Aktion „Liebes Christkind, pass auf den Uropa im Himmel auf“

St. Wendel/Ottweiler · Drittklässlerin Ronya Schweitzer schreibt einen Wunschzettel ans Christkind und berührt damit nicht nur eine Jury, die den Brief auszeichnet.

 Ronya (rechts) malt ein Bild für Briefträger Ingo Jaudt.

Ronya (rechts) malt ein Bild für Briefträger Ingo Jaudt.

Foto: B&K/Bonenberger/

Keine Frage, die Weihnachtszeit ist auch die Zeit der Wünsche. Ob klein, groß oder ganz geheim – bei einem sind sie allesamt gut aufgehoben: beim Christkind. An dieses hat sich auch Drittklässlerin Ronya Schweitzer aus Osterbrücken gewandt. Sie wünscht sich, dass ihr Schulkamerad wieder gesund wird. „Er hat Krebs“, sagt das blondhaarige Mädchen ernst. Ein weiterer Gedanke gilt ihrer Uroma. „Sie ist oft traurig, weil mein Uropa schon gestorben ist. Ich wünsche mir, dass sie noch ganz lange lebt.“ Und auf den Uropa im Himmel soll das Christkind aufpassen.

Tränen blitzen in den Augen von Mama Kathrin auf, als sie einen Blick auf die Kopie des Wunschzettels wirft. Das Original ist längst im Weihnachtspostamt in Engelskirchen.

Ebenso wie all’ die anderen „Briefe ans Christkind“, die alleine Briefträger Ingo Jaudt, der liebevoll Posti Ingo genannt wird, weitergeleitet hat. Seit 2008 ist er jeweils in der Vorweihnachtszeit in Schulen und Kindergärten unterwegs und lässt die Kinder Wunschzettel schreiben. Richtige kleine Kunstwerke kommen dabei raus. Auch Ronya hat sich viel Mühe bei der Gestaltung gegeben. So hat sie für ihren Brief Stifte in verschiedenen Farben benutzt und noch ein Bild gemalt. Darauf ist ein Mann mit rotem Mantel und Rauschebart zu sehen. Er sitzt auf einem Schlitten, der von zwei Rentieren gezogen wird. Letztere waren der Drittklässlerin aus der Grundschule in Niederkirchen besonders wichtig. „Ich mag alle Tiere“, sagt sie und streichelt stellvertretend Maine-Coon-Kater Merlin über den Kopf.

Dann greift sie wieder zu Stift und Papier. Sie malt ein Weihnachtsbild für Posti Ingo, der an diesem Morgen zu Besuch ist. Und wie es sich für einen Briefträger gehört, kommt er auch nicht mit leeren Händen, sondern hat einen ganz besonderen Umschlag dabei. Darin findet sich ein Gutschein über 500 Euro für den Europa-Park, gestiftet von der Firma Wolfer in Fürth. Das ist Ronyas Lohn für den „schönsten Wunschzettel“. Die Drittklässlerin freut sich sehr und schmiedet prompt Pläne. Nächsten Sommer möchte sie mit ihrer kleinen Schwester Johanna (3), Mama Kathrin und Papa Torsten in den Vergnügungspark bei Rust fahren und auch dort übernachten. „Vielleicht darf auch meine beste Freundin Lea mit“, sagt Ronya und spielt in Gedanken schon mal durch, wer in dem Hochbett oben schläft.

Posti Ingo lächelt zufrieden. Es bereitet dem Briefträger sichtlich Freude, eine solch vorweihnachtliche Überraschung überbringen zu können. Und das, obwohl er gerade ziemlich gestresst ist ob der vielen Pakete in seinem gelben Transporter. Knapp war auch die Zeit während der Aktion „Briefe ans Christkind“. „Dieses Mal haben sich 856 Kinder, verteilt auf 39 Schulklassen und fünf Kindergartengruppen, an der Aktion beteiligt“, sagt Jaudt. Das ist Rekord. Dieser führte den Postboten an Grundschulen und Kindergärten im Stadtgebiet von St. Wendel und Ottweiler. „Dass Ronya Erste geworden ist, ist eine tolle Leistung“, freut sich Posti Ingo mit der Schülerin.

Für die Jury allerdings, die aus letztlich 39 Klassensiegern wählen musste, war es eine schwierige Aufgabe. „Da ist auch die ein oder andere Träne geflossen“, verrät Jaudt. Zum Beispiel, als sich ein Kind wünschte, dass der kleine Bruder die anstehende Operation gut übersteht. Oder es wurde geschmunzelt, wenn ein Mädchen dem Christkind anbot, ihm fürs Backen der Plätzchen mit Mehl und Zucker aushelfen zu können.

Ronya freut sich schon auf Heiligabend. Und den Moment, in dem ihre Familie gemeinsam die Geschenke öffnet. Vielleicht liegen dann auch die gewünschten Legos unter dem Baum. An Weihnachten, so verrät das Mädchen, stehen auch Besuche bei Oma und Ur-Oma an. Und nach den Winterferien erfährt sie dann, ob ihr letzter Wunsch auf dem Zettel ans Christkind in Erfüllung ging, der da lautet: „Ich wünsche mir auch, dass du die Wünsche der anderen erfüllen kannst.“

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