Coronavirus im Landkreis St. Wendel Eltern nehmen Notbetreuung kaum in Anspruch

St. Wendel · Aktuell werden 167 Kinder und Schüler in Kindertageseinrichtungen und Schulen des Landkreises St. Wendel betreut. Die Saarbrücker Zeitung hat bei Eltern und Kommunen nachgefragt, wie es läuft.

Eine Mutter steht mit ihren Kindern vor dem Kita-Eingang und klingelt. Kitas sind, wie die Schulen, wegen des Coronavirus geschlossen. Für einige Eltern ist aber eine Notfallbetreuung gewährleistet.

Eine Mutter steht mit ihren Kindern vor dem Kita-Eingang und klingelt. Kitas sind, wie die Schulen, wegen des Coronavirus geschlossen. Für einige Eltern ist aber eine Notfallbetreuung gewährleistet.

Foto: dpa/Uwe Zucchi

Diese Nachricht mussten die meisten Eltern wohl erst einmal verdauen. Am Freitag hatte die Landesregierung verkündet, dass alle Schulen und Kindertagesstätten im Saarland bis zum 26. April geschlossen bleiben. Eine Herausforderung für die Erziehungsberechtigten. Es galt für sie zu organisieren, zu planen und den Tagesablauf neu zu strukturieren.

„Mein Mann hat zum Glück noch bis zum 1. April Urlaub“, sagt Sabrina Bach. Auch für die Zeit danach hat die 30-Jährige schon konkrete Pläne. Die Großmutter und eine Freundin springen ein, um ihre beiden Söhne zu betreuen. Außerdem haben sie und ihr Mann Schichten umgelegt. „Soweit die Theorie, die mit Sicherheit mit viel Fahrerei einhergeht“, befürchtet Bach. Sie hofft, dass der Plan aufgeht und sich die Lage bis nach den Osterferien entspannen wird. Nicht ganz so rund läuft es derweil bei Sabrina Theobald. „Wir hatten am Montag und Dienstag die Zusage für einen Platz in der Notbetreuung des Kindergartens bekommen“, erzählt sie. Am Mittwoch sei ihr jedoch mitgeteilt worden, dass daraus leider doch nichts werde. Die Begründung: „Mein Mann arbeitet nicht in einem systemrelevanten Beruf, sondern nur ich“, erzählt Theobald. Familie Schley hat sich derweil gar nicht für die Betreuung beworben. „Ich mache Homeoffice und bespaße das Kind“, erklärt Frank Schley. Derweil setzen Sebastian Fink und seine Frau auf die Großmutter. „Ich habe nur fünf Tage Sonderurlaub bekommen“, sagt Fink.

Die Stimmung bei den Eltern sei angespannt, aber ruhig. „Sie haben das super und extrem vernünftig geregelt“, findet Nonnweilers Bürgermeister Franz Josef Barth (SPD-unterstützt). Gerade einmal zwei Kinder werden in der Grundschule der Gemeinde betreut. In der kommunalen Kita in Otzenhausen passen die Erzieher aktuell auf zwei Kinder auf. „Aber wir müssen abwarten, wie sich die Situation weiterhin entwickelt“, gibt sich Barth verhalten optimistisch. Auch in Zeiten der Notbetreuung gibt es für die Erzieher weiter wie gewohnt Gehalt. „Die Mitarbeiter, die nicht die Kinder betreuen, nutzen die Zeit, um etwa Berichte zu schreiben oder Ähnliches“, sagt Barth. Auch Überstunden würden jetzt abgefeiert.

Drei kommunale Kindergärten gibt es in der Gemeinde Namborn: in Hirstein, Furschweiler und Namborn. „In dieser Woche haben wir vier Kinder in der Notbetreuung in Hirstein, ein Kind ist in Namborn und zwei in Furschweiler“, sagt Namborns Bürgermeister Sascha Hilpüsch (SPD). Es gebe momentan jeweils nur eine Gruppe. Diese  dürfe maximal aus fünf Kindern bestehen. Bei der Vergabe der Plätze spielt der Beruf der Eltern eine Rolle – Jobs wie Polizist oder Krankenschwester gehören zur Priorität eins. „Deren Kinder haben wir in der Betreuung und auch Kinder von Alleinerziehenden“, weiß der Verwaltungschef. „Andere Berufsgruppen haben wir noch nicht. Aber ich denke, dass die im Laufe der sechs Wochen noch dazukommen.“ Mit Zuwachs in den Gruppen rechnet Hilpüsch schon konkret für nächste Woche. „Da werden wohl noch ein bis zwei Kinder dazukommen. Die Eltern klären das im Moment noch mit dem Arbeitgeber ab“, sagt Hilpüsch. Es erreichen die Verwaltung erste Anfragen von Eltern, wie es mit den Kitabeiträgen aussieht. „Wir haben das jetzt im Moment so geregelt, dass die Beiträge weiter eingezogen werden. Wir warten auf eine Entscheidung vom Bildungsministerium, wie wir damit umgehen sollen“, erläutert Hilpüsch. In der Grundschule der Gemeinde sind aktuell vier Kinder in der Betreuung. Auch hier könnten nächste Woche noch zwei bis drei weitere dazukommen. „Erzieher und Lehrer haben nicht frei. Diejenigen, die nicht da sind, sind quasi im Standby-Modus. Wir haben es so geregelt, dass sie wochenweise Dienst haben.“

13 Kinder wurden am Mittwoch in den vier kommunalen Kitas der Gemeinde Nohfelden betreut. Die Lehrer in der Grundschule (Standorte Gonnesweiler und Sötern) mussten hingegen auf keine Schüler aufpassen. Wie Bürgermeister Andreas Veit (CDU) berichtet, habe er damit gerechnet, dass nur wenige Eltern die Notbetreuung in Anspruch nehmen. „Sie versuchen, diese zu vermeiden, um ihre Kinder keiner Ansteckung auszusetzen“, ist er überzeugt. Es sei ja auch das Ziel der Kita-Schließung gewesen, die weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Hingegen mit mehr Kindern in der Notfallbetreuung hätte Marpingens Bürgermeister Volker Weber (SPD) gerechnet. „Wir sind sehr froh, dass die Eltern sehr besonnen mit der Situation umgehen und viele eine Lösung für die Betreuung gefunden haben“, lobt er. Zwei Kinder werden aktuell in der Freiwilligen Ganztagsschule der Grundschule Marpingen und vier im Kinderhaus Alsweiler betreut. Sowohl in der kommunalen Kita als auch im Bereich der Grundschule sollen noch je zwei dazukommen. Die Stimmung unter jenen, die die Betreuung stemmen, sei gut. Viele erledigten von zu Hause aus konzeptionelle Arbeiten. „Die Teams unserer Betreuungseinrichtungen nehmen die aktuelle Situation zwar sehr ernst, aber sie sind nicht in Panik oder verängstigt“, beschreibt Weber.

Drei Anfragen zur Notbetreuung in der kommunalen Kindertagesstätte in Güdesweiler sind in der Oberthaler Verwaltung eingegangen. „Diese konnten wir alle befürworten“, sagt Bürgermeister Stephan Rausch (CDU). Teilweise kamen die Anträge von Eltern, die von berufswegen zur Priorität eins gehören. Betreut werden die Kleinen von Erzieherinnen. „Wir haben zwei Teams gebildet, die im 14-tägigen Wechsel im Einsatz sind“, erläutert der Verwaltungschef. Wie lange es bei der Zahl von drei zu betreuenden Kindern bleibt, vermag Rausch nicht abzuschätzen. „Die Eltern waren sehr aktiv, haben die Betreuung für die erste Zeit privat organisiert“, lobt der Bürgermeister. Daher sind es auch nur zwei Kinder, die derzeit von ihren Lehrern in der Oberthaler Grundschule beaufsichtigt werden.

Die Gemeinde Tholey betreibt drei Kindertagesstätten – in Sotzweiler, Theley und Überroth-Niederhofen. Insgesamt 45 Mädchen und Jungen könnten verteilt in den drei Einrichtungen betreut werden. Derzeit sind es lediglich drei, ab nächster Woche acht. „Ich denke, die Zahl wird noch nach oben gehen“, sagt Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (CDU), der mit weiteren Anträgen rechnet. Seine Verwaltung habe sich bei den Zusagen an die vorgegebene Prioritätenliste gehalten und so unter anderem auch Alleinerziehenden helfen können. Die Erzieher der Kitas kommen weiterhin zum Dienst und werden wie gehabt bezahlt. „Sie betreuen die Kinder in Kleingruppen.“ Außerdem starten die Mitarbeiter zu unterschiedlichen Zeiten, vermeiden den Kontakt untereinander. In der Grundschule der Gemeinde werden derzeit drei Kinder betreut – bis 16 Uhr.

„Bislang konnten wir jedem helfen“, verkündet Freisens Bürgermeister Karl Josef Scheer (SPD) und meint damit die Eltern, die auf eine Notbetreuung ihrer Kinder angewiesen sind. Laut Vorgabe könnten in den drei Kindertagesstätten der Kommune 15 Kinder pro Einrichtung beaufsichtigt werden. Aktuell sind es insgesamt 26. Viele Eltern hätten in Eigenregie die Betreuung ihres Nachwuchses organisiert. „Jeder, der einen Antrag gestellt hat, wird von uns zurückgerufen“, merkt der Verwaltungschef an. In der Grundschule der Gemeinde gibt es derzeit keine Betreuungsgruppe.

Im Stadtgebiet St. Wendels gibt es vier Grundschulen. Bürgermeister Peter Klär (CDU) verweist in Sachen Betretung auf die gut abgestimmte Vorgehensweise zwischen der Kreisstadt als Schulträger, den Schulleitungen und der St. Wendeler Initiative für Arbeit und Familie (WIAF). Die effektive Zusammenarbeit sorge dafür, dass an den vier Grundschulen im Stadtgebiet umgehend eine Notbetreuung zwischen 8 und 16 Uhr sichergestellt werden konnte. Am Vormittag werden die Schüler in Klassensälen von Lehrern betreut. Am Nachmittag übernehmen dann Mitarbeiter der WIAF in den Räumen der Freiwilligen Ganztagsschule. Auf diese Weise werden zurzeit in der St. Wendeler Nikolaus–Obertreis-Schule vier Kinder betreut. In Niederkirchen und der Grundschule Bliesen sind es jeweils zwei Kinder. In Oberlinxweiler bestehe aktuell kein Bedarf. „Die Eltern haben offensichtlich sehr besonnen reagiert und sich an die  Vorgaben des Landes hinsichtlich der Notbetreuung gehalten“, stellt Klär fest. Seiner Einschätzung nach zeige sich in der Tatsache, dass die Betreuung so wenig in Anspruch genommen wird, dass „Solidarität hier in St. Wendel offenbar sehr gut funktioniert.“

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