Streifzug durch die Geschichte der Hospitalstiftung

St. Wendel. Die Armen- und Krankenpflege und die Waisenfürsorge sei im Mittelalter eine Angelegenheit der Kirche gewesen, stellte der Historiker Gerd Schmitt zu Beginn seines Vortrages am Montagabend im Pfarrgarten von St. Wendelin fest

 Blick auf das Hospital in der St. Wendeler Innenstadt um 1935. Links sieht man die alten Gerbhäuser. Foto: Stadtarchiv

Blick auf das Hospital in der St. Wendeler Innenstadt um 1935. Links sieht man die alten Gerbhäuser. Foto: Stadtarchiv

St. Wendel. Die Armen- und Krankenpflege und die Waisenfürsorge sei im Mittelalter eine Angelegenheit der Kirche gewesen, stellte der Historiker Gerd Schmitt zu Beginn seines Vortrages am Montagabend im Pfarrgarten von St. Wendelin fest. Er sprach über dieses interessante Thema vor mehr als 60 Zuhörern, ergänzte seine Ausführungen mit vielen bisher kaum bekannten Hintergründen und leitete schließlich über zur Gründung des St. Wendeler Hospitals im Jahre 1455. Die erste Nachricht über eine Einrichtung der Armenpflege in St. Wendel finde sich, so Gerd Schmitt, in einer Urkunde aus dem Jahre 1415, die im Pfarrarchiv aufbewahrt wird. Dort heißt es: "Am 21. Oktober verpachten die Brudermeister der Kirche von St. Wendel mit Namen Jeckel Base, Werner Lecker und Hensel Smyt St. Wendelins Haus samt Wiesen, Äckern und Gehölz sowie einem Garten für den jährlichen Betrag von sechs Pfund Heller an einen gewissen Clas von Baltersweiler. Der muss sich verpflichten, das Haus zu heizen, damit die armen Leute sich dort wärmen können. Auch soll ihnen dort ein Lager mit Stroh bereitet sein." Nicht genau bekannt sei, wo dieser Wendelshof gestanden habe, vermutlich in der unteren Stadt im Bereich Brühl-, Luisen- und Kelsweilerstraße. Die im Jahre 1441 gegründete Bruderschaft der heiligen Sebastian und Fabian kümmerte sich ab dieser Zeit ebenfalls um arme und kranke Mitbürger und ließ ihnen Geld zukommen. Im Wingert soll ein so genanntes "Gutleutehaus" gestanden haben, ein Leprosenheim oder Siechenhaus, das zu Beginn des 16. Jahrhunderts erstmals erwähnt ist. Es diente der Aufnahme von Aussätzigen, die dort isoliert leben mussten. "Eine soziale Großtat war die Gründung des St. Wendeler Hospitals im Jahre 1455", sagte Gerd Schmitt im weiteren Verlauf seines Vortrags. Von der Stiftungsurkunde existiert eine Abschrift aus dem Jahre 1773. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts lebte in der Oberstadt von St. Wendel ein adeliges Ehepaar: Johann von Oppenheim, genannt Hanenschilt, und seine Ehefrau Tryne. Es schenkte nach dieser Urkunde "am 26. August des Jahres 1455 im Hinblick auf Heil und Seligkeit ihrer beider Seelen und in Anbetracht dessen, dass nichts sicherer ist als der Tod und nichts unsicherer als die Stunde des Todes und dass niemandem etwas von dieser elenden, vergänglichen Welt mehr nachfolgt ins ewige Leben als die zu Lebzeiten verrichteten guten Werke ( ) der Kirche und der Stadt ihr Haus mit Scheunen, Höfen und allem, was dazu gehört, zu einem ewigen Spital und zu einer Herberge armer, elender Leute "Wenn auch, wie Gerd Schmitt feststellte, die genealogische Herkunft des Johann von Oppenheim rätselhaft bleibe, existierten viele Fakten zu dieser großartigen Stiftung. Die Eheleute hätten sich selbst um die Armen und Kranken gekümmert, dabei jedoch zur Bedingung gemacht, bis zu ihrem Tod in dem geschenkten Haus wohnen zu dürfen. Als Spitalkirche habe die Magdalenenkapelle gedient. "Die Gebäude des Spitals bestanden aus solidem Fachwerk, waren mit Lehm verputzt und das Dach war mit Stroh gedeckt", heißt es in der Chronik. Es stand an dem Platz, wo sich heute das Schuhhaus Blum befindet. 1799 wurde das Hospital eine Einrichtung der Zivilgemeinde. Über die Zeit zwischen 1455 und 1799 sei, so der Redner, nur wenig bekannt. Unbekannt sei auch das Grab des Junkers Johann von Oppenheim und seiner Frau. Erst in jüngster Zeit sei ein Gebäude des heutigen Hospitals nach dem großherzigen Stifter Johann von Oppenheim benannt worden. gtr

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort