Zölibat ist für die meisten nicht mehr zeitgemäß

St. Wendel · Nachdem Pfarrer Michael Pauken verkündet hat, sein Amt der Liebe wegen niederzulegen, haben wir eine Umfrage gestartet. Ist das Zölibat zeitgemäß? Die Mehrheit der Befragten würde die Ehelosigkeit für Priester abschaffen.

Drei Jahre lang hat sich Michael Pauken um die Gläubigen der Pfarreiengemeinschaft Oberthal-Namborn gekümmert. Jetzt geht der Priester - und zwar der Liebe wegen. Er möchte nicht mehr ohne Partnerin durchs Leben gehen. Kein Einzelfall im Bistum Trier . In den vergangenen zwei Jahren hörten nach SZ-Informationen sechs Geistliche auf. Der Grund: das Zölibat (wir berichteten).

Den aktuellen Fall in der Pfarreiengemeinschaft Oberthal-Namborn hat die SZ zum Anlass genommen, unter den Lesern nachzufragen, was sie vom Zölibat halten. Die Umfrage ist zwar nicht repräsentativ, gibt aber ein Stimmungsbild wieder. Und das ist in diesem Fall eindeutig. Auf die Frage "Sollte die katholische Kirche daran festhalten, Pfarrern die Ehe zu verbieten?" antworten 816 Teilnehmer mit Nein. Das sind 92 Prozent. Für die Verpflichtung des Zölibats, das die Männer bei der Priesterweihe eingehen, sprachen sich nur 59 Befragte (sieben Prozent) aus. Neun waren unentschlossen und konnten nicht klar Stellung beziehen.

Die Umfrage beschäftigte sich außerdem mit der Frage, ob sich die katholische Kirche generell schwer tut, sich und ihre Vorschriften zu erneuern. Auch hier war sich die Mehrheit einig: Ja, sie hält an alten Regeln fest, die nicht mehr den heutigen Lebensumständen entsprechen. Für diese Antwort entschieden sich 790 Teilnehmer (89 Prozent). 86 (zehn Prozent) waren der Meinung, dass die Kirche nicht mit jeder Mode mitgehen muss. Das Festhalten an Standards gibt auch Sicherheit. Die Antwortmöglichkeit "Weiß nicht" wählten acht (ein Prozent) Befragte. Einige Teilnehmer gaben individuelle Antworten. Die Kirche müsse moderner werden, aber nicht jeden Schnickschnack mitmachen. In Sachen Zölibat sei eine Veränderung notwendig.

Gibt es aus Ihrer Sicht einen triftigen Grund fürs Zölibat ? Bei dieser Frage gaben zehn Prozent der Befragten eigene Antworten. Die Mehrheit (718/81 Prozent) sah keinen Grund für die Ehelosigkeit der Priester. Auch er müsse sich mit einem Partner/einer Partnerin austauschen können. 55 (sechs Prozent) Teilnehmer halten das Zölibat für sinnvoll, damit sich der Priester ganz und gar auf seine Gemeinde konzentrierten kann. Für die Option "Weiß nicht" entschieden sich 26 Befragte (drei Prozent). 85 Teilnehmer zogen es vor, individuelle Antworten zu formulieren. So schrieb ein Teilnehmer, dass es Aufgabe des Priesters sei, mit seinem großen Verzicht Zeugnis für die Existenz Gottes abzulegen. Ein anderer merkte an, dass in der Bibel nichts vom Zölibat stehe. "Der Priester versteht die Probleme seiner Gemeinde viel besser, wenn er selbst Frau und eventuell Kinder hat", fand ein Teilnehmer. Diese Meinung formulierten gleich mehrere.

Auch plädierten einige Befragte für ein freiwilliges Zölibat . Ein Teilnehmer merkte an, dass Berufung vom Privaten zu trennen sei. Andere Religionen würden das auch hinkriegen. Als "weltfremd" stuften wiederum andere Teilnehmer das Zölibat ein.

Zum Schluss der Befragung kam noch die Rolle der Frau ins Spiel: Sollte die katholische Kirche Frauen zum Priesteramt zulassen? Auch hier war sich die Mehrheit einig. Ja sagten 754 (85 Prozent) Teilnehmer. 79 (neun Prozent) stimmten mit Nein und 51 (sechs Prozent) wollten sich nicht festlegen.

An der Umfrage beteiligten sich 887 SZ-Leser per Internet-Abstimmung. Damit ist das Ergebnis nicht repräsentativ, spiegelt aber ein deutliches Stimmungsbild zu dem Thema Zölibat und katholische Kirche wieder.

Wer beim SZ-Umfrage-Center mitmachen will, muss sich nur einmalig registrieren. Die Teilnehmer werden mit Punkten belohnt, die in Einkaufsgutscheine umgewandelt werden können.

sz-umfrage.de

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