Schweinegrippe auf dem Vormarsch

St. Wendel. "Man braucht keine Angst wegen der Schweinegrippe zu haben." Das sagt einer, der es wissen muss, Dr. Thomas Lamberty (Foto: dia-saar.de), der Leiter des St. Wendeler Kreisgesundheitsamtes. Dennoch ist die nach dem Schwein benannte Grippe längst im St. Wendeler Land angekommen

 Um sich nicht mit Schweinegrippe anzustecken, sollte man sich mehrmals am Tag die Hände waschen, raten Mediziner. Foto: dpa

Um sich nicht mit Schweinegrippe anzustecken, sollte man sich mehrmals am Tag die Hände waschen, raten Mediziner. Foto: dpa

St. Wendel. "Man braucht keine Angst wegen der Schweinegrippe zu haben." Das sagt einer, der es wissen muss, Dr. Thomas Lamberty (Foto: dia-saar.de), der Leiter des St. Wendeler Kreisgesundheitsamtes. Dennoch ist die nach dem Schwein benannte Grippe längst im St. Wendeler Land angekommen. Bis zum gestrigen Dienstag haben sich hier 22 Fälle bestätigt, am Mittwoch vergangener Woche waren es erst 17. Lamberty: "Seit Mitte Juli wurden uns 188 Verdachtsfälle gemeldet." Alle Erkrankten haben bisher die Grippe als Urlaubsmitbringsel aus dem Ausland eingeschleppt. Sie kamen aus Spanien, meist aus der Feier-Hochburg Lloret de Mar und aus Mallorca. "Vor allem junge Menschen haben sich mit der Schweinegrippe infiziert", weiß der Gesundheitsamtschef. Bisher seien alle Grippefälle allerdings ohne Komplikationen verlaufen. Manche Betroffenen hätten nicht einmal mit Medikamenten behandelt werden müssen. Lamberty: "Es gab bisher keine schweren Verläufe." Krankheitsanzeichen sind Husten, Niesen und Gliederschmerzen, mit und ohne Fieber, wie bei einer normalen Grippe oder einer Erkältung auch. Wobei nicht hinter jeder Erkältung die Schweinegrippe steckt. Wer keinen Kontakt mit einem an Schweingrippe Erkranktem hatte oder nicht im Ausland in Urlaub war, der hat sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht mit diesem Virus angesteckt. Umgekehrt aber, wenn jemand aus dem Spanienurlaub kommt, diese Krankheitssymptome hat oder bekommt, dann sollte er den Hausarzt aufsuchen, rät Lamberty. Der Arzt macht dann einen Abstrich aus der Nasenschleimhaut, der in der Uni-Klinik in Homburg untersucht wird. Schon wenige Stunden später habe man das Ergebnis.Und dann? Dann beginnt die Quarantäne. Zu Hause. "Der Erkrankte bleibt sieben bis acht Tage zu Hause. Er soll, wenn möglich, in seinem Zimmer bleiben und möglichst wenig Kontakt mit anderen Familienmitgliedern haben." Den Kontaktpersonen empfiehlt das Gesundheitsamt, auf das Entstehen der Krankheitszeichen zu achten. Treten diese auf, sollten sie ebenfalls den Arzt aufsuchen.Nicht in jedem Fall ist es laut Lamberty notwendig, so genannte antivirale Medikamente zu nehmen. Das komme ganz auf den Krankheitsverlauf an. Lamberty ist sich sicher, dass die Zahl der an Schweinegrippe erkrankten Menschen auch im St. Wendeler Land zunehmen wird. Er sagt: "Die richtige Welle wird erst noch kommen." Das hat mehrere Gründe. Zum Ersten werde es künftig nicht nur Erkrankte geben, die die Grippe aus dem Urlaub mitbringen, sondern verstärkt Betroffene, die sich hier anstecken. Der Mediziner: "Wir werden mehr Fälle bekommen, die im St. Wendeler Land entstanden sind." Zum Zweiten würden nicht alle Erkrankten registriert. Denn längst nicht jeder ginge mit leichten Erkältungsanzeichen zum Arzt. "Mancher wird nur ein Hustenmittel nehmen", vermutet Lamberty. Gleichwohl wirbt er dafür, im Verdachtsfall unbedingt einen Arzt aufzusuchen. Denn geschwächte Menschen, deren Abwehrkräfte nicht auf dem besten Stand sind, könnten durch diese Grippe schwer erkranken. Auch wenn das bisher noch nicht in der Region der Fall ist. Säuglinge zum Beispiel oder ältere oder bereits kranke Menschen seien hier gefährdet.Und was kann man tun, um sich nicht anzustecken? "Mehrmals am Tag gründlich die Hände waschen. Nicht in die Hand niesen, sondern in die Armbeuge. Nicht jedem die Hand geben." Das sind einige kleine Tipps des Gesundheits-Experten. Influenza-Viren werden nämlich als Tröpfcheninfektion übertragen. Insbesondere beim Niesen und Husten können Erreger direkt auf die Hände gelangen und sich dann durch direkten Kontakt weiterverbreiten. "Die richtige Welle wird erst noch kommen." Dr. Thomas Lamberty, Leiter des St. Wendeler Gesundheitsamtes, zur Entwicklung der Schweinegrippe-Erkrankungen

HintergrundWenn man sich mit der Grippe infiziert hat, ist es wichtig, die Krankheit zu Hause auszukurieren. Dabei sind Familienmitglieder besonders ansteckungsgefährdet. Diese sollten sich schützen, indem sie Abstand halten und enge Körperkontakte wie Umarmen vermeiden, rät das Kreisgesundheitsamt. Auf generelle Sauberkeit insbesondere in Küche und Bad sollte geachtet werden, heißt es weiter. Auch große Menschenansammlungen sollten vermieden werden. red

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