Kolumne Apropos Bitteres Heißgetränk und eine lange Liste

Was nicht alles auf der Liste der aktuellen Lebensmittelwarnungen steht. Darüber hat sich SZ-Redakteur Thorsten Grim Gedanken gemacht.

SZ-Redakteur Thorsten Grim entdeckt Liste mit Lebensmittelwarnungen
Foto: Robby Lorenz

Wow! Dass die Liste so lang ist, hätte ich nicht gedacht. Und was sich alles darauf findet. Erstaunlich. Dass ich dort gelandet bin, das liegt am Kaffee, den meine Kollegin heute Morgen gekocht hat. „Schmeckt irgendwie komisch, oder?“, hat sie mich gefragt. „Na ja, bisschen bitter vielleicht“, war die Antwort. Dann fiel mir ein, dass ich kürzlich gelesen hatte, dass gefälschter Kaffee auf dem Markt ist und vom Handel zurückgerufen wird. Vielleicht haben wir eine solche Charge erwischt? Ich durchstöbere das Internet und werde fündig: „Gefährliche Produktfälschung von Kaffee im Umlauf.“ Die Fälschung soll Glas- und Plastiksplitter enthalten. Okay, das betrifft uns nicht. Der gefälschte Kaffee ist von der löslichen Art. In der Redaktion kommt nur gemahlener Bohnenkaffee in die Filtertüte – übrigens ohne Alukapseln.

Erstens aus Naturschutzgründen: Auf eine Kapsel Kaffee kommen laut Deutscher Umwelthilfe rund 2,5 Gramm Alu oder Plastik und weitere 1,5 Gramm Papier für die Umverpackung. Das sind vier Gramm Müll für 6,5 Gramm Kaffee. Und dann schmeckt das Zeug noch nicht mal – der zweite Grund, warum Kapselkaffee bei uns verpönt ist. Der dritte ist schlicht und ergreifend die Menge des Heißgetränks, die täglich erst durch unsere Maschine und dann durch die Kehlen rauscht. Würden wir unseren Tagesbedarf in Form von Kapselkaffee in uns hinein schütten – wir müssten Zweitjobs annehmen. So weit, so gut. Nun schmeckt allerdings die Brühe, die gerade in meiner Tasse vor sich hin dampft, eben auch nicht.

Dabei ist es Kaffee einer Marke, die wir kennen und schätzen. Also nochmal googeln. Nach schlechtem Kaffee. Nun lande ich auf der Webseite des Bundesverbandes der Lebensmittelkontrolleure Deutschlands. Dort findet sich besagte Liste mit aktuellen Lebensmittelwarnungen. Drauf steht eine Fertigsoße, die nicht angegebene Allergene enthält. Eingelegte Tomaten, bei denen die darin verarbeiteten Kräuter Mehltau aufweisen. Mandeln, die mit Salmonellen verseucht sind. Ebenso Hähnchenbrustfilets. Gelistet ist Eiscreme mit Schimmelbefall und Camembert mit Coli-Bakterien. Nahrungsergänzungsmittel, die Ethylenchlorhydrin enthalten können – das Chlor-Derivat zählt zu den giftigsten organischen Halogen-Verbindungen überhaupt. Trinkwasser, das mit Reinigungsmittel belastet ist. . . Da vergeht mir glatt der Appetit. Zumal das nur ein Auszug ist – die Liste ist länger. Was auffällt: Es handelt sich um Massenware, die in zahlreichen Discountern bundesweit feilgeboten wird.

Für mich ist das ein weiteres Argument, Fleisch und Wurst lieber beim Metzger um die Ecke zu kaufen. Kartoffeln gibt es beim Bauer oder auf dem Wochenmarkt. Dort werden auch Fisch, Käse, Nudeln, Honig, Antipasti, saisonales Obst und Gemüse angeboten. Eier bringt der Eiermann, und so weiter und so fort. Es gibt inzwischen auch viele regionale Selbstvermarkter mit Hofladen oder  Verkaufsautomaten. Aber: Beim Kaffee funktioniert das alles nicht. Den baut ja hier niemand an. Zumindest noch nicht. Vielleicht bringt uns der Klimawandel wenigstens in dieser Hinsicht etwas Gutes.

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