Wo im Handel der Schuh drückt

St Wendel · Konsumflaute, Konkurrenz aus dem Internet, demografischer Wandel? Was sind die Probleme in der St. Wendeler Einkaufswelt? Einzelhändler berichten im Gespräch mit der SZ, wo der Schuh drückt.

 Der Schuh drückt bei den St. Wendeler Einzelhändlern auf unterschiedliche Weise. Foto: B&K

Der Schuh drückt bei den St. Wendeler Einzelhändlern auf unterschiedliche Weise. Foto: B&K

Foto: B&K

Samstagnachmittag. Lust auf Shoppen? Da entscheidet sich so mancher Kunde aus dem St. Wendeler Land, nach Neunkirchen , nach Zweibrücken oder nach Saarbrücken zu fahren. Dort sind Einkaufszentren mit einigen Vorteilen: gleiche Öffnungszeiten, Schutz vor Regen , viele Geschäfte unter einem Dach. Da ist es schwierig für Einzelhändler in kleineren Städten, mitzuhalten. In diese Richtung tendiert auch Georg Ehrhardt von Männermode Ehrhardt auf die Frage: Wo drückt der Schuh? "Die Zentren haben sich verschoben", sagt er. Zum Bummeln "fahren viele nicht mehr nach St. Wendel ". Dadurch fehle die Laufkundschaft. Genau diese brauche aber jeder Standort - "Leute, die einfach die Schaufenster anschauen und dann entscheiden, ins Geschäft zu gehen." Dazu Ehrhardt: "Die Frequenz in unserer Straße ist unsere größte Sorge."

Die "fehlende Frequenz", vor allem bei Regen , bemängelt auch Franz Hallauer, Geschäftsführer bei "Hallauer - Lust auf Wäsche" in der St. Wendeler Fußgängerzone. Und weiter: "Schlechtwetter ist Center-Wetter."

Ehrhardt hat aber noch ein anderes Problem für Einzelhändler ausgemacht. "Dass die Markenhersteller selbst uns Konkurrenz machen." Konkret nennt er einen derzeit sehr gefragten Markenhersteller, der in eigenen Shops - unter anderem in Neunkirchen - seine Kleidung vertreibt.

Ein ganz anderes Problem hat Kunibert Bock. Der Inhaber des Rad-Geschäftes in der Linxweiler Straße hat mit Saisonproblemen zu kämpfen. "Ich bräuchte eine größere Ausstellungsfläche", sagt er. Rund 200 Räder hat er vorrätig. Diese würde er gerne etwas besser präsentieren. Der Haken an der Sache: Nur im Sommer bräuchte er so viel Platz. Denn sein Geschäft ist besonders saisonabhängig. Bock erzählt: "Es gibt Tage im Winter, da ist am Abend die Kasse noch zu; sobald die Sonne scheint, stehen morgens schon zehn Leute vor der Tür." Bock ist sich bewusst, dass es für dieses Problem keine Lösung gibt. Und er sieht es gelassen: Damit muss ich leben." Zumal er in St. Wendel davon profitiere, dass sich die Stadt im Radsport einen Namen gemacht hat.

Hans Klein , Geschäftsführer bei Buch und Papier Klein in der Bahnhofstraße, hat einen ganz anderen Grund ausgemacht, warum bei Einzelhändlern der Schuh drückt: den demografischen Wandel. Klein: "Weniger Einwohner, dann sind auch die Kundezahlen rückläufig, weniger Menschen lesen, weniger Kinder gehen zur Schule und brauchen Schulbücher." Und dann gibt es da noch das Internet . Nicht nur als direkten Konkurrenten um die Gunst der Kunden. Sondern vielmehr indirekt. Viele Sortimentsgruppen seien einfach weggefallen: "Kein Mensch kauft heute mehr Straßenkarten; wir verkaufen so gut wie keine Lexika mehr." Auch Ratgeber aller Art oder Hotelführer seien in der heutigen Zeit fast überflüssig. "Da bietet das Netz viel mehr Informationen", sagt Klein. Für ihn und seine Mitstreiter gelte es daher, mit gutem Service und einem außergewöhnlichen Angebot zu punkten.

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