Standards für die Mittagsverpflegung Gemüse und Fisch statt Pizza und Pommes

St. Wendel · Damit das Schulessen ausgewogen bleibt, müssen sich Bildungsstätten an strenge Vorgaben halten. Zwei Einrichtungen im Landkreis St. Wendel erzählen, wie die gesunden Alternativen zum Mittagessen bei den Schülern ankommen.

 Frisches Obst muss in saarländischen Ganztagsschulen mindestens zweimal Pro Woche auf den Tisch kommen.

Frisches Obst muss in saarländischen Ganztagsschulen mindestens zweimal Pro Woche auf den Tisch kommen.

Foto: dpa/Jens Büttner

Würde man sie selbst entscheiden lassen, käme bei vielen Kindern wahrscheinlich jeden Tag nur Pommes, Pizza und Eiscreme auf den Tisch. Brokkoli, Rosenkohl oder Fisch? Bloß nicht! Damit Kinder auch mittags in der Schule eine ausgewogene und gesunde Mahlzeit zu sich nehmen, hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Qualitätsstandards für die Verpflegung in Ganztagsschulen ausgearbeitet. Wie die aussehen und ob sie bei den Kindern und ihren Eltern gut ankommen, haben zwei Schulen im Landkreis St. Wendel erzählt.

Alle Schulen, an denen Kinder und Jugendliche ganztägig unterrichtet und betreut werden, müssen mittags eine warme Mahlzeit anbieten. Während die Qualitätsstandards der DGE in den meisten Bundesländern lediglich als eine Empfehlung angesehen werden, müssen Ganztagsschulen in Berlin, Bremen und auch im Saarland diese verpflichtend einhalten. Das gilt sowohl für freiwillige Ganztagsschulen als auch für gebundene Ganztagsschulen. Bei letzterer nehmen alle Schüler verpflichtend an der ganztägigen Betreuung teil.

Wie ein Mittagessen an einer deutschen Schule auszusehen hat, darüber informiert die DGE im Internet. Unter anderem müssen täglich Getreideprodukte oder Kartoffeln sowie Gemüse oder Salat angeboten werden. Mindestens zweimal wöchentlich sollen Obst und Milchprodukte auf den Tisch kommen und einmal pro Woche ist Seefisch angesagt. Fleisch und Wurst dürfen nicht öfter als zweimal pro Woche auf dem Speiseplan stehen, und jeden Tag soll ein vegetarisches Gericht angeboten werden. Neben den Lebensmitteln selbst und geltenden Hygienevorschriften sollen die Schulen auch auf die Rahmenbedingungen des Mittagessens achten: 60 Minuten in einem eigenen Speiseraum schlägt die DGE hier vor.

Ob die Vorgaben eingehalten werden, überprüft das Ministerium für Bildung und Kultur nach eigenen Angaben stichprobenartig. Laut Pressereferentin Elke Steppat wurden seit der Einführung der DGE-Standards alle Schulen im Saarland einmal kontrolliert, mehr als die Hälfte bereits zweimal. Entspricht die Verpflegung in einer Schule einmal nicht den Anforderungen, müssen die Mängel behoben werden. Bislang sei dies im Saarland aber kein Problem gewesen, sagt Steppat. Sowohl Schulen als auch die Caterer können sich von der DGE außerdem auf freiwilliger Basis zusätzlich zertifizieren lassen. Diese Einrichtungen kontrolliert die DGE dann regelmäßig selbst.

Die einzige gebundene Ganztagsschule im Landkreis St. Wendel ist die Gemeinschaftsschule in der Kreisstadt. Von den rund 300 Schülern nehmen fast zwei Drittel am täglichen Mittagessen teil, sagt Schulleiterin Ursula Zeyer. Ihre Einrichtung habe dank der großen Mensa und einer eigenen Küche gute Voraussetzungen für die Mittagsverpflegung. Die Speisen kommen vom Caterer apetito, werden aber in der hauseigenen Küche frisch zubereitet, erklärt Zeyer. Die Schüler hätten jeden Tag die Auswahl zwischen zwei Menüs, darunter auch einer vegetarischen Option. Was auf den Tisch kommt, entschieden Caterer und Schulleitung anhand der DGE-Richtlinien gemeinsam.

Ursula Zeyer erzählt, dass ihre Schüler die ausgewogenen Mahlzeiten gut annehmen. „Auch Gemüse und Salat werden gerne gegessen“, sagt die Schulleiterin. Verbesserungsvorschlägen von Eltern und Schülern stünde die Schule aber aufgeschlossen gegenüber: „Wir haben auch schon auf Wünsche reagiert und unsere Auswahl angepasst”, so Zeyer.

Auch am St. Wendeler Cusanus-Gymnasium wird Mittagsverpflegung angeboten. Die Schule verfügt sowohl über eine freiwillige als auch eine teilgebundene Ganztagsschule. Letztere umfasst nicht die gesamte Einrichtung, sondern nur einzelne Klassen. Laut Michael Uhl, der die Koordination der Ganztagsschule am Cusanus übernimmt, werden dort pro Tag rund 55 Mittagessen gegessen. Geliefert werden die Lebensmittel ebenfalls vom Caterer apetito. Ein eigenes Küchenteam der gemeinnützigen Bildungseinrichtung WIAF bereite die Verpflegung im Bistro zu. Jeden Tag hätten die Kinder zwei Menüs zur Auswahl, auch ein fleischloses sei immer dabei.

Bestellt werde im Voraus über ein Internetsystem. Bei der Auswahl erkenne Uhl, dass viele Eltern ihre Kinder in die Wahl des Mittagessens miteinbeziehen. So würden Menüs wie Hähnchen oder Schnitzel mit Pommes häufig der etwas gesünderen Alternative vorgezogen. „Im Endeffekt essen die Kinder ja nur, was ihnen auch schmeckt“, sagt Uhl. Die Standards der DGE sorgten aber dafür, dass die Auswahl stets ausgewogen bleibe.

Insgesamt ist Michael Uhl mit der Mittagsverpflegung an seiner Schule sehr zufrieden. Verbesserungsvorschläge habe es bislang noch keine gegeben. Für Uhl ist das ein gutes Zeichen. Auch Sternekoch Stefan Marquard, der Ende 2017 auf seiner Schultour Halt am Cusanus-Gymnasium gemacht hat, um gemeinsam mit den Schülern ein gesundes Essen zu kochen, habe Eindruck hinterlassen. „Unser Schulkoch steht noch immer in Kontakt mit Stefan Marquard und holt sich oft Tipps für die Mittagsverpflegung“, erzählt Uhl.

Wer nicht am Programm einer Ganztagsschule teilnimmt und nichts von zu Hause mitnehmen möchte, kauft sich häufig in Cafeteria, Bistro oder am Automaten ein belegtes Brötchen oder ein Teilchen für zwischendurch. Dafür hat die DGE auch Standards für gesunde Snacks entworfen. Diese müssen im Saarland bislang aber noch nicht verpflichtend umgesetzt werden, erklärt Elke Steppat vom Bildungsministerium.

Die Kriterien für das warme Mittagessen seien aber bereits ein Schritt in die richtige Richtung, die von den saarländischen Schulen gut aufgenommen worden seien. Und auch die Caterer begrüßten laut Sabine Schorr vom Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz die DGE-Standards, weil so Preis- und Qualitätsdumping vermieden werde.

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