Hilfsaktionen Wie den Brandopfern geholfen wird

St Wendel · Die SZ hat bei den Helfern in der Not nachgefragt und von spontanen Aktionen erfahren.

 Das Gebäude Ecke Kelsweilerstraße/jahnstraße am Tag nach dem Brand. Geborstene Fenster, freigelegte Dachbalken zeugen davon, wo das Feuer gewütet hat. Foto: Evelyn Schneider

Das Gebäude Ecke Kelsweilerstraße/jahnstraße am Tag nach dem Brand. Geborstene Fenster, freigelegte Dachbalken zeugen davon, wo das Feuer gewütet hat. Foto: Evelyn Schneider

Foto: Evelyn Schneider

Plötzlich ist alles weg. Von jetzt auf gleich raus aus dem Zuhause. Neu anfangen. Was bleibt übrig von dem Hab und Gut? Welche Erinnerungsstücke sind den Flammen zum Opfer gefallen?

Sieben Menschen sind aktuell in dieser Situation. Nach dem Brand in einem Gebäude an der Ecke Kelsweiler-/Jahnstraße am vergangenen Donnerstag in St. Wendel sind vier Wohnungen unbewohnbar (wir berichteten). In der Nacht nach dem Unglück kamen alle bei Bekannten unter. Eine wichtige Stütze in der Not. Neben Privatpersonen waren auch Hilfsorganisationen zur Stelle.

Hildegard Nagel vom St. Wendeler Förderverein Kleine Hände kam am Donnerstag zufällig an der Unglücksstelle vorbei, als der Feuerwehr-Einsatz noch lief. Mit zwei Damen, denen die Flammen das Heim raubten, ist sie bekannt. "Sie standen geschockt da", erinnert sich Nagel. In Rücksprache mit der Vorsitzenden des Fördervereins, Birgit Litz, habe sie angeboten zu helfen. "Für mich war es selbstverständlich, mein Okay zu geben", so Litz. So wurden die Räume der Kleinen Hände am Freitag spontan außerhalb der regulären Öffnungszeiten aufgeschlossen. "So konnten die Menschen mit dem Nötigsten versorgt werden." Wer Hilfe braucht, könne sich an die Kleinen Hände wenden. Aktuell würden noch Handtücher sowie Kopfkissen und Decken in gutem Zustand gebraucht. Bei allem Unglück und persönlichem Leid für die Brandopfer lobt Hildegard Nagel die unbürokratische Zusammenarbeit der Institutionen.

Die Stadt hat am Morgen nach dem Unglück so etwas wie einen runden Tisch mit den Betroffenen einberufen. Das Bürgeramt habe den Caritasverband Schaumberg-Blies informiert. Mitarbeiterin Elke Wommer kam dazu. "Es ging um Soforthilfe. Das Wochenende und ein Feiertag standen bevor", war sich Wommer der Dringlichkeit bewusst. Für Ersatzwohnungen sorgte die Stadt. Die Caritas habe jedem Brandopfer 50 Euro ausgezahlt. "Und wer wollte, konnte von der Tafel ein Notfallpaket mit Lebensmitteln bekommen", berichtet Elke Wommer. Was weitere Unterstützung betrifft, so gibt es bei der Caritas verschiedene Hilfs-Fonds. Wie Michael Schütz, Direktor des Caritasverbandes Schaumberg-Blies informiert, können Anträge für einen Notfall-Fond, der bei dem Diözesan-Caritasverband Trier angesiedelt ist, gestellt werden. Elke Wommer hat derweil Kontakt zur evangelischen Kleiderkammer und der Möbelbörse hergestellt. Während sie spricht, blickt sie aus dem Fenster auf jenes Haus, in dem das Feuer gewütet hatte. "Die Menschen waren schon sehr aufgewühlt", erinnert sie sich.

Neben zwei Frauen, einem älteren Herrn und einem alleinstehenden Mann hat auch eine junge Familie ihr Zuhause verloren. Die Frau arbeitet bei der Stiftung Hospital St. Wendel. Und konnte sich auf ihren Arbeitgeber verlassen. "Wir helfen einer Kollegin in der Not", erklärt der stellvertretende Direktor Martin Grundhöfer-Degel auf SZ-Nachfrage ganz selbstverständlich. Intern seien Sachspenden koordiniert worden. Außerdem gab es eine Soforthilfe. "Denn es ist in einem solchen Moment sicher nicht schön, nur auf Spenden angewiesen zu sein", so Grundhöfer-Degel. Jetzt könne die Familie auch selbst etwas kaufen. "Es muss schrecklich sein, nur noch das zu besitzen, was man am Körper trägt." Daher wollten die Kollegen die erste Not lindern. Betroffen hat auch Sascha Marcel Jung auf das Brandunglück reagiert. Sei vier Wochen führt der Familienvater das Café Carré in St. Wendel. Er sei noch am Abend des Unglücks an dem Gebäude vorbeigefahren, habe am nächsten Morgen die Bilder des Brandes gesehen. "Da wusste ich: Ich möchte irgendetwas tun."

So bietet Jung den Betroffenen an, in seinem Café zu frühstücken oder zu Mittag zu essen. "Bis die Leute wieder auf die Füße gekommen sind, fällt schon einmal die Last, kochen zu müssen, weg", sagt Jung. Es sei ihm eine Herzensangelegenheit gewesen, irgendwie zu helfen. "Es ist einfach unvorstellbar schlimm, wenn man von heute auf morgen alles verliert." Das Angebot des Café-Inhabers gefällt auch Hildegard Nagel vom Förderverein Kleine Hände. "Ich glaube, die Menschen sind insgesamt gut aufgefangen worden."

Der Förderverein Kleine Hände in der Hospitalstraße 35 in St. Wendel ist wie folgt geöffnet: montags, jeweils 9 bis 11 Uhr sowie donnerstags, jeweils von 14 bis 16.30 Uhr. Zu diesen Zeiten können Sachspenden abgegeben werden.

Zum Thema:

Ein Feuer war vergangenen Donnerstagnachmittag im Gebäude Kelsweilerstraße/Jahnstraße ausgebrochen. Mehr als 150 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Deutschem Rotem Kreuz, Technischem Hilfswerk und Polizei waren vor Ort. Vier Wohnungen, in denen sieben Menschen lebten, sind aktuell unbewohnbar. Nach Angaben von Experten des Dezernates Brandermittlungen beim Landespolizeipräsidium war ein technischer Defekt Auslöser des Brandes.

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