Bogen Bogen-Safari rund um den Schaumberg

Tholey · Auf einem speziellen Parcours können Besucher jetzt mit Pfeil und Bogen Tiere jagen. Dabei handelt es sich aber natürlich nicht um echte.

  Christian Brill versucht, die große Spinne zu erlegen.

 Christian Brill versucht, die große Spinne zu erlegen.

Foto: Marion Schmidt

Der 3D-Bogensportparcours rund um den Schaumberg ist eröffnet und wartet darauf, von Natur- und Bogensportinteressierten entdeckt zu werden. Und zu entdecken gibt es allerhand. Davon überzeugten mehr als 120 Bogenschützen bei einer ersten Bogen-Safari rund um den Schaumberg. Viel Prominenz feierte gemeinsam mit David Kossmann, Inhaber der DK-Bow-Factory, Eröffnung. „Der neue Parcours ist schon jetzt ein touristisches Highlight im Landkreis und bester Beweis einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit der Kommunalpolitik. Der große Vorteil dieser Anlage liegt in der wunderschönen Landschaft unseres Schaumbergs“, verkündete Tholeys Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (CDU).

2016 war David Kossmann mit seiner Idee an die Gemeinde herangetreten, fand offene Ohren, musste Hürden nehmen, Auflagen für den Naturschutz beachten, bis dann ein Sicherheitsexperte den Parcours freigeben konnte. „Wir mussten den Parcours für Wanderer und Spaziergänger absichern, so dass diese Gruppe auf speziell ausgewiesenen Wegen sich um die Schießstationen geleitet werden, aber trotzdem als Fußvolk den Parcours erleben können“, erklärt Kossmann.

Mit seinem Team hat der 29-Jährige entlang einer Strecke von vier Kilometern insgesamt 115 Tiere positioniert, zur Sicherung der Tiere 13 Kilometer Armierungseisen und 25 Kubikmeter Rinden-Hackschnitzel verarbeitet. Vom Alligator über Bär, Bison, Biber, Murmeltier, Hirsch und Schlange bis hin zum Wolf wurde allerlei Getier effektvoll in das Dickicht, inmitten von Bäumen, Schluchten oder auf Lichtungen in Stellung gebracht. Sogar eine überdimensionale, mannshohe in einem großen Netz lauernde Spinne erwartet die Bogenschützen. Es fühlt sich keineswegs unbehaglich an, auf die Tiere zu zielen und den Pfeil abzuschießen, denn es ist allzu klar, dass es sich nur um aus Hartschaum hergestellte Tierattrappen handelt. „Ich bin stolz, dass wir im Landkreis mit David Kossmann nun unseren eigenen Robin Hood haben. Wir brauchen solche kreativen Geister, die mit uns und den Gemeinden an einem Strang ziehen. So erhöhen wir weiter die touristische Attraktivität unseres Landkreises“, lobte Landrat Udo Recktenwald (CDU) das Engagement der Bogenschützen um Kossmann.

Mit Spannung beobachtet von etwa 100 Besuchern gaben die Bogensportschützen und Olympiamedaillensieger Lisa Unruh und Florian Kahllund auf der Trainingswiese den ersten Schuss ab. Nach dem für das Bogenschießen typischen Plopp-Geräusch war der Parcours eröffnet und die Besucher meldeten sich zu den Schnupperkursen an. Lisa Unruh, die ihre Weltcupvorbereitung eigens für die Eröffnung des Parcours am Schaumberg für ein Wochenende ins Saarland verlegt hat, ist begeistert von der neuen Anlage und überzeugt, dass auf diesem Wege viel Nachwuchs für ihre faszinierende Sportart gewonnen werden kann. „Wer hat denn nicht als Kind Bogen und Pfeil gebastelt und im Wald Robin Hood gespielt. Bogenschießen ist ein Mix auf Kraft, mentaler Stärke und Konzentration“, so Unruh, die im Alter von zehn Jahren nach ihrer Schwimmkarriere mit der neuen Sportart anfing.

Dass das Bogenschießen viele positive Aspekte mit sich bringt, davon überzeugte sich bei einer ersten Begehung auch Christiane Brill aus Tholey. An der Schieß-Station mit der überdimensionalen Spinne verlor sie ihre Scheu vor dem Gruseltier Nummer eins: „Das Bogenschießen empfinde ich als sehr entspannend und ich denke, es eignet sich hervorragend zum Stressabbau.“

Als Mitarbeiterin des Tholeyer Bürgermeisters kommt sie demnächst in den Genuss eines Teamtrainings mit allen Kollegen. Wolfgang Henkes aus Tholey teilt die Begeisterung für den Parcours. Gemeinsam mit Sohn Manuel und dessen Freund Joshua Propson pirscht er am Nachmittag durch das Gelände und verzeichnet viele Treffer. „Das Schöne an der Anlage ist, dass man hier wunderbar einen abwechslungsreichen Familienausflug unternehmen kann und sich dabei in der Natur bewegt. Das Schießen auf die Tiere ist nicht unangenehm. Es sind Attrappen, die ich als Zielscheibe betrachte.“

Das Trio hat sich an diesem Nachmittag vorgenommen, alle 33 Stationen des Bogensportparcours zu testen. Gegen Ende des Eröffnungstages fällt von David Kossmann und Team viel Anspannung ab. „Wir haben die letzten Tage rund um die Uhr an unserem Parcours gearbeitet. Das war einfach tolle Teamarbeit. Alle haben angepackt. Unsere Vereinsjugend hat alle Tiere ausgepackt und sortiert. Andere Vereinskollegen kamen in den späten Abendstunden vorbei, um für uns zu grillen“, verrät Madeleine Kunz. Der Bogensportparcours sei aber auch ein wahres Familienprojekt. Denn großartige Unterstützung habe ihr Freund David in seinen Eltern Gertrud und Wolfgang sowie in Schwester Anne gefunden.

Leider mischte sich unter die Freude über den erfolgreichen Start ihres Projekts ein bitterer Wermutstropfen. Beim Rundgang mit ihrem letzten Schnupperkurs des Tages vermisste Madeleine Kunz plötzlich sechs Tierattrappen, die sich kurz zuvor noch an Ort und Stelle befunden hätten. „Das muss man sich mal vorstellen, da war jemand so dreist und hat während unserer Eröffnungsveranstaltung verbotenerweise diese Tiere aus ihrer Befestigung gerissen und entwendet. Was wir in mühevoller Arbeit für die Allgemeinheit aufgebaut haben ist jetzt weg. Das ist unfassbar“, schimpft die junge Bogensportlerin kopfschüttelnd.

 Lisa Unruh und Florian Kahllund unterziehen den Parcours einem Profitest.

Lisa Unruh und Florian Kahllund unterziehen den Parcours einem Profitest.

Foto: Marion Schmidt

Die neue Bogensportanlage hat aber auch über die saarländischen Grenzen hinaus schon Aufmerksamkeit erregt. Vor der Eröffnung durften Internetblogger aus Österreich die Anlage schon einmal testen. Auch Martina Berg von Bogensport Deutschland war dabei. „Der Schaumberger Bogensportparcours ist ein durchdachter, anspruchsvoll gestellter und landschaftlich wunderschöner Parcours, den jeder Bogenschütze mindestens einmal geschossen haben sollte.“ Auf David Kossmann wartet nach der Eröffnung seiner neuen Anlage noch viel Arbeit. Denn zu seinen Aufgaben gehört die regelmäßige Landschaftspflege rund um den Parcours.

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