Winterbach war einst von Römern besiedelt

Winterbach · Zeit, Geld und Mühe haben die Winterbacher Heimatfreunde 1998 investiert, um ein vermutetes Römergrab in ihrer Heimat auszugraben. Die Ergebnisse waren überraschend. Dies ist ein Bereich von vielen, in dem sich der Verein engagiert.

 Alle packen mit an: Die Grabungsarbeiten im Winterbacher Schuleck im Jahr 1998. Foto: Paul Recktenwald

Alle packen mit an: Die Grabungsarbeiten im Winterbacher Schuleck im Jahr 1998. Foto: Paul Recktenwald

Foto: Paul Recktenwald

Ein römisches Gräberfeld im Winterbacher Schuleck? 1998 kam ein Bürger auf die Heimatfreunde Winterbach zu. Bei Baggerarbeiten habe er ein Grab mit Beigaben gefunden. Darunter eine Münze aus der Römerzeit. Daher der Gedanke, dass sich vielleicht dort noch weitere römische Gräber befinden. Die Idee: Die Heimatfreunde sollen das vermutete Gräberfeld wissenschaftlich erforschen.

Das Verständnis für Heimat , Kultur, Geschichte wecken, die Vergangenheit erforschen, Zeugnisse der Dorfgemeinschaft erhalten - das sind die Ziele der 1989 gegründeten Heimatfreunden. "Vielfältig waren und sind dabei die Aktivitäten unserer Mitglieder: Sie sammeln und archivieren alte Aufnahmen, fotografieren Objekte und Landschaften, erstellen Dia-Vorträge über das Winterbacher Kulturgut", zählt die Vereinsvorsitzende Irmtraut Schneider auf. Dazu werden etwa Wegekreuze erhalten, Geschichten und Gedichte, auch auf Mundart, geschrieben. Und auch Bücher herausgegeben - bis dato neun an der Zahl. Jährlich kommt ein Dorfkalender heraus mit historischen Motiven. Außerdem stehen Führungen, Fahrten und Besichtigungen auf dem Plan.

Zu den Interessen der Heimatfreunde gehört die Erforschung der Frühgeschichte ihrer Heimat . Daher zurück in das Jahr 1998. Die Idee, das vermutete Gräberfeld zu erforschen, nahmen die Vereinsmitglieder gerne auf. "Die Genehmigung des Landeskonservators hatten wir eingeholt, allerdings geknüpft an die Bedingung, einen fachkundigen Grabungsleiter während der Zeit zu bezahlen", sagt Paul Recktenwald, damals Vorsitzender, heute Schriftführer. Zudem musste ein Bagger ran. Ein Glück, dass ein Vereinsmitglied seine Maschine zur Verfügung stellte. Auch das Finanzielle wurde dank einer Spende einer St. Wendeler Bank geklärt.

Im Juli 1998 erfolgte der erste Spatenstich. Die ersten Grabungsfunde waren überraschend: Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg. Recktenwald: "Darunter verrostete Waffen, aber auch Orden und Abzeichen, die offenbar von Winterbacher Bürgern vergraben wurden."

Nicht weniger überraschend die weiteren Funde: Kein römisches Gräberfeld, jedoch bemalte Putz- und Mauerreste. Sehr wahrscheinlich aus der spätrömischen Zeit. "Es muss sich um ein Haus gehandelt haben, das von wohlhabenderen Menschen bewohnt wurde", meint Recktenwald. Dafür sprechen weitere Indizien: 1888 wurde in der Nähe ein Pfeilergrab gefunden, dazu Sandsteinköpfe. 1998, während der Grabungsarbeiten, in einiger Entfernung ein Abflussrohr. Drei Puzzlestücke, die vielleicht ein Bild ergeben. Recktenwald: "Möglich ist, dass Haus, Abflussrohr und Pfeilergrab zu einem Anwesen gehörten." Eine Wohnanlage betuchter römischer Bürger. Vielleicht. Um Genaueres herauszufinden, müsste weiter gegraben werden. Möglichweise machen sich die Heimatfreunde bald wieder ans Werk.

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Hintergrund Der dritte Tag des St. Wendeler Landes am Sonntag, 30. Oktober, ab 11 Uhr in der Bosener Mühle am Bostalsee steht unter dem Motto "Persönlichkeiten aus dem St. Wendeler Land". Präsentationen, Vorträge und Darbietungen behandeln Personen, die für die Region von Bedeutung sind oder waren. Diskussionsrunden widmen sich den Heimatkundevereinen. Der Eintritt ist frei. red

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