Schwere Vergehen bestrafte der Pfarrer mit Arbeit

Mariahütte. Die Industriestätte Mariahütte in der Gemeinde Nonnweiler wird im Volksmund "Buß" genannt. Welchen Ursprung hat dieser seit Jahrhundert gebrauchte Name? Seit 50 Jahren trägt das Werk den Namen der Familie Diehl, die Eigentümer der Hütte ist. Wilfried Haupenthal aus Kastel hat sich auf Spurensuche nach Herkunft der Bezeichnung "Buß" gemacht

Mariahütte. Die Industriestätte Mariahütte in der Gemeinde Nonnweiler wird im Volksmund "Buß" genannt. Welchen Ursprung hat dieser seit Jahrhundert gebrauchte Name? Seit 50 Jahren trägt das Werk den Namen der Familie Diehl, die Eigentümer der Hütte ist. Wilfried Haupenthal aus Kastel hat sich auf Spurensuche nach Herkunft der Bezeichnung "Buß" gemacht. "Die Buß", heißt der Titel von Haupenthals Sammlung an Gedanken, Fakten und Meinungen zu diesem Thema. Der Name "Bußwiese" sei vor 1745 von Leuten aus Braunshausen erfunden worden. Grund sei der ihnen vom Kasteler Pfarrer auferlegten "Bußen" für diese Wiesen. Die Arbeiter der "neuen, niederen Hütte von Bußwiese" hätten ihrer Arbeitsstätte den Namen "Buß" gegeben. Schon bei ersten Vermessungen um 1795 dürfte dieser Begriff, so vermutet der Autor, in die Katasterunterlagen aufgenommen worden sein. 1816 war die Hütte preußisch geworden und hieß ab 1819 Mariahütte. Zuvor war außer "Buß" auch der französische Begriff "Bousse" im Schriftverkehr gebräuchlich. Spitznamen seien in den Dörfern der Region sehr ausgeprägt gewesen. Haupenthal: "Braunshausen gehörte zu diesen Dörfern, und es gibt dort bis in die Neuzeit eine Fülle an Spitznamen, die etwas zum Ausdruck bringen, was normalerweise eine längere Beschreibung erforderte."Schmelzer auf der Buß"Ein Schmelzer auf der Buß" war der Hammerschmied Jakob Detemple. Achtmal sei Detemple ins Kasteler Pfarrhaus gekommen, um Nachwuchs anzumelden. Detemple müsse, so der Chronist, "auf der Buß" gewohnt haben, denn er erfüllte seine religiösen Pflichten in der Pfarrei Kastel. Wilfried Haupenthals Großvater, der aus Braunshausen stammte und 32 Jahre lang als Sandformer für die heimatliche Hütte gearbeitet hatte, berichtete über die Herkunft des Namens "Buß": "Als die Pastoren noch sehr viel Einfluss auf das Alltagsgeschehen der Dorfbewohner hatten, und die Männer gelegentlich zur Beichte nach Kastel mussten, hat der dortige Pastor bei sehr schwerer Schuld dem reuigen Sünder auferlegt, einige Zeit auf dieser Hütte zu arbeiten", also Buße auf der Buß zu tun. Von 1738 bis 1750 wurde der Standort der Hütte verlegt. Sie fand ihren Platz zwischen Weiher und den weiter unten liegenden Prims-Wiesen. Die Bußwiese dürfte, so der Autor, "bei der Umbenennung der unmittelbare Auslöser der Buß gewesen sein". Die Belegschaft wurde in dieser Zeit von 12 auf 38 Mitarbeiter aufgestockt. Die weitere Verbreitung des Namens "Buß" sei in diesem Zeitraum mit gewachsen. Nur in der Mariahütte beschäftigte Leute hätten den Begriff "Buß" weiter geben können; der Name sei zu jener Zeit allein durch Einträge in den Kasteler Taufbüchern verbreitet worden.Das Fazit von Wilfried Haupenthal: "Erstaunt stellte ich fest, dass sechs Generationen meiner Vorväter mehr oder weniger auf dieser Hütte gearbeitet haben. Schon Matheis Haupenthal war 1831 dabei, mein Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater." Drei Generationen seien als Schmiede, Handwerker und Sandformer im Einsatz gewesen. Weitere drei Generationen hätten als Roder und Fuhrleute den Hüttenherren gedient. Diese Dienstleister seien "Rods" genannt worden.

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