28 Kandidaten in Tholey festlich zu Tempelrittern geschlagen

Tholey. "Geheimnisvoll" und "sagenhaft" sind wohl zwei Attribute, die vielen Menschen zunächst in den Kopf schießen, wenn sie das Wort "Tempelritter" hören. Denn Filme und Bücher wie Dan Browns "Sakrileg" behandeln die Legenden, die sich um den Orden der Tempelritter ranken

Tholey. "Geheimnisvoll" und "sagenhaft" sind wohl zwei Attribute, die vielen Menschen zunächst in den Kopf schießen, wenn sie das Wort "Tempelritter" hören. Denn Filme und Bücher wie Dan Browns "Sakrileg" behandeln die Legenden, die sich um den Orden der Tempelritter ranken. Ein Bild von Tempelrittern jenseits der Fiktion konnte man sich am vergangenen Samstag, 5. September, in der Tholeyer Abteikirche machen. Denn im Gotteshaus schlug Regent und Großmeister Dom Fernando Pinto de Sousa Fontes 28 Kandidaten zu Ordensrittern. Rund 250 Mitglieder des Historischen Ritterordens der Tempelherren von Jerusalem (OSMTH) aus 25 Ländern waren nach Tholey gekommen, um bei der so genannten Investiturfeier dabei zu sein. Zudem beriet das internationale Ordenskapitel am Wochenende in einem Weiskircher Tagungshotel. "Es ist ein großes Ereignis für Tholey", sagte der ehemalige Tholeyer Abt Makarios Hebler zu Beginn der Investiturfeier, bevor Manfred Biewer, der Leiter des deutschen OSMTH-Großpriorats, die Kandidaten nach vorne bat. Sie stellten sich in einer Reihe vor der untersten Altarstufe auf. Hinter ihnen standen die jeweiligen Paten. Das sind Ordensmitglieder, die die Anwärter auf ihren Weg zum Tempelritter begleitet haben. Nach einem Jahr im Orden kann man Knappe werden. Nach einem weiteren Jahr kann der Antrag gestellt werden, dass ein Kandidat Ritter wird. Die Entscheidung fällt der jeweilige nationale großpriorale Rat. Diesen Weg hatten die 28 Kandidaten aus den USA, Deutschland, Italien, Rumänien, Russland, Frankreich sowie Bulgarien bereits hinter sich, als Großprior Biewer in der Tholeyer Abteikirche kurz die Geschichte des OSMTH anriss. Im Mittelalter hätten nur Adlige Tempelritter werden können: "Das lässt sich nicht in die moderne Zeit übertragen." Bedingungen zur Aufnahme sind heutzutage eine höhere gesellschaftliche Stellung, der christliche Glaube, eine Mitgliedschaft in der katholischen oder evangelischen Kirche, eine Spende für gute Zwecke sowie ein Mantel und ein Schwert. Das Schwert symbolisiere die "Kraft des Wortes", sagte Großprior Biewer, bevor die Ordenswaffe den knienden Kandidaten präsentiert wurde. Nach einem Gebet reichte Zeremonienmeister Rüdiger Louis den Kandidaten unter anderem "Erde aus dem heiligen Land". Das war eines der vier Elemente, mit denen die angehenden Tempelritter ihre Hände reinigten. Anschließend überreichten die Paten ihren Schützlingen weiße Handschuhe als "Symbol der Reinheit der Herzen und der Lauterkeit der Gesinnung". Mit einer Hand auf der Bibel und einem schlichten "Ja" legten die Kandidaten den Eid ab. Die Schwurformel hatte Biewer zuvor vorgetragen. Die neuen Tempelritter verpflichteten sich unter anderem zur "Brüderlichkeit" sowie "Schwachen, Armen und Kranken zu helfen". Der Regent und Großmeister trat nach vorne und schlug die knienden Kandidaten mit einem Schwert zu Tempelrittern. Als Zeichen der Mitgliedschaft empfingen die Neulinge einen weißen Mantel mit rotem Kreuz, und die Paten legten ihnen das Halskreuz an. Zum Abschluss reichte der Zeremonienmeister den neuen Tempelrittern Salz, Brot und Wein. Nach dem Ritterschlag feierten Tempelritter und Gäste in der Tholeyer Abteikirche eine Messe, die Altabt Hebler hielt.

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