Wilder Westen in St. Wendel

St Wendel · Der Saalbau wurde zur Scheune. Die Bands Lunchbox und Nighthawk musizierten in Country-Rockmanier, dazu tanzten und feierten mehr als 500 Line-Dancer, Western-Fans und Hobbyisten. St. Wendel liegt zwar meilenweit vom Wilden Westen entfernt, ist aber ein gutes Pflaster für die Country-Szene.

 Linedance-Clubs aus der gesamten Region tanzten der Country-Nacht in St. Wendel. Fotos: Faber

Linedance-Clubs aus der gesamten Region tanzten der Country-Nacht in St. Wendel. Fotos: Faber

 Steht auf Led Zeppelin: Nighthawk-Gitarrist Dieter Sladko.

Steht auf Led Zeppelin: Nighthawk-Gitarrist Dieter Sladko.

Samstags badete der Cowboy, sattelte das Pferd und ritt in einen größeren Ort. In einer Scheune wurde zur Musik, die die Iren nach Nordamerika mitgebracht hatten, getanzt und wenn dabei alles glatt lief, hat er noch ein Mädel abgeschleppt. Zur ersten Country-Nacht in St. Wendel trafen sich gestylte Westernfreunde, regionale Linedance-Clubs und Hobbyisten in Saalbau. Und wie einst in der Scheune tanzten die Line-Dancer vor der Bühne zur Musik der Vorgruppe Lunchbox. Gut, zum Klassiker "God bless Texas" passte die Performance, bei den Popsongs "Jeans on" und "Footloose" drifteten allerdings Musik und die Choreografie der aufgereihten Liebhaber des Einzeltanzes gewaltig auseinander.

Von einem Stehtisch, statt dem vertrauten Pokertisch, beobachteten die Hobbyisten "Doc Holiday" und "Gambler" das strukturierte tänzerische Treiben im Saal. Ihre Schießeisen, ein Replikat eines Colts Marke 1851 Navy Vorderlader, saßen locker im Halfter. "Das Führen von Anscheinswaffen ist in der Öffentlichkeit verboten", erklärte "Doc Holiday". Auf dem Weg vom Parkplatz bis zum Saalbau deckten die Hobbyisten deshalb die Pistolen mit dem Mantel zu. "Hier im Saalbau dürfen wir die Colts tragen", sagte "Doc Holiday". Warum auch nicht, meinte Veranstalter Georg Lauer von Gog Concepts: "Beide ballern ja hier nicht rum". Denn für die Knallbonbons hatte er die Musikbands engagiert. Bei der Formation Lunchbox saß Big Snack hinter der Schießbude, den Bass zupfte Grey Wolf und die Stimmen von Lisa und Jo Cool intonierten traditionelle Country-Nummern und für das Westerngenre aufgemotzte Pop-und Soft-Rock-Hits.

Eine rockigere Patrone feuerte die Band Nighthawk ab, die 2014 als beste deutsche Countryband des Jahres dekoriert worden war. "Wir sind schon eine ganz verrückte Truppe", meinte David Schneider aus Urweiler, der seit fünf Jahren das Schlagzeug bearbeitet. Ihr Soundgewand von Nighthawk erinnerte ein wenig an die Rockballaden der amerikanischen Südstaaten-Rockbands wie Molly Hatchet und Lynyrd Skynyrd. Bei denen hat auch Kid Rock sein Gute-Laune-Lied "All Summer long" abgekupfert, welches Nighthawk in einer geilen Version vorstellten. "Wir haben Spaß, verdienen etwas Geld und kommen in der Welt rum. Nur einen Plattenvertrag wollen wir nicht, denn wir wollen selbst bestimmen, was wir machen", betonte Gitarrist Dieter Sladko aus Blieskastel. In der mehr als zweistündigen energiegeladenem Bühnenshow packten die sechs Musiker eine Country-Rock'n'Roll-Mixtur aus eigenen Stücken und Klassikern aus.

"Die Country-Nacht ist richtig klasse, aus der ganzen Region sind die Linedance-Clubs zusammengekommen", schwärmte Line-Dance-Trainerin Denise Emser aus Martinshöhe. Stark gitarrenbetont coverten Nighthawk "Call me the breeze", den mehr als 40 Jahre alten Blues-Evergreen von J. J. Cale. Ein paar Zugaben und das wars dann mit der großartigen Country-Nacht. Ob Veranstalter Lauer noch eine Nacht dranhängt, stand noch nicht fest.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort