Auszeichnung Wissen wird mit anderen Kitas geteilt

St. Wendel · Die Kita St. Anna ist eine ausgewählte Konsultationseinrichtung und damit im geförderten Bildungsprogramm integriert.

 Gutgelaunt beim vorurteilsbewussten Lernen sind die Kindergartenkinder in Alsfassen

Gutgelaunt beim vorurteilsbewussten Lernen sind die Kindergartenkinder in Alsfassen

Foto: Frank Faber

Seit einem Jahr gehört die katholische Kindertageseinrichtung St. Anna in St. Wendel-Alsfassen zu den vier saarländischen Konsultationseinrichtungen. „Wir öffnen dabei unsere Türen und lassen uns von Kolleginnen über die Schulter schauen, um zur Umsetzung der Themen in der Praxis anzuregen“, erklärt Kita-Leiterin Karin Klopp.

Schwerpunkt war bisher, die vielfältigen Lebenswelten der Kinder und ihrer Familien kennen- und schätzen zu lernen. „Den pädagogischen Ansatz haben wir in den Kindergartenalltag integriert“, sagt Klopp. Gerade in Kitas erleben die Erzieher die Vielfalt der Gesellschaft in konzentrierter Form: Kinder und Eltern mit unterschiedlichsten kulturellen und religiösen Hintergründen in den verschiedensten Familienformen. In den Kitas kommen die vielfältigen sozialen Hintergründe und auch die sehr individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder zusammen. „30 Prozent unserer 115 Kinder haben einen Migrationshintergrund“, sagt die Kita-Leiterin.

Der Ansatz vorurteilsbewusstes Lernen werde als Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit verstanden. „Es hat sich viel in der Gesellschaft gewandelt. In erster Linie geht es um Haltung, dazu nimmt das Kita-Personal eine Vorbildfunktion ein“, erklärt Klopp. Die Konsultationsbeauftragten Alexandra Spinda und Ina Dillmann haben sich seit der Projekteinführung intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. „Kinderbücher, die auf Diskriminierung oder Stigmatisierung hinwiesen, haben wir ausgemustert und durch einen neuen Bücherbestand ergänzt“, berichtet Ina Dillmann. Spielmaterial, die die Rolle der Frau im Berufsleben neu definiert, sei angeschafft worden. „Unsere Babypuppen haben jetzt unterschiedliche Hautfarben und Gesichtsmerkmale“, ergänzt sie.

Bereits mit neun Monaten beginnen Kinder, unterschiedliche Hautfarben wahrzunehmen. „Die Skin-Stifte helfen den Kindern, beim Malen ihre individuelle Hautfarbe richtig darzustellen, und nicht wie bisher rosa zu zeichnen. Wer hat denn schon eine rosa Hautfarbe?“, meint Dillmann. Zudem ist der Rollenspielbereich mit alltäglichen Utensilien und Kleidung erweitert worden. Kleine Kinder haben doch noch keine Vorurteile, heißt es. Oder: Lasst die Kleinen spielen und belastet sie nicht mit so etwas, der Ernst des Lebens kommt noch früh genug! Aber das Abwehren des Themas „Vorurteile und Diskriminierung“ führt dazu, dass Kinder mit unangenehmen Erfahrungen allein bleiben, die sie bereits im Kindergarten machen. Beispiele aus der Praxisarbeit. Jana darf nicht mitspielen, weil sie ein Mädchen ist oder zu Dim sagen manche „Schlitzauge“ und über Katharinas Mama haben neulich ein paar Kinder gelacht, weil sie dick ist. „Das sind schon Erfahrungen, mit dem Verweis auf ein bestimmtes, meist äußeres Merkmal abgewertet, gehänselt oder ausgegrenzt zu werden“, meint Alexandra Spinda.

Erleben die Kinder dagegen die Kita als einen Lernort, der vor Ausgrenzung und Abwertung schützt, so lernen sie, Ungerechtigkeiten zu erkennen und sich gemeinsam mit anderen für Gerechtigkeit einzusetzen. „Denn Benachteiligungen beschädigen die Kinder in ihrem Selbstwertgefühl und mindern häufig ihre Lernmotivation“, sagt Spinda. Beim ersten Ziel haben die Erzieherinnen mit den Kindern an deren Stärkung der Ich-Identität gearbeitet. „Der Respekt für die Vielfalt zieht sich täglich durch die gesamte Einrichtung“, stellt Kita-Leiterin Klopp fest. Jedem Kind werde vermittelt, wie wertvoll es ist. Dies hätten Kolleginnen anderer Einrichtungen am Konsultationstag bemerkt. „Unsere Kinder wären hilfsbereit und zuvorkommend im Umgang untereinander“, freut sich Klopp über die positive Rückmeldung. Damit die Kinder auch ihre Rechte wahrnehmen, ist ein Beschwerdemanagement eingerichtet worden. Mit der Zwischenbilanz nach einem Drittel der Projektzeit sind die Erzieherinnen zufrieden.

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