Werschweiler wartet auf sein Storchenpaar

Werschweiler · In den nächsten Wochen wird es ernst: Kommt das Storchenpaar wieder, das vergangenes Jahr in Werschweiler gesehen wurde? Um den Tieren beste Brutbedingungen zu bieten, haben Naturschützer jetzt eine Nisthilfe aufgestellt. In unmittelbarer Nähe des von den Tieren inspizierten Nestes.

 Das neue Storchennest steht: Auf einem Kieferstamm wurde das Horstplateau befestigt. Fotos: B&K

Das neue Storchennest steht: Auf einem Kieferstamm wurde das Horstplateau befestigt. Fotos: B&K

Ein junges Storchenpaar ist im vergangenen Jahr in Werschweiler gesichtet worden. Da waren die beiden quasi auf Wohnungssuche. Häuslich eingerichtet haben sie sich schließlich auf einem Strommast. Nicht die beste Wahl.

Deshalb haben die Menschen jetzt eingeriffen - gerade rechtzeitig, ehe die Tiere aus dem Winterquartier zurückkommen. In Kooperation zwischen Stadtwerke, Umweltamt und Bund Naturschutz Ostertal (BNO) wurde am Montagmorgen ein neues Zuhause für das Storchenpaar hergerichtet. Zunächst haben Arbeiter das alte, aus Zweigen gebaute Nest vom Strommast entfernt. Nur einige Meter daneben wurde dann eine künstliche Nisthilfe auf einem Holzmast aufgestellt. "Dieses Horstplateau ist etwas höher als der Strommast. Denn Störche mögen es, wenn sie von ihrem Horst aus die Aue überblicken können", erklärt Peter Volz, der die "Aktion Storch" beim BNO koordiniert. Er war selbst vor Ort, als die Nisthilfe aufgestellt wurde. Die mögliche Brutstätte ist bereit, jetzt hoffen die Naturschützer , dass die beden Weißstörche tatsächlich nach Werschweiler zurückkommen.

Die Chancen dafür stehen gut, denn Störche sind nicht nur meist einander, sondern auch was den Standort der Brutstätte betrifft, treu. Storch-Experte Norbert Fritsch weiß von zwei Störchen, die sich jedes Jahr zur Brutzeit am selben Platz getroffen haben. Nachdem sie die Jungen groß gezogen hatten, zog ein Tier im Winter gen Westen, das andere gen Osten. Auf dem Weg ins Winterquartier und wieder zurück in die Heimat bringen die Großvögel viele tausend Kilometer hinter sich. Beschwerlich und gefährlich, deshalb kehrt nicht jeder Storch zurück.

"Bei beringten Störchen haben wir beobachtet, dass zunächst der Storchenmann zurückkommt, das Netz besetzt und verteidigt", erklärt der Neunkircher Zoodirektor Fritsch. Dann käme die Storchdame, es gebe ein Klappern zur Begrüßung, und sie schreiten zur Brut.

In den nächsten Wochen wird es im Himmel über Werschweiler spannend. Wird ein Storch oder beide zusammen gesichtet? "Je nach Witterung tauchen die Tiere im Februar auf", weiß Fritsch. Nach Angaben von Volz seien in Baden-Würtemberg bereits die ersten Ströche aus dem Winterquartier eingetroffen. Den Zeitraum der Begattung terminieren die Experten auf März/April. Die Brutzeit dauert vier Wochen. Dann gilt es, die Jungen schnell aufzupäppeln. Denn bereits im August verlassen die Zugvögel wieder ihr Revier. Deshalb ist das direkte Umfeld des Horststandorts von Bedeutung. Hier muss genügend Futter für die erwachsenen und die Jungtiere zur Verfügung sein. Sie ernähren sich von Mäusen, Reptilien , Insekten, Fröschen oder Regenwürmern. Zwischen einen und sechs Storchenjungen sind möglich. "In der Regel sind es drei", erklärt Nabu-Storchenbetreuer Christoph Braunberger. Der Ornithologe (Vogelkundler) geht davon aus, dass das Ostertal von Störchen besiedelt wird. Laut Volz sei es das erste Mal. In Kirchenbüchern habe er lediglich Hinweise auf Störche in Alsweiler und Selbach gefunden - vor Jahrhunderten.

Eine ähnliche Situation wie in Werschweiler gibt es auch in Bliesen. Dort wurde im vergangenen Jahr ein Storchenpaar - vermutlich auf Reviersuche - gesichtet. "Auch dort wurde ein Horst aufgestellt", so Braunberger. "Im Landkreis St. Wendel könnte es künftig also zwei Storchenpaare geben."

 Mitarbeiter der Stadtwerke St. Wendel entfernen das alte Nest an der Stromleitung.

Mitarbeiter der Stadtwerke St. Wendel entfernen das alte Nest an der Stromleitung.

Zum Thema:

Das Storchenprojekt des Bunds Naturschutz Ostertal (BNO) umfasst das Gebiet der Osteraue bis zur Ortslage Dörrenbach. Hier soll einiges umgestaltet werden. Auch der Bau von Tümpeln ist im Konzept des BNO vorgesehen. Die Stadt St. Wendel unterstützt das Projekt des BNO mit 5000 Euro als Sofortmaßnahme. red

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