Winterbacher Tradition Görgen pilgerte 50 Mal nach Klausen

Winterbach · Die Winterbacher pflegen die Tradition der Wallfahrt schon seit 1859. Jetzt stand die 162. Tour an.

 Die Winterbacher Pilger unterwegs nach Klausen – mit Pilgerstab und guter Laune.

Die Winterbacher Pilger unterwegs nach Klausen – mit Pilgerstab und guter Laune.

Foto: Günter Müller

Seit nahezu fünf Jahrzehnten bringt sich Alois Görgen, der in wenigen Wochen seinen 82. Geburtstag feiert, in das Leben der Pfarrgemeinde ein und gestaltet dieses mit. Er ist Lektor und hält in Zusammenarbeit mit den Pfarrern Andachten, Rosenkränze und Totengebete und springt als Messdiener ein, wenn es erforderlich ist. Wenn im kirchlichen Umfeld Arbeiten anfallen und sein Engagement gefragt ist, ist er immer zur Stelle. Er engagiert sich als Organisator und Helfer bei den verschiedensten Veranstaltungen. Jetzt wurde Alois Görgen für eine weitere besondere Leistung geehrt: Zum 50. Mal zog er  gemeinsam mit den Pilgern des Ortes in die Wallfahrtskirche in Eberhards-Klausen ein. 37 Jahre lang führte er selbst die Pilgerschar an, was aus Altersgründen nun nicht mehr möglich ist. Er lässt es sich aber trotzdem nicht nehmen, die letzten Kilometer mit der Pilgerschar mitzugehen und gemeinsam in die Klausener Kirche einzuziehen.

Nach alter Tradition pilgern die Winterbacher alljährlich zum Wallfahrtsort nach Eberhards-Klausen an der Mosel. Jüngst wurde zum 162. Male das Gelübde der Altvorderen erfüllt. 1858 wurde das damals noch bäuerliche Dorf, das überwiegend von Ackerbau und Viehzucht lebte, von der Rinderpest heimgesucht und die Bauern gerieten nahezu an den Bettelstab. Feierlich gelobten sie, künftig alljährlich in den Wallfahrtsort an der Mosel zu pilgern, wenn das Dorf von weiteren Seuchen verschont bliebe. Und so geschah es.

Im Jahre 1859 zog die dankbare Bevölkerung zum ersten Male in großer Zahl nach Klausen, um zu danken. So ist es bis heute geblieben. Die Erfüllung des Gelübdes wurde bisher nicht unterbrochen, auch nicht im Kriegsjahr 1944, als nur ein einziger Winterbacher nach Klausen pilgerte. Bis dahin ist es ein 76 Kilometer langer, zweitägiger Fußmarsch. Die Wegstrecke ist in all den Jahren, bis auf einige verkehrstechnische Abweichungen, die gleiche geblieben.

Die erste Teilstrecke führt durch den Winterbacher Wald in Richtung Tholey-Theley. Von Theley geht es weiter in Richtung Primstal, Nonnweiler bis nach Hermeskeil. Am nächsten Tag führt der Weg in Richtung Bescheider Mühle bis Trittenheim, an der Mosel vorbei nach Neumagen-Dhron, dann durch die Weinberge nach Klausen. Das Glockengeläut der Wallfahrtskirche kündigte das Erreichen des Zieles an. Aus den Händen von Alois Görgen erhielt das heutige verantwortliche dreiköpfige Team mit Walter Scheid, Karl-Heinz Riefer und Martina Weiand den Pilgerstab mit dem Auftrag das Brauchtum weiter zu pflegen. „Schon einige Wochen vorher beginnen die Vorbereitungen zum Pilgermarsch“, erläuterte Görgen. So müssten unter anderem Übernachtungsmöglichkeiten gesucht, neue Wegstrecken erprobt oder Absprachen mit dem Begleitfahrzeug getroffen werden. „Eine besondere Bedeutung kommt der Votivkerze zu, die angefordert wird und in der Wallfahrtskirche aufgestellt wird. Diese Kerze brennt das ganze Jahr über an Sonn- und Feiertagen zu Ehren der Mutter Gottes von Klausen für die Anliegen der Winterbacher Pfarrei“, sagte Görgen.

 Walter Scheid (links) führte die Pilger an und ehrte Alois Görgen (Bildmitte). Pater Gerd Frenschkowski (reachts) empfing die Pilger in der Wallfahrtskirche.

Walter Scheid (links) führte die Pilger an und ehrte Alois Görgen (Bildmitte). Pater Gerd Frenschkowski (reachts) empfing die Pilger in der Wallfahrtskirche.

Foto: Martina Weiand

Die Wallfahrtszeit beginnt jedes Jahr Anfang Mai und endet im Oktober. Jährlich besuchen mehr als 100 000 Pilger Klausen. Mittlerweile ist Klausen der wohl bekannteste Wallfahrtsort in Rheinland-Pfalz. Besonders bei den ledigen Frauen sei er  beliebt, sagt man doch, eine Wallfahrt nach Klausen wäre äußerst hilfreich bei der Suche nach dem Mann fürs Leben.

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