Seltene Pflanzen und Tiere im Kreis zu Hause

Neunkirchen/Theley. Wussten Sie, dass 60 Prozent des Weltbestands des Rotmilans, einer mäusebussardgroßen Greifvogelart, in Deutschland beheimatet ist? Wer geduldig ist und sich ein bisschen auskennt, kann den kontrastreich gefärbten Vogel im Bliesgau, aber auch in der Eppelborner Gegend beobachten

Neunkirchen/Theley. Wussten Sie, dass 60 Prozent des Weltbestands des Rotmilans, einer mäusebussardgroßen Greifvogelart, in Deutschland beheimatet ist? Wer geduldig ist und sich ein bisschen auskennt, kann den kontrastreich gefärbten Vogel im Bliesgau, aber auch in der Eppelborner Gegend beobachten. "Weil der Rotmilan in Europa selten geworden ist und bei uns noch relativ häufig vorkommt, haben wir eine besondere Verantwortung für diese Art", betont Dr. Steffen Caspari. Der stellvertretende Leiter des Zentrums für Biodokumentation nannte gestern im SZ-Gespräch eine ganze Reihe von Tieren und Pflanzen, für die das Saarland eine besondere Verantwortung habe, weil hier deren Schwerpunkte seien. Gerade fanden regionale Biodiversitätsberatungen statt. Die Artenvielfalt ist ein Teil der Biodiversität oder biologischen Vielfalt. Die Biodiversität umfasst neben der Vielfalt der Arten auch die genetische Vielfalt und die Vielfalt der Ökosysteme. "Im Saarland gibt es rund 20- bis 25000 Arten von Tieren und Pflanzen. Davon kennen wir erst ungefähr die Hälfte." Und schlimmstenfalls sind einige dieser Arten bereits ausgestorben, bevor der Mensch sie überhaupt kennenlernen konnte. Von zahlreichen saarländischen Fachleuten wurde die Rote Liste gefährdeter Arten neu ausgearbeitet. Darin ist dokumentiert, dass rund ein Drittel der Tier- und Pflanzenarten im Saarland gefährdet sind. Noch recht gut sieht es dabei in reich strukturierten Landschaften wie etwa dem Bliestal aus, aber auch in Flusstälern wie dem Primstal oder dem Saartal. Den höchsten Artenreichtum gibt es - für den Laien erstaunlich - in den Siedlungsrandbereichen. Diese Tiere und Pflanzen sind besonders robust, wenn auch nicht besonders selten. Im Raum Neunkirchen, der sehr dicht besiedelt ist, haben vor allem Schmetterlinge wenig Rückzugsmöglichkeiten. Erfreulich, dass im Oberen Merchtal, wo nach den Worten Casparis ein "schöner Halbtrockenrasen auf saurem Boden" gedeiht, einige Tagfalter wie etwa der Aurelia-Scheckenfalter beheimatet sind. Zahlreiche Libellenarten profitieren von den Weihern, die in Folge des Bergbaus angelegt wurden. So werden Naturliebhaber im Binsenthal bei Heinitz oder rund um die Grube Reden fündig. Caspari nennt die Wechselkröte oder auch die Gelbbauchunke, "für die wir eine besondere Verantwortung haben." Das kann Christoph Hassel nur bestätigen. Der stellvertretende Landesvorsitzende des BUND, der in Wiebelskirchen wohnt, fand auf seinen Streifzügen rund um Reden als Kind regelmäßig Exemplare der Gelbbauchunke. Heute sind sie selten geworden. Hassel und Caspari können die Saarländer nur ermuntern, selbst etwas für den Erhalt der Tier- und Pflanzenarten zu tun. "Teiche haben beispielsweise eine große Bedeutung für Libellen und Amphibienarten", sagt Caspari. Einheimische Pflanzen und Gehölze pflanzen, kleine Reisighaufen etwa für Igel und Eidechsen setzen und eine magere Wiese ohne Dünger zulassen - da könne man auch im heimischen Garten Akzente in Sachen Artenvielfalt setzen.

Auf einen Blick Beim "Tag der Artenvielfalt" werden die Experten des Landesamtes für Umwelt- und Arbeitsschutz und des Zentrums für Biodokumentation Landsweiler-Reden den Besuchern am Samstag, 31. Mai, und am Sonntag, 1. Juni, die Artenvielfalt rund um das Ökohofgut Imsbach bei Tholey-Theley vorstellen. Der Sonntag ist als Tag der offenen Tür für naturkundlich interessierte Besucher geplant. Interessierte haben die Möglichkeit, sich bei geführten Wanderungen und Demonstrationen ein Bild von Fauna, Flora und Landschaft rund um die Imsbach zu machen. Am Samstag, 31. Mai, findet ein wissenschaftliches Fachsymposium für Biologen und Biodiversitätsexperten statt. red

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