Rosenmontag Stürmisches Finale der Straßenfastnacht

Freisen · Bange Blicke gen Himmel läuten den Rosenmontag ein. Doch dann grünes Licht und das Startsignal für alle Umzüge im Landkreis St. Wendel.

 Safarie war beim Rosenmontagsumzug in Marpingen angesagt.

Safarie war beim Rosenmontagsumzug in Marpingen angesagt.

Foto: Thorsten Grim

Das war eine nicht gerade willkommene Punktlandung: Um 14.11 Uhr öffneten sich die Himmelsschleußen über Freisen. Was als leichter, unangenehmer Regen begann, entwickelte sich zu einem Graupelschauer mit Blitz und Donner – und das alles über dem Rosenmontagszug. „Der Kapitän geht von Bord“ war das Motto von Gerd Bonenberger, der für das Amt des Ortsvorstehers nicht mehr kandidieren möchte. „Für mich als Ortsvorsteher ist das der fünfte und letzte Umzug“, verkündete er. Da weinte sogar der Himmel.

Rund 300 Leute nahmen an der Veranstaltung teil. Zwölf Fußgruppen sowie mehrere Laster und Wagen gehörten dem Zug an. 20 Gruppen waren gemeldet, eine sagte witterungsbedingt ab. Stattdessen ist dann die Landjugend St. Wendel am Zugende mit ihrem Motivwagen in die Bresche gesprungen. Ursprünglich wollten sie am Umzug in Neunkirchen teilnehmen. Der wurde aber wegen der Sturmwarnung abgesagt. Anders hier in Freisen, wo man sich von den Wetterkapriolen nicht abhalten ließ. Am Mutziger Platz war Aufstellung und es ging dann über die Baumholderstraße und Schulstraße bis zur Bruchwieshalle, wo die Narren dann nach Herzenslust feiern konnten. Michael Ewig übernahm wieder die Moderation am Zug und hatte für jede Gruppe, und sei sie auch noch so klein, ein paar persönliche Worte der Vorstellung parat.

„Wir haben uns beim närrischen Frühstück im Bürgerhaus über das ungemütliche Wetter beraten und gegen zwölf Uhr entschieden, den Rosenmontagsumzug durchzuführen“, sagte die Vorsitzende des Karnevalvereins Gehweiler, Sabrina Greif. „Es waren sogar mehr Teilnehmer als in den Vorjahren. Wegen des plötzlich einsetzenden körnerdicken Hagels haben wir den Umzug verkürzt und ihn direkt zum Bürgerhaus geführt. Dort haben wir weiter gefeiert“, erklärte die Vereinschefin weiter.

Herold Rita Klemm hatte um 14.11 Uhr pünktlich das Startzeichen zum Umzug gegeben. Es folgten Gardemädchen und die Präsidenten des Vereins, Henning Fries und Andreas Gerhart. „Ist es wirklich wohr, 2020 sind es schon 20 Johr“, hieß es beim Gospelchor Saint Michael Gehweiler und unter dem Motto „Totgeglaubte leben länger“ feierten die Mitglieder des SV Gehweiler. Die Puder-Rosa-Ranch mit Indianerinnen, Bauwagen und großem Tipiwagen zeigte sich als Ableger der Bienenrockranch Gehweiler. Die Hirsteiner Schrebbscher präsentierten ihre Backkunst und verteilten frischgebackene Minibrezeln und Laugenweck. Eine als Schafe verkleidete Gruppe mit einem fahrbaren Schoofs-Lyoner-Schwenker und Original Schoofswurst kam aus dem Intermähland. Walter Theobald von den Obst-, Garten- und Naturfreunden Gehweiler hatte an seinem Gefährt spaßige Sprüche platziert. Hinter einer Line-Dance-Gruppe versteckten sich die Wilden Weiber von Gehweiler mit Oskar Gisch als Oberhäuptling. Und die Gruppe The brave one winkten auf einem weiteren Wagen als Cowboys und Indianer dem Narren-Publikum entgegen.

Der kleine aber feine Fasenachtsumzug in Oberkirchen setzte sich pünktlich in Bewegung. Vom Feuerwehrgerätehaus marschierten, rollten und tanzten die Teilnehmer Richtung Festhalle. Mit dabei waren die Prinzengarde, die Löffelgarde und das Männerballet der Oberkrichener Karnevalsgesellschaft (OKG) sowie etliche Wickinger und Fasebooze. Wegen des schlechten Wetters waren allerdings kaum Zuschauer am Straßenrand zu sehen. Was die hartgesonnenen Narren aber nicht abhielt: Sie feierten trotzdem.

Die Vereinsgemeinschaft Nussknacker Überroth-Niederhofen ließ sich am Rosenmontag von dem turbulenten Wetter nicht beeindrucken und schickte am Nachmittag 57 Gruppen auf Narrenfahrt durch Überroth. Auch viele kostümierte Besucher trotzten dem Wetter und antworteten mit bester Feierlaune. Angeführt von Zugführer Ingo Holz nahm der Umzug in einer Regenpause Fahrt auf. Das tat besonders den Papierblumen gut, die die Teilnehmer jedes Jahr aus Krepppapier basteln, um die Wagen zu dekorieren. „Alleine den Wagen unserer Elferratsfrauen schmücken 5000 bis 8000 handgemachte Blüten“, sagt Ingo Holz.

In den vordersten Reihen des Umzugs präsentierten sich die Gruppen der Nussknacker aus Überroth und dem Bohnental. Funkenmariechen, Tanzgarden und Musikanten sorgten Stimmung. Die folgenden Fußgruppen und Wagen kamen aus der gesamten Gemeinde Tholey. Neben vielen heiteren Themen wurde auch Aktuelles aus dem Politkarussell geboten. Während die Panzerknacker aus Bergweiler in ihrem Fluchtauto „keine Fete ohne Knete“ propagierten, prangerten die Quadfahrer aus Neipel den Dieselskandal an: „Dieselfahrern das Fahrverbot droht! Hauptsache der Autoindustrie geht‘s gut. Wir haben Euer Geklüngel satt, drum fahren wir jetzt alle Quad.“ Auch die nach Überroth ausreisewillige Queen gab sich die Ehre. In Begleitung ihrer königlichen Garde marschierte sie in einer Fußgruppe aus dem Bohnental mit und winkte dem närrischen Volk majestätisch zu. „Halwe Lidder Ex IT statt Brexit“ war auf einem Schild an dem mitgeführten Bollerwagen zu lesen. Fast schon ihre liebe Mühe mit den Windböen hatte eine Fußgruppe aus Überroth, die in überdimensionierten aufgeklappten Schmuckkästchen mit Riesenperlen steckten. Viel Stimmung verbreiteten die großen Prinzenwagen und der Wagen des Männerballetts aus Scheuern. Die Gipfelstürmer animierten das närrische Fußvolk zu einem flotten Partytanz. Mittendrin Robin Hood, Rotkäppchen und ein Bauer auf der Suche nach seiner Frau. Der Überrother Rosenmontagsumzug krönte stimmungsvoll das Jubiläum der Vereinsgemeinschaft Nussknacker.

Geht er oder geht er nicht? Lange Zeit war am Morgen unklar, ob der Marpinger Rosenmontagsumzug überhaupt würde losziehen können. Zu unvorhersehbar war die Wetterlage – und, ob der befürchte Sturm tatsächlich so dreist sein würde, den Höhepunkt der Straßenfastnacht in der Gemeinde Marpingen so mir nichts dir nichts hinwegzupusten.

Um beinahe punktgenau 11.11 Uhr war dann aber klar: Bennet, so der Name des derzeitigen Sturmtiefs, ist ein Fassendbooze. Der Umzug würde starten können. Das tat er dann auch um 14.11 Uhr. Wenngleich die Zuschauer wohl wegen der widrigen Wetterverhältnissen eher ins Zentrum des Alsbachtals tröpfelten statt strömten, tat das der Feierlaune keinen Abbruch. Im Zug selbst, der von der Musikgemeinschaft Marpingen-Alsweiler ins Feld geführt wurde, fanden sich Meerjungfrauen und Meeresgötter, Griechen und Punks. Es gab Pusteblumen zu bestaunen und mit Fröschen konnte angestoßen werden – auf den neuen Kunstrasenplatz. Der dient ihnen jetzt als Biotop. Faasendbooze in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten, das war indes das Anliegen der wilden Tiere von DJK und Messdiener, die wie Tags zuvor schon in Alsweiler auf großer Safaritour waren. Von dort war auch der Theater- und Karnevalverein nach Marpingen gekommen, um mit seinen zahlreichen Gardetruppen die Straßen in Besitz zu nehmen. Das gelang immerhin zeitweise, dann wurde weitermarschiert. Letztlich bis zur Aula, Zielort des Umzugs. Dort spielte am Abend die Band Krachleder, aber auch im Festzelt auf dem Marktplatz wurde bis in die Abendstunden gefeiert.

Wahnsinn. Beim Rosenmontag in Nonnweiler schüttete es dermaßen heftig, dass die Gutzjer, Gummibärchen und weiteres Naschwerk mit dem Regenwasser die Trierer Straße hinuntertrieb. Wie unter einer Dauerdusche tappten die hartgesottenen Hochwald-Narren mittendurch. Überraschend war auch der Bautrupp aus der Kulturhalle dabei, der sonst bei Nieselregen schon die Arbeit einstellt. Für den Trierer Bischof Stephan Ackermann gab es eine richtige Klatsche wegen der Pfarreien-Strukturreform: „Ackermännchen, lässt du deine Schäfchen hier allein, springt der Weizenbierclub ein“, kündigte ein großes Plakat am Hänger der Biergenießer Hilfe an. Bekanntlich hat Nonnweiler in diesem Jahr kein Prinzenpaar. Der Grund: Kurz vor der Inthronisation ist das Paar entführt worden. Für zehn Kisten flüssiges Feingold hätten die Entführer die beiden wieder auf freien Fuß gesetzt. Doch die Karnevalsgesellschaft zahlte nicht. Deren Damen-Elferrat präsentierte sich in schmucken Pharaoninnen-Kostümen. Auch der mobile Coffeeshop aus Eisen rollte mit. Marihuana-Sorten wie Hochwald-Special, Mega-Shot oder Balla Balla sollen richtig knallen, wirbt die Hanfmanukatur aus Eisen. Die närrische Akteure aus Eiweiler sind für ihren guten Geschmack bekannt. Sie stehen auf „Cordula Grün“, die Puppe aus dem Video des Erfolgshits von Sänger Josh. Insgesamt 27 Wagen und Fußgruppen hatten eines mit den Narren am Straßenrand gemeinsam: Alle waren nass bis auf die Haut und haben bis zum Schluss durchgehalten. Nach dem Zug ging es zur After-Show-Party in die Kurhalle.

  In Freisen sorgte de Utschebebbes auf dem Wagen des KVF für Stimmung.

In Freisen sorgte de Utschebebbes auf dem Wagen des KVF für Stimmung.

Foto: Ralf Mohr
 Der Gospelchor St. Michael beteiligte sich am Umzug in Gehweiler.

Der Gospelchor St. Michael beteiligte sich am Umzug in Gehweiler.

Foto: B & K/Franz Rudolf Klos
 Die Löffelgarde führte den Umzug in Oberkirchen an.

Die Löffelgarde führte den Umzug in Oberkirchen an.

Foto: B & K/Franz Rudolf Klos
 Diese Damen marschierten beim Umzug in Überroth mit.

Diese Damen marschierten beim Umzug in Überroth mit.

Foto: Marion Schmidt
 Pharaoninnen waren beim Nonnweiler Umzug unterwegs.

Pharaoninnen waren beim Nonnweiler Umzug unterwegs.

Foto: Frank Faber
  In Bosen spazierten die Fitness-Girls des FV Gonnesweiler mit.

In Bosen spazierten die Fitness-Girls des FV Gonnesweiler mit.

Foto: Frank Faber
Bildergalerie des Rosenmontagsumzugs in Marpingen
6 Bilder

So war der Umzug in Marpingen

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Foto: Thorsten Grim

Mit etwas Verspätung machten sich die wackeren Akteure des Bosener Rosenmontagumzugs auf den Weg durch den Ort. Der Bosener Zugleiter Heiko Kiefer hatte wegen des total verrückt spielenden Wetters den Abmarsch des Rosenmontagumzugs am Altenheim um 15 Minuten nach hinten verlegt. „Wir stellen uns auf und ziehen das in einem durch“, sagte Kiefer. Ein Hoch auf die Akteure und Besucher, die bei dem Sauwetter eine Narrenparade überhaupt möglich machten. Sieben Fußgruppen, deren Kostüme im Wind flatterten, und zwei Wagen bildeten den Bosener Lindwurm. Vorneweg rollte die Gummibärenbande aus Sötern an den Narren am Dorfplatz vorbei. Und dahinter wurde es farbenfroh. Die Delegation aus dem Altenheim schwärmte von der schrillen Mode aus den 1980er-Jahren. Vom nahen Bostalsee tauchten Quallen im Dorf auf. Neu sind am Badesee die pinkfarbenen Flamingos eingetroffen, die in Bosen über die Straße stolzierten. Genügend Wasser bekamen die marschierenden Blumentöpfe ab, damit die zarten Pflänzchen gedeihen. Der Schützenverein „Gut Ziel“ trifft regelmäßig ins Schwarze. Davon können sich die Fußballer vom Sportclub (SC) eine Scheibe abschneiden. Im Jubiläumsjahr 2019 soll das besser werden. Der SC wird stolze 100 Jahre alt. Nach der schnellen Runde durch den Ort ging es ins evangelische Gemeindehaus. Doch zunächst mussten noch die nassen Klamotten gewechselt werden.

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