St. Wendel ist auf der Höhe der Zeit

St. Wendel tickt fast immer richtig, zumindest was die öffentlichen Uhren in der Kernstadt angeht. Bei einem Rundgang durch die Innenstadt kann man von mehreren öffentlichen Zeitmessern ablesen, was die Stunde geschlagen hat, und in acht von neun Fällen sogar ganz genau

St. Wendel tickt fast immer richtig, zumindest was die öffentlichen Uhren in der Kernstadt angeht. Bei einem Rundgang durch die Innenstadt kann man von mehreren öffentlichen Zeitmessern ablesen, was die Stunde geschlagen hat, und in acht von neun Fällen sogar ganz genau. Wenn aber in der Nacht von Samstag auf Sonntag die Zeitmesser eine Stunde zurückgestellt werden, ticken dann immer noch alle Uhren richtig? Diese Frage lässt sich am Sonntag bei einem Spaziergang beantworten. Dann wird sich auch zeigen, ob Inka Speicher-Hesse, Apothekerin und Besitzerin der Apotheke am Brunnen in der Balduinstraße, ihren Zeitmesser schon der Winterzeit angepasst hat. Das muss sie noch selbst erledigen.Alle Chronometer in der Stadt gehen genau. Zumindest zu dem Zeitpunkt unseres Rundganges. Von den neun Uhren befinden sich vier im Bahnhofsbereich, eine in der Bahnhofstraße, eine in der Parkstraße, die schon angesprochene in der Balduinstraße und zwei an den Gotteshäusern im Stadtzentrum: nämlich an der Basilika und an der evangelischen Kirche. Sind die meisten Zeitmesser, wie am Bahnhof, eher simpel gestaltet, so haben die zwei Kirchturmuhren, die sich ähneln, ein etwas anderes Design. Beide haben schwarze Zifferblätter, goldene römische Zahlen und verschnörkelte Zeiger. Ein Unterschied besteht jedoch in der Umstellung. Während bei der evangelischen Kirche Küsterin Heidemarie Krüger die Uhr an einem Schalter umstellen muss, geht das bei der Basilika automatisch. "Sie wird nämlich von einer Mutteruhr in Braunschweig gesteuert", erklärt Küster und Pfarrsekretär Hans-Werner Luther. Zwar existieren bereits im 13. Jahrhundert mechanische Uhren, aber viele Leute konnten sich die teuren Zeitmesser nicht leisten. Also wurden an den Kirchtürmen weit oben Uhren angebracht, die man von fast allen Plätzen in den Orten erkannte. Nachdem im 15. Jahrhundert der Federantrieb erfunden wurde, war auch die Entwicklung der Taschenuhr möglich. Zwar ist diese Form der Chronometer eigentlich klein, um sie in die Tasche stecken zu können, doch findet sich über dem Schaufenster von Juwelier Heuel in der Bahnhofstraße ein etwas größeres Exemplar. Verziert ist das Gehäuse mit goldenen Punkten und zieht somit viele Blicke von Passanten auf sich. Auch diese Uhr geht richtig.Nur wenige Meter davon entfernt am St. Wendeler Bahnhof finden sich sowohl an der Außenwand als auch im Gebäude jeweils eine schlichte Uhr. Und auch auf den Gleisen selbst hängen die typischen Bahnhofsuhren - übrigens die einzigen mit Sekundenanzeiger -, die bei der Zeitumstellung automatisch zurückgedreht werden. Und auch bei Stromausfall laufen die Chronometer am Bahnhof weiter, da sie an einem Stromerzeugungsaggregat angeschlossen sind. Dies ist wichtig, damit auch die Züge bei Stromausfall fahren können. Wer jedoch den Bus anstatt der Bahn nimmt, schaut am zentralen Omnibus-Bahnhof auf eine Anzeigentafel. Dort sind nicht nur die Zielorte und Abfahrtzeiten der Busse aufgelistet, auch ist ein Zeitmesser in die Tafel eingebaut, der einer Bahnhofsuhr ähnelt. Er zeigt die genaue Zeit an.Das macht auch die Funkuhr der Kreissparkasse in St. Wendel, die am Seiteneingang der Bank in der Parkstraße hängt. Es ist die einzige Digitaluhr unseres Testes, und sie enthält zudem ein Thermometer. Somit werden abwechselnd Uhrzeit und Temperatur angezeigt. Da es eine Funkuhr ist, muss niemand in der Nacht von Samstag auf Sonntag aufstehen, um die Uhr zurückzudrehen. Und auch dieser Chronometer läuft bei Stromausfall weiter, da er an dem Notstromaggregat der Bank angeschlossen ist. Gegenüber der Kreissparkasse, bei der St. Wendeler Volksbank, hängt ein Glockenspiel, bei dem vier Mal im Jahr - passend zu den Jahreszeiten - die Melodien geändert werden. Beim Test der SZ wurde das Glockenspiel nicht als öffentliche Uhr berücksichtigt, da es nur zwei Mal am Tag läutet, nämlich um zwölf und um 17 Uhr. Trotzdem wissen die Leute bei beiden Malen, wann sie zur Mittagspause oder in den Feierabend gehen können.Und das auch nach der Umstellung auf Winterzeit in der Nacht zum Sonntag. Denn zwölf Uhr ist und bleibt zwölf Uhr, auch wenn es am Samstag noch elf Uhr war. Ist doch logisch. Oder?

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