Gesangverein verschiebt Pläne in 2021 150. Geburtstag ohne Festlichkeiten bei Werschweiler Chor

Werschweiler · Alles war geplant fürs Jubiläumsjahr. Dann kam Corona und der Gesangverein konnte nichts mehr realisieren. Die Feier soll aber nachgeholt werden.

  Auf diesem Foto feiern sie noch gemeinsam. Im Corona-Jahr war es jedoch ein stiller Geburtstag, den der Gesangverein Werschweiler begangen hat.

Auf diesem Foto feiern sie noch gemeinsam. Im Corona-Jahr war es jedoch ein stiller Geburtstag, den der Gesangverein Werschweiler begangen hat.

Foto: Richard Linxweiler

Das Jahr geht nun zu Ende und damit muss auch der 150. Geburtstag des Gesangvereins Harmonie 1870 Werschweiler sang- und klanglos vorübergehen. Geplant hatte der Vorstand es jedoch ganz anders. Wie eine Sprecherin berichtet, standen Festkommers, Auftritte in der Kirche und beim Dorffest, bei befreundeten Vereinen und bei „Sing City“ in St. Wendel auf dem Programm. Der Höhepunkt dieses Vereinsgeburtstages sollte das große Jubiläumskonzert im September sein. Zu diesem sollte es eine besondere, stimmgewaltige Unterstützung geben: ein Projektchor mit zwölf neuen Sängerinnen und Sängern aus Werschweiler.

„Über so viel Interesse haben sich die Aktiven sehr gefreut“, berichtet Elke Kirsch, die Vorsitzende des Vereins. Bevor die erste Probe losging, kam dann aber Corona. Die Chorproben, bei der alle dicht beisammen in einem Raum sitzen, waren für die nächsten Monate tabu. Singen mit Maske? Geht gar nicht. Dabei erfreut sich der Traditionsverein im kleinen Ostertaldorf wachsender Beliebtheit. „Rund 40 Chormitglieder zwischen Ende 20 und Anfang 80 singen mit großer Freude zusammen und das klappt bestens“, schwärmt Kirsch. „Die Jungen bringen neue Ideen ein und die Senioren punkten mit Erfahrung und Stimmsicherheit.“ Anders als bei vielen Chören, die über Mitgliederschwund klagen und schließlich sogar ganz aufgeben, gebe es hier immer wieder Nachwuchs-Sänger.

Der zweitälteste Gesangverein des Landkreises St. Wendel wurde im Deutsch-Französischen Kriegsjahr 1870 von einigen sangesfreudigen Männer gegründet. Zwangspausen durch den Ersten und Zweiten Weltkrieg mussten überwunden werden. Als im Mai 1945 alles vorbei war, waren einige Sangesbrüder nicht mehr in die Heimat zurückgekehrt. Als der Rundfunk seine Tätigkeit wieder aufnahm, war auch Chorgesang zu hören. Dadurch wurde die Sangeslust in Werschweiler wieder geweckt und der Verein blühte auf. Im Jahr 1951 gab es den ersten Ausflug. Über Idar-Oberstein und Assmannshausen führte der Weg nach Rüdesheim. Ein Bericht in der Chronik erzählt davon: Als die letzten Sänger nach dem Abstieg vom Niederwalddenkmal in der Drosselgasse ankamen, hallte bereits der Gesang der Kameraden mit voller Lautstärke: „…und wir tragen unser Elend mit Geduld, denn wir sind an unserer Pleite selber Schuld und dann trink‘ mer noch’n Likörchen und dann beiß ich dir ins Öhrchen, Caramba…“.

1958 übernahm Walter Schneider, ehemaliger Direktor der Hauptschule Niederkirchen, den Chor. Als die Mitgliederzahl immer kleiner wurde, schaffte er den Übergang vom Männerchor zum gemischten Chor. Er formte einen Klangkörper, der für Werschweiler Verhältnisse erstaunlich war und in der Region große Anerkennung fand. 1970 wurde das 100-jährige Bestehen gefeiert. Ein Festzelt wurde damals aufgestellt. Das große Finale bildete eine Mode-Revue, die vom St. Wendler Modehaus Werner Wagner inszeniert wurde. Ein wichtiges Ereignis in der Vereinsgeschichte war laut Sprecherin auch die Verleihung der Zelterplakette am 13. November 1982. Voraussetzung für diese Ehrung, die auf die Stiftung des Bundespräsidenten Heuss zurückgeht, ist, dass ein Chor nicht nur 100 Jahre besteht, sondern auch nachweislich erfolgreiche, gemeinnützige Kulturarbeit leistet.

1996 übernahm Ludmila Will den gemischten Chor. Mit ihr begann eine neue Zeit, das Lieder-Repertoire wurde aktualisiert. 2016 würdigte der saarländische Chorverband mit einer Prämie von 700 Euro die Idee und Umsetzung des Projektchores. Unter dem Motto „Werschweiler singt“ haben die Aktiven Freunde und Nachbarn eingeladen, bei den Proben für ein Adventskonzert mitzuwirken. Auf Anhieb fanden sich 16 Interessierte. Das Konzert mit dem großen Chor habe Sänger und Publikum begeistert. 14 Neue blieben danach im Chor.

Heute blickt der Verein auf 150 Jahre Historie zurück. Die Lust am Singen sei stets Teil der Gemeinschaft im Ostertaldorf gewesen. Auch heute gelte laut Sprecherin: Singen macht Freude. Bekannte Lieder wie „Ich wollte nie erwachsen sein“ (Peter Maffay), „Memory“ (Andrew Lloyd Webber) oder Gospels wie „Rock my Soul“, traditionelle Volksweisen sowie Klassiker von Bach bis Mozart gehören zum Repertoire des Chores. Dessen Mitglieder hoffen, dass bald wieder gemeinsam Melodien angestimmt werden können. „Das Jubiläum wird gefeiert, nicht das 150., sondern dann, wenn alles gut geht, das 151. im nächsten Jahr“, so die Sprecherin.

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