So lebten einst die Menschen auf dem Dorf
Reitscheid. Seit Beginn dieses Jahres füllt sich das Landwirtschaftsmuseum in Reitscheid immer wieder mit Leben. Der Grund: Der Namborner Filmemacher Joachim Ferrang möchte den Alltag einer Bauernfamilie, wie er sich zu Beginn des Jahrhunderts zugetragen haben könnte, möglichst authentisch nachstellen (wir berichteten)
Reitscheid. Seit Beginn dieses Jahres füllt sich das Landwirtschaftsmuseum in Reitscheid immer wieder mit Leben. Der Grund: Der Namborner Filmemacher Joachim Ferrang möchte den Alltag einer Bauernfamilie, wie er sich zu Beginn des Jahrhunderts zugetragen haben könnte, möglichst authentisch nachstellen (wir berichteten). Um dieses Ziel zu verwirklichen, wurden bereits eine Reihe von Aktivitäten, wie sie früher Tag für Tag ausgeführt werden mussten, abgefilmt. Ob es sich dabei um die Vorbereitungen auf den Schultag handelt, das Waschen der Wäsche oder die Arbeit mit den Tieren des Hofes, das bäuerliche Leben um die Wende zum 20. Jahrhundert soll in all seinen Facetten möglichst originalgetreu gezeigt werden. Von unschätzbarem Wert sind dabei immer wieder die Berichte der Zeitzeugen, ältere Mitbürger, die den Alltag auf einem Bauernhof noch aus eigener Erfahrung kennen. Ihre Erzählungen ziehen sich später wie ein roter Faden durch den Film und erwecken die Vergangenheit wieder zum Leben. Vor allem die jüngeren Darsteller staunen dabei nicht schlecht, wie hart sich das Leben unserer Vorfahren häufig gestaltete. Was viele heute für selbstverständlich halten, etwa fließendes heißes Wasser, war damals mit sehr viel Arbeit verbunden. Hierin liegt auch ein zentrales Anliegen von Renate Simon, der Großmutter im Film, sich am Projekt zu beteiligen: der jüngeren Generation dieses Leben wieder näher zu bringen. Ähnlich sieht es Peter Scheid aus Haupersweiler, der als Darsteller und Zeitzeuge mitwirkt. "Mir ist es wichtig, das Wissen von damals zu bewahren. In zehn Jahren wäre ein solches Projekt nicht mehr möglich", resümiert Scheid. Umgekehrt lernen die Fachleute des bäuerlichen Lebens aber auch etwas vom Fachmann für Film. "Man bekommt eine ganz neue Sicht auf das Filmen. Es ist bei weitem nicht so einfach, wie ich es mir vorgestellt hatte, da steckt richtig was dahinter", beschreibt Karl-Josef Alles seine neu gewonnene Einsicht. Jede Einstellung, die im späteren Film eventuell nur wenige Sekunden dauert, benötigt eine aufwendige Vorbereitung. "Um die Atmosphäre im Bauernhaus auch im späteren Film zu bewahren, benutze ich für die Szenen, die in der Vergangenheit spielen, ausschließlich professionelles Filmmaterial", erklärt Ferrang sein Vorgehen. Im Gegensatz dazu werden die Berichte der Zeitzeugen mit einer normalen Videokamera aufgezeichnet. Dieser künstlerische Kniff helfe dem Zuschauer, sich während der Spielszenen in die Vergangenheit zu versetzten. In der Bevölkerung stößt das Projekt ebenfalls auf großes Interesse. Von Drehtag zu Drehtag nimmt die Zahl der Zuschauer immer mehr zu. Und so sind viele von ihnen gespannt, wie der fertige Film wohl aussehen mag.Bauernfamilie vor über 100 JahrenDer Namborner Filmemacher Joachim Ferrang hält das ursprüngliche Leben auf dem Land fest. Dabei bedient er sich der Zeugenaussagen älterer Menschen in der Region. Produktion dieser Seite: Matthias Zimmermann Dagobert Schmidt "In zehn Jahren wäre ein solches Projekt nicht mehr möglich."Peter Scheid aus Haupersweiler