidt mit einem Augenzwinkern. Jeder solle daran mitwirken, dass die Gemeinde Tholey der beste Ort zum Leben sei.

Dass in den Dörfern des Bohnentals die Welt noch in Ordnung ist, beweise die solide Vereinslandschaft auf der einen und das von vielen Akteuren seit 17 Jahren getragene Bohnentalprojekt auf der anderen Seite. Das Projekt wurde 2004 vor dem Hintergrund des demografischen Wandels vom saarländischen Umweltministerium auf Initiative von Bürgermeister Hermann Josef Schmidt zu einem interkommunalen Modellprojekt ausgerufen. Ziel war es, die fünf Dörfer als eine Einheit fit für die Zukunft zu machen. Das Projekt erstreckt sich auf die zum Bohnental gehörenden Dörfer Lindscheid, Neipel, Überroth-Niederhofen und Scheuern in der Gemeinde Tholey sowie Dorf im Bohnental in der Gemeinde Schmelz. Über diese Struktur wird seither erfolgreich gemeinde- und landkreisübergreifend zusammengearbeitet. Die „Bohnentaler Muske(l)tiere“, ein ehrenamtlich organisiertes Nachbarschaftskonzept mit vielen Hilfsangeboten vor Ort wie Einkaufsservice oder Fahrdienst zu Behörden, und die „Bohnentaler Selbermacher“ als Traditionspfleger alter Handwerkstechniken zählen bis heute zu den Erfolgsgaranten des Bohnentalprojektes.

Alois Johann vom historischen Verein Bohnental referierte über die erst kürzlich veröffentlichte „Bohnentaler Häuserchronik“, die er gemeinsam mit Edwin Warken erarbeitet hatte. Armin Kuphal, Soziologe und wissenschaftlicher Begleiter des Bohnentalprojektes, erinnerte nochmals an den „Bohnentaler Staffellauf“ als ein weiteres Projekt der gesellschaftlichen Dorfentwicklung im Bohnental. Zwar bescheinigte auch er dem Bohnental eine gute Vereinslandschaft, doch mahnte er: „Man darf sich nicht auf dem Alten ausruhen. Die Vereinsvorstände müssen aufpassen, was sie mit ihrem Verein machen. Nur was weitergegeben wird, kann auch bewahrt werden. Die Vorstände sollten nicht ewig im Amt bleiben.“ Symbolträchtig hatte er zwei weitere Staffelstäbe aus der Leichtathletik mitgebracht und forderte die Gäste auf, gleich einen mit in den Verein zu nehmen. „Wenn ein Staffelstab zu Hause liegt, wird man immer wieder optisch an das Vorhaben erinnert, sich mit einem Ämterwechsel auseinander zu setzen“, so Kuphal, der sich selbst als Anschubser für Projekte in den Bohnentaldörfern sieht. Eine neue Idee hat er auch schon im Kopf: das Bohnentaler Blütenmeer. „Unsere Vorgärten sollen wieder blühen, damit die Schmetterlinge wieder einen Lebensraum vorfinden. Aufgeräumte Steingärten sind blöd und nutzlos.“

 Arbeiten im Bohnentalprojekt gemeinde- und landkreisübergreifend zusammen (von links): die Bürgermeister und Ortsvorsteher der Gemeinden Tholey und Schmelz: Wolfram Lang, Dietmar Lauck, Gaby Wild, Aloisius Berwanger, Manfred Buchheit, Arnold Lauck und Hermann Josef Schmidt.

Arbeiten im Bohnentalprojekt gemeinde- und landkreisübergreifend zusammen (von links): die Bürgermeister und Ortsvorsteher der Gemeinden Tholey und Schmelz: Wolfram Lang, Dietmar Lauck, Gaby Wild, Aloisius Berwanger, Manfred Buchheit, Arnold Lauck und Hermann Josef Schmidt.

Foto: Marion Schmidt

Auch Wolfram Lang lobte als Bürgermeister der Gemeinde Schmelz die nachhaltig angesetzten Aktivitäten im Bohnental: „Hier beschäftigen wir uns aktiv mit unserer Heimat und unserer Geschichte. Dabei müssen wir bei all unseren Handlungen auf dem Boden bleiben und spüren, wo wir verwurzelt sind. Die kleinen Dinge in unseren Projekten lassen etwas Großes entstehen.“ Nach den vielen lobenden und nachdenklichen Worten mündete das Programm des Neujahrsempfangs in ein geselliges Beisammensein der Gäste. Musikalisch gestaltet wurde es durch den Musikverein Harmonie Scheuern.

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