Zur Erinnerung an großen Kleriker

St Wendel · Nikolaus Kardinal von Kues, auch bekannt unter seinem latinisierten Namen Nicolaus Cusanus, starb vor 550 Jahren. Dem bedeutenden Philosophen, Theologen und Humanisten wurde eine Stele am St. Wendeler Cusanus-Gymnasium gewidmet. Anlässlich der Übergabe wurde das von Josef Alles und Kurt Bohr herausgegebene Buch „St. Wendel und Cusanus“ vorgestellt.

 Cusanus-Statue am Fruchtmarkt von Kurt Tassotti.

Cusanus-Statue am Fruchtmarkt von Kurt Tassotti.

 Bei der Einweihung der Cusanus-Stele (von links): Peter Reichert (Direktor Cusanus-Gymnasium), Josef Alles, Prof. Dr. Walter Andreas Euler, Landrat Udo Recktenwald, Dr. Kurt Bohr, dahinter Heimatforscher Roland Geiger. Fotos: Ames

Bei der Einweihung der Cusanus-Stele (von links): Peter Reichert (Direktor Cusanus-Gymnasium), Josef Alles, Prof. Dr. Walter Andreas Euler, Landrat Udo Recktenwald, Dr. Kurt Bohr, dahinter Heimatforscher Roland Geiger. Fotos: Ames

Cusanus-Haus, Cusanus-Straße, Cusanus-Gymnasium, die Steinkanzel mit dem Wappen-Krebs in der Wendelinus-Basilika. Nicolaus Cusanus - der in Bronze gegossen den Passanten am Fruchtmarkt begegnet - hat sichtlich Spuren im St. Wendeler Stadtbild hinterlassen. Dabei ist nicht bekannt, ob der große Kleriker und frühe Humanist jemals seinen Fuß in die Stadt setzte.

"In der St. Wendeler Pfarrbibliothek sind keine Dokumente über Cusanus erhalten geblieben", sagt Roland Geiger, Heimatforscher und Stadtführer. Für das Buch "St. Wendel und Cusanus" beschrieb er die Quellenlage sowie öffentliche Orte des Gedenkens an den bedeutenden Kirchenmann, der als Nikolaus Cryfftz (altdeutsch für Krebs) 1401 in Kues an der Mosel, Stadtteil des heutigen Bernkastel-Kues, geboren wurde. Zu diesen Plätzen der Erinnerung gesellt sich nun eine Stele am St. Wendeler Cusanus-Gymnasium. Sie ist 225 Kilogramm schwer und besitzt im oberen Teil einen vierseitigen drehbaren Stahlkubus mit vier Texttafeln, die Informationen über das Leben Nikolaus von Kues in drei Sprachen zeigen.

Zeitgleich mit der Übergabe der Stele wurde die Schrift "St. Wendel und Cusanus" in der Aula des Gymnasiums vorgestellt. Sie umfasst auf 142 Seiten Texte von Eva-Maria Reuther, Walter Andreas Euler, Werner Martin und Roland Geiger sowie ausgewählte Texte von Cusanus selbst. In seiner Ansprache skizzierte Dr. Euler, Leiter des Trierer Cusanus-Instituts, dessen Leben. Der Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns studierte mit 15 Jahren Rechtswissenschaft in Heidelberg. 1423 promovierte er an der jusristischen Fakultät von Padua in Norditalien. Cusanus war nicht nur Gelehrter, Philosoph und Astronom. Er kannte sich auch in Machtpolitik aus. Beim Konzil von Basel 1432 stand er zunächst auf Seiten der Papstgegner, wechselte jedoch das Lager. Noch vor seiner kirchlichen Weihung sammelte Cusanus zahlreiche Pfründe (kirchliche Ämter mit regelmäßigen Einkommen), darunter auch in St. Wendel . Sein ökonomisches Geschick habe er oft zum Wohle der Gemeinden eingesetzt; als Seelsorger sei er nur selten in Erscheinung getreten. Höhepunkt seines klerikalen Werdegangs war die Ernennung zum Kardinal 1448. Zwei Jahre darauf wurde er vom Papst zum Bischof des Bistums Brixen im heutigen Südtirol berufen. Beim Versuch das hoch verschuldete Bistum zu reformieren, geriet er in Machtkämpfe mit dem Tiroler Adel, die sogar in bewaffneten Auseinandersetzungen gipfelten - der offene Konflikt von Adligen gegen ein Mitglied des Kirchenstandes gilt als einmaliges Ereignis in der Geschichte.

Seine letzten Jahre verbrachte Nikolaus im Kirchenstaat als Kurienkardinal. Seine Versuche, die Leitung der Kirche zu reformieren, scheiterten am Widerstand innerhalb der Kurie. Er starb 1464. Auf sein Geheiß wurde sein Herz in der Kapelle des St. Nikolaus-Hospitals in Kues beigesetzt. Den Großteil seiner schriftlichen Sammlung vermachte er der Bibliothek des Hospitals. Sie gilt als bedeutsamste Privatbibliothek, die aus dem Mittelalter erhalten geblieben ist.

Herausgeber des Buchs "St. Wendel und Cusanus" sind Josef Alles, ehemaliger Vorstand der St. Wendeler Kreissparkasse und Kurt Bohr , Vorsitzender der Saarländischen Gesellschaft für Kulturpolitik, die sich dem Projekt der Erinnerungsstelen angenommen hat. "Mit der Stele und dem Buch wollen wir einen Beitrag leisten, den Menschen und die Ereignisse in Erinnerung zu rufen", sagte Bohr. Die Erinnerungsstele für Nikolaus von Kues ist die mittlerweile neunte ihrer Art im Saarland und die erste im Kreis St. Wendel . Sie erinnern an wichtige Personen der Geschichte, wie Friedrich Joachim Stengel, der Barockbaumeister, der unter anderem in Saarbrücken den Bau der Basilika St. Johann (1754 bis 1758) sowie des Ludwigsplatzes und der Ludwigskirche (1762 bis 1775) leitete, und an den Regisseur Max Ophüls .

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