Anton Backes und sein Paten-Baum

Tholey · Das Bundesprojekt biologische Vielfalt zum Schutz bestimmter Tier- und Pflanzenarten findet auch im Saarland seine Anhänger. So auch beim Nabu, der unter anderem so genannte Baum-Patenschaften anbietet.

 Baumpate Anton Backes nagelt die Plakette an seine Buche, Helmut Harth vom Nabu hält derweil die Leiter fest. Foto: Sarah Konrad

Baumpate Anton Backes nagelt die Plakette an seine Buche, Helmut Harth vom Nabu hält derweil die Leiter fest. Foto: Sarah Konrad

Foto: Sarah Konrad

Anton Backes lässt sich nicht aufhalten. Im strömenden Regen stapft er durch den Tholeyer Wald. Der Schlamm spritzt bei jedem Schritt, hinterlässt braune Punkte auf seiner Hose. Blitze erhellen den Himmel. Es donnert. "Das Wetter kann mich nicht daran hindern, mein Patenkind kennenzulernen", sagt Backes und grinst. Er zieht die Kapuze noch ein wenig tiefer ins Gesicht. Stemmt seinen Regenschirm gegen den Wind. Über einen Schotterweg geht's immer tiefer in den Wald hinein. Nach zirka 20 Minuten trennen Backes und seinen zukünftigen Schützling nur noch wenige Meter - ein Graben und ein rutschiger Hang. Doch auch diese Hindernisse können den angehenden Patenonkel nicht einschüchtern. Anton drückt ein paar Äste zur Seite, kraxelt an einem moosbewachsenen Stein vorbei und steuert direkt auf sein Ziel zu. Völlig durchnässt bleibt er vor seinem Patenkind stehen. Einer knapp 200 Jahre alten und über zehn Meter hohen Buche. Seine Augen wandern den Stamm entlang. "Das ist wirklich ein schönes Exemplar," sagt Backes, neigt den Kopf leicht nach hinten und inspiziert die Baumkrone. "Allerdings", stimmt ihm Ulrich Heintz zu. Der Nabu-Landesvorsitzende freut sich über die geglückte Zusammenführung. Schließlich haben er und Projekt-Leiter Helmut Harth die Patenschaft in die Wege geleitet.

"Wir unterstützen das Programm Bundesprojekt biologische Vielfalt", erklärt Heintz, was es mit der ganzen Aktion auf sich hat. Ziel des Projektes ist es, bestimmte Tier- und Pflanzenarten zu schützen. "Wir haben entschieden, dass wir etwas für den Wald tun möchten", sagt der Vorsitzende. Der Schwerpunkt liege dabei auf dem Buchenwald, denn der sei sozusagen der tropische Regenwald Deutschlands. Vor allem auf alten Buchen ist die Artenvielfalt groß. Dort leben besonders viele Käfer, Vögel und Pilze. "Das Alter der Bäume steht jedoch im Gegensatz zum Nutzungsinteresse", sagt Heintz.

Die meisten Buchen werden bereits im ersten Drittel ihres Lebens gefällt, der besten Verarbeitungszeit des Holzes. "Um den Pflanzen ein längeres Leben zu ermöglichen, haben wir nun eine Förderung installiert, die den Nutzungsverzicht ausgleicht", berichtet Heintz. Und die funktioniert so: Der Nabu sucht Wälder, die für das Projekt in Frage kommen. Anschließend macht er den Besitzer ausfindig und bittet diesen um Unterstützung. Stimmt der Eigentümer - in diesem Fall die Gemeinde Tholey - zu, sucht der zuständige Förster geeignete Bäume aus. Denen teilt der Nabu Paten zu. Diese zahlen einmalig 200 Euro, was dem Brennholzwert eines Baumes entspricht. "Der Eigentümer bekommt das Geld als Entschädigung und verzichtet darauf, den Baum zu fällen", sagt Heintz. Der Nabu verpflichtet sich im Gegenzug, 40 Jahre lang die Erhaltung der Bäume zu kontrollieren und zu dokumentieren. Dazu zählt auch die Pflege einer Datenbank, in der die GPS-Daten der Pflanzen vermerkt sind. Außerdem erhält jeder Baum eine nummerierte Plakette mit dem Namen des Spenders. Und die will Backes jetzt anbringen. Er steht auf einer wackeligen Leiter, die langsam im aufgeweichten Boden versinkt. Mit dem Hammer nagelt er das kleine Schild an die Buche.

Doch wie kommt man überhaupt auf die Idee, einen Baum zu adoptieren? "Mir liegt die Umwelt einfach am Herzen", sagt Backes, das habe auch mit seinem Beruf zu tun. Backes ist Geschäftsführer der Firma Pro Terra, die für Umweltschutz- und Managementberatung zuständig ist. Neben der Buche unterstützt das Unternehmen noch 13 weitere Bäume . Alle zusammen würden einen großen Teil der CO2-Emissionen kompensieren, die seine Firma produziert. Als der frisch gebackene Baumhalter von der Leiter steigt, hat sich das Unwetter verzogen. Ein paar Sonnenstrahlen schimmern durch die Wolken. Backes hat jetzt nicht nur ein neues Patenkind sondern auch einen neuen Titel. Er ist der 100. Baumhalter, der aus dem Nabu-Projekt hervorgegangen ist. Backes sagt: "Es ist ein gutes Gefühl etwas für die Natur zu tun - und fürs Gewissen."

wertvoller-wald.de

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