Ärger über Mainzer Uni mischt bei Ausstellungsfeier mitAuch Ergebnisse aus Tholey sind in der Kreisstadt zu sehen

St. Wendel. Münzen, Pfeilspitzen, Scherben - und weitere Fundstücke aus elf Jahren Grabungsgesellschaft Terrex werden bis 7. Oktober in den Räumen der Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land im Wendelinushof ausgestellt. Hinzu kommen Informationstafeln zu Terrex. Eigentlich ein Grund zu feiern. Doch Ärger über die Mainzer Universität trübt die Stimmung

St. Wendel. Münzen, Pfeilspitzen, Scherben - und weitere Fundstücke aus elf Jahren Grabungsgesellschaft Terrex werden bis 7. Oktober in den Räumen der Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land im Wendelinushof ausgestellt. Hinzu kommen Informationstafeln zu Terrex.Eigentlich ein Grund zu feiern. Doch Ärger über die Mainzer Universität trübt die Stimmung. Besonders bei Thomas Fritsch, Terrex-Grabungsleiter am keltischen Ringwall in Otzenhausen. Er ließ am Rande der Ausstellung seiner Verwunderung freien Lauf.

Was ist passiert? 2006 habe der Archäologe mit seinem Team im Grafenwald bei Hermeskeil gegraben. Zum Vorschein kam dabei ein römisches Lager, also von Terrex entdeckt. Eine Sensation für alle Beteiligten. Mit diesen Pfründen sollte die gemeinnützige Gesellschaft nun nicht wuchern können. Denn erst jetzt wird bekannt, dass hier das älteste Römerlager in Deutschland entdeckt worden war. Verkünder dieser Nachricht: die Mainzer Universität. "Wir arbeiten oft mit Universitäten zusammen, und in Hermeskeil haben wir die Mainzer 2011 hinzugezogen", erläutert Fritsch. Die Rheinland-Pfälzer sollen erkannt haben, dass die Ausgrabung hohes Potenzial berge, darauf eigene Grabungsanträge hinter dem Rücken der Terrex gestellt haben. Fritsch: "Eine derartige Dreistigkeit, ein solches unkollegiales Verhalten habe ich noch nicht erlebt."

Heute wollen übrigens die Mainzer in Hermeskeil ihre Ergebnisse präsentieren. Die Terrex habe sich schriftlich zu diesem Termin angemeldet - und sei telefonisch ausgeladen worden. "Natürlich habe auch sie gute Arbeit geleistet, doch wir fühlen uns von unserem Partner ausgenutzt", zeigt sich Fritsch gegenüber der Uni verärgert.

Dass nun die Hochschule aus der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt die Lorbeeren einstreicht, habe auch andere Gründe. Fritsch: "Wir wollten erst 2013 weitergraben und dieses Jahr nutzen, die Ergebnisse zu publizieren." In einer luxemburgischen Fachzeitschrift habe er bereits einen Aufsatz dazu veröffentlicht. Vor den Mainzern. Doch mit gleichen Mitteln zurückschlagen wolle Fritsch nicht: "Das ist einfach nicht mein Niveau."

Somit stellte der Archäologe bei der Ausstellungseröffnung die Ergebnisse aus 13 Jahren Grabung in Otzenhausen - seit elf Jahren laufe seine Arbeit unter dem Dach der Terrex - sowie an anderen Stellen vor. Unter seiner Führung seien in über 195 000 Arbeitsstunden und mit Hilfe von 200 Mitarbeitern 50 neue Fundstellen und fünf Denkmäler ans Tageslicht befördert worden. "Dies ermöglichte eine neue, detaillierte Geschichtsschreibung der keltisch-römischen Vergangenheit unserer Region", ist Fritsch überzeugt.

Die Ausstellung am Wendelinushof zeigt teure Fundstücke. Daher musste eigens eine Alarmanlage installiert werden. Und sie funktioniert, wie sie während der Eröffnung mehrmals bewies. Auslöser: wohl überempfindlich eingestellte Sensoren. St. Wendel. Klaus-Peter Henz, für die römische Siedlung im Tholeyer Wareswald zuständig, präsentierte während der Ausstellungseröffnung im St. Wendeler Wendelinushof seine Ergebnisse: "2001 fiel der Startschuss der Grabungsarbeiten. In elf Jahren konnten wir ein genaues Bild der römischen Niederlassung gewinnen." Außerdem habe sein Team herausgefunden, dass sich die Römer auf einer älteren keltischen Siedlung ausgebreitet haben. Ebenso fanden sie in der Nähe einen alten Tempel des römischen Kriegsgottes Mars. Und auch hier gehen sie davon aus, dass dieser auf einem keltischen Heiligtum erbaut wurde. Die Grabungsgesellschaft ist bei diesem Projekt ebenfalls Terrex federführend. lk

Foto:lk

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Auf einen Blick

Terrex ist eine gemeinnützige Grabungsgesellschaft mit Sitz in St. Wendel. Sie betreut im Landkreis St. Wendel zwei Projekte: Keltischer Ringwall Hunnenring mit rheinland-pfälzischem Grenzgebiet sowie Römischer Vicus Wareswald. Gesellschafter sind: der Landkreis St. Wendel sowie die Gemeinden Marpingen, Nonnweiler, Oberthal, Tholey. red

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