Zurück in der alten Heimat

St Wendel · Die Bonner Kunstsammlerin Luitgard Schmitz-Elsen hatte einen Wunsch: Ihr Gemälde „Wendelinus in der Verehrung“ von Mia Münster sollte zurück nach St. Wendel und dort der Öffentlichkeit gezeigt werden. Vor vier Monaten stellte die Saarbrücker Zeitung den Kontakt zum Mia-Münster-Haus her. Inzwischen hat die 79-Jährige dem Museum das Bild geschenkt.

 Museums-Leiterin Cornelieke Lagerwaard präsentiert das Gemälde „Wendelinus in der Verehrung“ von Mia Münster, das viele Jahre in Bonn hing. Bald soll es eine Wand des Museums zieren.Foto: B&K

Museums-Leiterin Cornelieke Lagerwaard präsentiert das Gemälde „Wendelinus in der Verehrung“ von Mia Münster, das viele Jahre in Bonn hing. Bald soll es eine Wand des Museums zieren.Foto: B&K

Foto: B&K

Im Wohnzimmer von Ehepaar Schmitz-Elsen in Bonn klafft an der Wand eine Lücke. Lange hing hier das Gemälde "Wendelinus in der Verehrung" von Mia Münster. Doch nach mehr als 30 Jahren ist das Werk zurückgekehrt in die Stadt, in der es einst entstanden ist. "Es überwiegt die Freude darüber, dass das Bild gut untergebracht ist", sagt Luitgard Schmitz-Elsen und nimmt in einem der Ledersessel in Angel's Hotel in St. Wendel Platz. Die 79-Jährige hat es sich nicht nehmen lassen, vor einigen Wochen persönlich in St. Wendel und im Mia-Münster-Haus vorbeizuschauen. Dort wird ihr Gemälde demnächst ausgestellt.

Für die in St. Wendel aufgewachsene Frau war das Gemälde von Mia Münster immer ein Stück Heimat . 1984 von ihren Eltern in St. Wendel gekauft, zog das Bild mit Schmitz-Elsen nach Bonn. Dort hing es zunächst im Sprechzimmer der ehemaligen Ärztin, später im Wohnzimmer . Jeder Blick darauf rief Erinnerungen wach. Aber die 79-Jährige fing auch an, sich Sorgen um die Zukunft des Gemäldes zu machen. Daher wandte sie sich mit ihrem Wunsch, Mia Münsters Wendelin-Verehrung nach Hause zu bringen, an die Saarbrücker Zeitung . Der passionierten Kunstsammlerin ging es dabei nicht um Profit. Nein, sie wollte das Gemälde schenken. Einzige Bedingung: Es sollte der Öffentlichkeit gezeigt werden.

Erster Gedanke: Das Mia-Münster-Haus wäre perfekt dafür. Und die Leiterin des St. Wendeler Museums, Cornelieke Lagerwaard, reagierte auch sofort begeistert: "Uns werden viele Bilder angeboten. Aber das ist ein Highlight."

Einige Zeit nach dem ersten Kontakt ist die Schenkung dann perfekt. Mit einem Lächeln auf den Lippen betrachtet Cornelieke Lagerwaard das 79 Zentimeter mal 64 Zentimeter große Gemälde. Es zeigt Pfarrer und Gläubige am gläsernen Sarg mit den Gebeinen des Stadtheiligen Wendelin. "Es ist in tadellosem Zustand", lobt die Expertin. Sie wolle es lediglich von Restauratoren ein wenig säubern lassen. Es hing in der Nähe eines Kamins, daher könnten sich leichte Rußpartikel auf die auf Hartfaser aufgetragene Ölfarbe gesetzt haben. Diese sollen entfernt werden. "Eine Art Knetmasse wird auf die Oberfläche gelegt und vorsichtig wieder abgezogen", erklärt Lagerwaard das Prozedere. Danach werde die Farbe noch strahlender, prophezeit sie.

Das Werk ordnet die Kunstexpertin in eine "starke Phase" der Künstlerin ein. Der Malstil sei typisch für die 1930er Jahre. Auf der Rückseite des Gemäldes findet sich ein Aufkleber mit Mia Münsters Name und ihrer damaligen Adresse in der Gymnasialstraße in St. Wendel . Außerdem ist das Jahr 1938 vermerkt. Doch bei näherem Betrachten scheint auch unter der Unterschrift der Künstlerin in der rechten Eckes des Bildes eine Zahl vermerkt. 1936? Lagerwaard will das noch genauer unter die Lupe nehmen.

80 Bilder von Mia Münster sind im Besitz der Stadt St. Wendel und der Stiftung Dr. Walter Bruch. Außerdem wurde der Nachlass der Künstlerin dem Museum als Dauerleihgabe überlassen. Demnächst soll noch eine private Sammlung als Dauerleihgabe hinzukommen. Wäre es denn möglich, dass irgendwo noch unentdeckte Schätze der St. Wendeler Malerin lagern? Lagerwaard schließt das nicht aus. Denn Mia Münster war längere Zeit in Berlin. "Wer weiß, ob sie neben den Illustrationen für Zeitschriften nicht auch in Öl gemalt hat?" Vielleicht hänge irgendwo in der deutschen Hauptstadt ein unerkanntes Stück der St. Wendeler Künstlerin.

Für den Neuzugang aus Bonn hat die Museumsleiterin schon ein besonderes Plätzchen auserkoren. Wo jetzt noch zum Teil die Geschichte der Ritter die Wände zieren, wird eine Wendelinus-Abteilung eingerichtet. "Das Bild ist ein gemaltes Dokument von St. Wendel ", findet auch Luitgard Schmitz-Elsen. Das passt also. Lagerwaard lässt Info-Tafeln zu dem Stadtheiligen anfertigen, will die Wendelskapelle von Mia Münster aufhängen und dazu auch "Wendelinus in der Verehrung". Einen großen Auftritt hat das Gemälde auch im Januar oder Februar kommenden Jahres. Dann plant Lagerwaard eine Ausstellung mit allen Mia-Münster-Bildern, die dem Museum geschenkt oder angekauft wurden. Werke, die zuvor noch nicht zu sehen waren. Diese Schau verbindet die Kunstexpertin mit der Restaurierung der Gemälde im Vorfeld.

Und was wird aus der nun kahlen Wand im Wohnzimmer von Ehepaar Schmitz-Elsen? Es kommt ein neues Bild aus deren Sammlung an die Wand. Aber eines von speziellem Rang müsse es schon sein. Und wenn die Sehnsucht nach dem geliebten Mia-Münster-Bild zu groß wird, kommen die beiden einfach nach St. Wendel ins Museum.

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Zur PersonMia Münster wurde 1894 in St. Wendel geboren. Sie war an der Leipziger Akademie und studierte von 1921 bis 1923 an der Staatlichen Kunstgewerbeschule in München. Anschließend unterrichtete sie für ein Jahr an der Staatlichen Kunst- und Kunstgewerbeschule des Saargebietes. Daran schloss sich ein erneutes Studium an - dieses Mal in Berlin. Zwischen 1926 und 1928 lebte Mia Münster wieder in St. Wendel und illustierte unter anderem Artikel der Saarbrücker Zeitung . Es folgten Jahre in Berlin. Ab 1934 blieb sie schließlich dauerhaft in St. Wendel . Hier starb sie 1970. evy

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