Mit dem Tag des Kusses, weltweit das Zeichen großer Vertrautheit und Zuneigung, startete die Woche. Ansonsten war es mit der Zuneigung, zumindest in der Kommunalpolitik, nicht ganz so weit her. In Tholey, Oberthal, Nonnweiler, Nohfelden und der Stadt St. Wendel tagten die neu gewählten Räte zum ersten Mal. Auch der Kreistag konstituierte sich. Zuneigung - davon war oft wenig oder gar nichts in den Sitzungen zu spüren.Verständlich, denn Politik, gerade die Kommunalpolitik, lebt vom Streit, vom positiven Streit um die beste Lösung. Da schadet es auch nicht, wenn dieser Wettstreit den Kreislauf in Wallung bringt. Das regt an und fördert so die Kreativität. Probleme, davon gibt es in den Kommunen genug, sind, wenn mehr als einer sich daran abarbeitet, meist schneller gelöst. In die völlig falsche Richtung geht es allerdings, wenn nicht mehr die beste Lösung das Ziel des Streites ist, sondern es nur noch darum geht, dem anderen zu schaden - wenn aus dem politischen Konkurrenten der politische Gegner oder gar der politische Feind wird. Dann kommt zwar der Kreislauf richtig auf Touren, im Gegenzug nimmt aber die Kreativität rapide ab. In ganz schlimmen Fällen wird gar die politische Vernunft komplett ausgeschaltet. Mit verheerenden Folgen. Kommunalpolitik, die in ständigen Anfeindungen erstarrt, dient weder den Bürgern noch den Kontrahenten selbst. Im besten Falle gibt es beim nächsten Wahltermin die Quittung. Leider bleibt es dabei meist nicht mehr. Immer mehr Wähler verzichten ganz auf ihr Wahlrecht und entziehen damit den Politikern die Legitimation.Politikverdrossenheit, der dafür übliche Begriff, trifft die Situation nicht ganz. Politikerverdrossenheit ist es, was die Wähler immer stärker abschreckt, sich mit Politik zu befassen.