„Wir wollen die Kinder stark machen“

Niederkirchen · Schicksalsschläge treffen auch Kinder. Um zu lernen, wie sie mit Trauer umgehen können, besuchte die Christliche Hospizhilfe im Landkreis St. Wendel die Niederkircher Grundschule als Teil des Projekts „Hospiz macht Schule“.

 Gemeinsam verabschiedeten sich die Schüler von den Mitarbeitern der Hospiz-Hilfe. Foto: ames

Gemeinsam verabschiedeten sich die Schüler von den Mitarbeitern der Hospiz-Hilfe. Foto: ames

Foto: ames

Fünf Tage haben sich die Viertklässler der Grundschule einem ernsten Thema gewidmet: Wie geht man mit Krankheit, Trauer und dem Abschied geliebter Menschen um? Mit Mitarbeitern und ehrenamtlichen Helfern der Christlichen Hospizhilfe im Landkreis St. Wendel stellten sie im Kreise ihrer Eltern vor, was sie während des Programms "Hospiz macht Schule" erarbeitet haben.

Wie sie sich selbst verändert haben, zeigten sie mit ihren Babyfotos. Ihre Vorstellung von Krankheiten verkörperten sie in pantomimischem Spiel; zusätzlich stellten sie einem Arzt Fragen. Zur Gruppenarbeit gehörten auch Filme und Geschichten, die anschließend gemeinsam besprochen wurden.

Mit verschiedenen Ebenen des Krankseins wurde sich beschäftigt. "Wir haben schwarze und weiße Wolken gemalt und reingeschrieben, was uns gefällt und was uns nicht gefällt, wenn wir krank sind," berichtete Tabea Wagner (10). Dass man umsorgt werde und sich ausruhen kann, sei für Mathias Hort (10) zumindest ein kleines Trostpflaster. Emma Kerber (10): "Wir haben auch einen Trostbrief für unsere Eltern geschrieben. Darin steht, wie wir jemanden trösten und wie wir selbst getröstet werden wollen." Abschließend führten sie gemeinsam im Kreis einen Lastentanz auf, bei dem sie hüpfend und springend das, was sie belastet, von sich warfen.

"Wichtig ist es, das Thema kindgerecht aufzuarbeiten. Ihr Interesse steht immer im Vordergrund", stellte Christa Debrand von der Landesarbeitsgemeinschaft Hospiz Saarland klar. Sie leitete bereits 38 Projekte an saarländischen Schulen mit Kindern der Klassenstufen drei und vier. "Im Alter zwischen vier und neun Jahren haben die Kinder oftmals erste Erfahrungen mit dem Sterben und dem Tod in ihrem Umfeld gemacht. Wir möchten sie damit nicht alleine lassen." Ihr zur Seite standen sechs ehrenamtliche Helfer, die eine spezielle Ausbildung durchliefen. Es komme vor, dass Kinder während des Projekts traurig werden. Bärbel Ludwig von der Hospizhilfe: "Sie erleben sich untereinander anders und lernen auch, sich gegenseitig zu trösten." Für manche Eltern sei das Thema zunächst ein Tabu, wobei sie anschließend oft überrascht seien, wie positiv und unbefangen ihre Kinder mit dem umgingen.

Von Seiten der Eltern waren die Rückmeldungen nach der Präsentation positiv. Monika Ehrhardt: "Mein Sohn hat vor kurzem einen Todesfall in unserer Familie miterlebt. Er musste lernen, dass es dazu gehört." Yvonne Horts Sohn hat während der Projektwoche viele Fragen gestellt: "Er fragte, wie wir mit Krankheit und Tod in der Familie umgehen. Das war nicht so leicht zu beantworten, aber ich fand gut, wie hier mit dem Thema umgegangen wurde."

Schulleiterin Hildegard Thiel zeigte sich von dem Konzept überzeugt: "Wir wollen die Kinder stark machen. Sie sind im richtigen Alter, um unbefangen damit umzugehen." Im nächsten Schuljahr soll das Programm "Hospiz macht Schule" in Niederkirchen fortgeführt werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort