Zwischen Swing, Bebop und Latin

St Wendel · Big-Band-Sound, kammermusikalischer Jazzpop und experimenteller Jazzrock präsentierte das 28. Weihnachtsjazzkonzert im Alsfasser Kulturzentrum. 150 Besucher erlebten die unterschiedlichen Auftritte der Big-Band Urknall, des Duos Inéz Schaefer & Christian Pabst und des Trios Freak Chazz.

 Mario Bartone spielt auf einer neunsaitigen Bass-Gitarre, die er selbst gebaut hat. Foto: Frank Faber

Mario Bartone spielt auf einer neunsaitigen Bass-Gitarre, die er selbst gebaut hat. Foto: Frank Faber

Foto: Frank Faber

Für ein paar Minuten lässt die Big-Band Urknall mit "Jingle Bells" noch die Weihnachtsglocken läuten. Der Rest vom Fest gehört dem Jazz. Genau deswegen sind die 150 Besucher zum WND-Weihnachtsjazzkonzert im Kulturzentrum Alsfassen erschienen. Urknall bringt mit der Nummer "Motem Swing" die Zuhörer schnell auf Betriebstemperatur. Die Big-Band pendelt zwischen Swing, Bebop und Latin-Einflüssen. Sängerin Isabel Mlitz und Pianist Arnd Maldener stehen bei der Eden-Ahbez-Komposition "Nature Boy" im Mittelpunkt. Arno Freys Saxofon und die von Paul Baureis gezupften Gitarrensaiten dominieren die fast 70 Jahre alte Nummer "Harlem Nocturne". Mit dem "Libertango" packen die 22 Musiker Cool-Jazz und Tangoklänge aus und breiten eine stimmungsvolle- und geheimnisvolle Atmosphäre aus.

Als Zugabe legen Bandleader Ernst Urmetzer und sein Ensemble "Misty" obendrauf. Mal leise, mal leidenschaftlich, gibt die ausdrucksstarke Stimme von Isabel Mlitz dem Stück ein besonderes Flair. Den Überraschungspart übernimmt das Duo Inéz Schaefer & Christian Pabst, unterstützt von Demian Kappenstein am Schlagzeug. "Wir freuen uns über die Auftritte von jungen Musikern, die semi-professional arbeiten", sagt Weihnachtsjazz-Organisator Urmetzer. Erst kürzlich hat die Sängerin ihre neue CD "Inez" vorgestellt. Begleitet von Christian Pabst am Piano intoniert sie kammermusikalischen Jazzpop, wählt für ihr Programm ein paar Jazzklassiker aus und steckt den ersten deutschen Millionenseller "Lili Marleen" in ein avantgardistisches Gewand.

Freak Chazz eröffnet ihren Auftritt mit Jazzrock-Anleihen, die in der Nähe von Billy Cobham und Jeff Beck angesiedelt sind. Allesamt Eigenkompositionen gibt das Trio zum Besten. "Dr. Moriarty" geht treibend voran, "Ernesto" ist komplex, ständig wechselt der Takt und ist einem gewissen Ernst Urmetzer gewidmet. So ungewöhnlich wie der Titel "Bauernopfer" ist auch das von Mario Bartone bediente Instrument. Er spielt einen neunsaitigen Bass Marke Eigenbau. Bartone klärt über die Vorteile des seltenen Instruments auf. "Das Bass-Spiel hat sich weiterentwickelt. Die neun Saiten bieten einen größeren Tonempfang und erweitern die Möglichkeiten in den tiefen Bassregistern, der Akkordarbeit und bei den Melodien", so Bartone. Gemeinsam mit dem Pianisten Sebastian Voltz und Schlagzeuger Dirk Leibenguth genießt Bartone die Experimentierfreudigkeit und lebt sich wie seine Mitmusiker mit XXL-Soli aus. Es geht aber auch melodisch. "Palo por Eliel" versprüht Flamenco-Jazz, in ruhigem Tempo und dezent lyrisch getragen bildet "Muriel" den Abschluss des gelungenen Weihnachtsjazzkonzerts, das mittlerweile laut Organisator Urmetzer zum Selbstläufer geworden sei.

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