Redaktionsbesuch St. Wendeler Sporthalle ohne Konzept?

St. Wendel · Der SPD-Landtagsabgeordnete Magnus Jung kritisiert das Vorgehen beim geplanten Hallen-Neubau.

 Der SPD-Landtagsabgeordnete und Kasteler Ortsvorsteher Magnus Jung.

Der SPD-Landtagsabgeordnete und Kasteler Ortsvorsteher Magnus Jung.

Foto: Foto: Gundelwein/SPD

Einmal vom Chefsessel winken, einmal an der Spitze der Regierung stehen, einmal Bundeskanzler sein. Was würde Magnus Jung (SPD) tun, wenn er dazu die Gelegenheit hätte? „Ich würde mich um die Bekämpfung des weltweiten Klimawandels und das Kindersterben in Afrika kümmern“, beantwortet er die Frage in seinem Steckbrief auf der Webseite der SPD-Landtagsfraktion. Doch der 45-Jährige ist kein Träumer. Das zeigt sein Besuch in der St. Wendeler SZ-Redaktion.

Jung ist bestens vorbereitet. Bringt neben Kuchen eine Themenliste mit, die er Punkt für Punkt abarbeitet. Der Politiker spricht präzise. Findet Worte, die nicht jedem gefallen. Vor allem, wenn es um die geplante Sporthalle in St. Wendel geht: „Es kann nicht sein, dass ich von so einem Projekt durch die Zeitung erfahre.“ Das neue Sportzentrum soll 15,7 Millionen Euro kosten. Der Landkreis steuert 3,1 Millionen Euro bei, da auch Schulen die Halle nutzen werden. Diese Botschaft verkündete die Stadt am 17. März, neun Tage vor der Landtagswahl. „Die CDU wollte damit Punkte sammeln“, sagt Jung. Er ist überzeugt, dass es keinen konkreten Plan gibt. „Ich habe bis heute kein Konzept gesehen.“ Die nicht vorhandene Kommunikation stört den 45-Jährigen besonders. „Es ist ein echter Hammer, dass Landrat Udo Recktenwald (CDU) nicht mit allen Bürgermeistern gesprochen hat, bevor er die Öffentlichkeit über den Zuschuss vom Landkreis informierte“, sagt Jung. Schließlich sei die Haushaltslage der Gemeinden schlecht. Er wirft Recktenwald vor, diesen Schritt schon lange geplant zu haben. Denn im Dezember 2016 beschloss der Kreistag eine neue Richtlinie. Diese besagt – zusammengefasst – dass der Landkreis St. Wendel sich weiterhin an den Investitionen für Sporthallen in Höhe von 20 Prozent beteilige. „Die CDU bezieht sich jetzt auf diese Richtlinie. Als diese beschlossen wurde, war von dem Sportzentrum allerdings noch keine Rede“, wirft Jung der Opposition vor. Er würde sich nicht grundsätzlich gegen das neue Sportzentrum stellen, aber es gebe noch viel zu klären. Kann die jetzige Halle vielleicht doch saniert werden? Lohnt sich ein solches Superzentrum? Und ist St. Wendel überhaupt die Sportstadt des Saarlandes?

Fragen, die Jung auch deshalb so sehr beschäftigen, weil sie über die Zukunft seiner Heimat entscheiden. Und die liegt ihm besonders am Herzen. Seit 2009 ist er Mitglied des Landtages, seit 2014 stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender und Umweltpolitischer Sprecher. Dieses Jahr hat er das Amt des Sozialpolitischen Sprechers sowie den Vorsitz des Ausschusses für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie übernommen. Doch trotz der Verpflichtungen in der Landespolitik, engagiert sich Jung noch immer auf kommunaler Ebene – ist Mitglied des St. Wendeler Kreistags und Ortsvorsteher von Kastel. Dort wohnt Jung seit Geburt.

 Der Lothringer Platz in Kastel soll Dorfmittelpunkt und Treffpunkt sein. Dorthin lädt der Ortsrat während der Ferien zum Freitags-Treff, um über die mögliche Entwicklung von Kastel zu reden.

Der Lothringer Platz in Kastel soll Dorfmittelpunkt und Treffpunkt sein. Dorthin lädt der Ortsrat während der Ferien zum Freitags-Treff, um über die mögliche Entwicklung von Kastel zu reden.

Foto: Jupp Bonenberger

Früher sei in dem Nonnweiler Ortsteil viel los gewesen, erinnert er sich. „Aber seit die Sparkasse und das kleine Geschäft geschlossen haben, ist er wie ausgestorben. Das würde ich gerne ändern.“ Der Lothringer Platz solle wieder zum Treffpunkt werden. Der Ortsrat lädt daher während der Ferien zum Freitags-Treff. „Zum ersten Termin kamen rund 30 Leute“, erzählt der SPD-Politiker. Sie hätten gemeinsam Boule gespielt und über die Entwicklung von Kastel gesprochen. Der Lothringer Platz liege in einem städtebaulichen Fördergebiet. Doch bis dort etwas passiert, wird es noch dauern. „Aktuell bauen wir den Kindergarten. Die Projekte Kreuzungsbereich, Gerätehaus und Radweg haben wir gerade erst abgeschlossen“, sagt Jung. Da blickt plötzlich für einen Moment der Träumer in ihm durch. Er lächelt und fügt hinzu: „Ein Biergarten, ein Dorfladen und eine E-Bike-Ladestation in der Dorfmitte wären schon schön.“

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