Sicherheit Wenn Waffen in der Öffentlichkeit verboten sind

Bexbach · Beamte der Bundespolizei tauschen sich in St. Wendel über eine Aktion in Saarbrücken aus und geben Tipps in Sachen Sicherheit.

13 Beamte der Bundespolizeidirektion Koblenz, die auch für das Saarland zuständig ist, haben sich für zwei Tage in St. Wendel getroffen. Auf deren Agenda standen Themen wie soziale Netzwerke, Kommunikation intern und Pressearbeit. Aber auch der Erfahrungsaustausch in Sachen Waffenverbotszone. Eine solche wurde am vergangenen Wochenende erstmals am Saarbrücker Bahnhof eingerichtet. Der Grund hierfür ergibt sich aus Zahlen, die der Bundespolizei vorliegen. „Seit Anfang des Jahres gab es 81 Delikte mit Waffen in der Landeshauptstadt, 43 davon am Bahnhof“, erklärt Thomas Stauter, kommissarischer Leiter der Bundespolizeiinspektion in Bexbach. In all diesen Fällen, so ergänzt Dieter Schwan, Sprecher der Bexbacher Inspektion, sind die mitgeführten Waffen auch zum Einsatz gekommen, wurden Menschen damit verletzt. Trotz der Ankündigung der Waffenverbotszone haben die Beamten der Bundespolizei unter anderem ein Einhandmesser, ein Scheckkartenmesser und einen Baseballschläger bei den 150 kontrollierten Personen entdeckt. Die Ankündigung der Aktion im Vorfeld sei verpflichtend.

Im Nachgang habe es einige kritische Kommentare gegeben, berichtet Stauter. Einige davon haben den kommissarischen Leiter der Bexbacher Inspektion geärgert, wie er zugibt. So hieß es: Die Aktion habe sich nicht gelohnt. „Daran merkt man, wie sehr sich die Menschen an solche Dinge gewöhnt haben“, sagt er. Er halte gerade versteckte Waffen wie Scheckkartenmesser für gefährlich.

Bei der Presseabteilung in Koblenz, die auch als Beschwerdestelle fungiert, hat Pressesprecher Christian Altenhofen ein Feedback nach der Aktion in Saarbrücken entgegengenommen, das ihn etwas erschrocken hat. Ein Mann habe tatsächlich gefragt, wie denn beispielsweise Frauen ohne deren Pfefferspray sicher hätten nach Hause kommen sollen. „Diese Selbstverständlichkeit, mit der man anscheinend Waffen braucht, hat mich entsetzt“, sagt Altenhofen.

Während der Aktion am Saarbrücker Bahnhof gab es aber auch positive Resonanz. „Fünf Leute sind auf uns zugekommen und sagten: ,Gut, dass Ihr da seid’“, so Stauter. Das subjektive Sicherheitsempfinden der Menschen habe sich verändert. Auch deshalb seien solchen Aktionen wichtig. „Es ging um die Prävention und darum, aktiv ein Gefühl von Sicherheit zu schaffen“, ergänzt Altenhofen.

Wäre eine Waffenverbotszone auch am St. Wendeler Bahnhof denkbar? Thomas Stauter möchte das nicht ausschließen. Wobei es hier wenige Delikte beispielsweise mit Messern gibt. „Es liegen hier andere Straftaten und Ordnungswidrigkeiten vor“, so Schwan. Immer wieder kontrollieren nicht nur Bundespolizisten den Bahnhof in der Kreisstadt. Dort existiert seit einigen Jahren eine Sicherheitspartnerschaft, in der sich auch Vertreter der St. Wendeler Polizei, der Stadt und der Deutschen Bahn engagieren.

Nach Eindrücken Ende 2015 wie den Terroranschlägen in Paris und der Silvesternacht in Köln, als Hunderte Frauen sexuell belästigt wurden, waren viele Menschen verunsichert. Im Jahr 2016 wurden im Landkreis St. Wendel 278 Kleine Waffenscheine bewilligt. Im Vergleich zu den Vorjahren ein mehr als deutlicher Anstieg (siehe Grafik). Aber Waffen und Sicherheit – passt das wirklich zusammen? Die Polizisten in der Runde schütteln mit den Köpfen und das aus mehreren Gründen. Thomas Stauter nennt ein Beispiel: Man stelle sich vor, jemand zückt in einer für ihn bedrohlich wirkenden Situation eine Waffe – ohne wirklich zu bedenken, was er tut und ob er damit umgehen kann. Aber die Geste allein signalisiert dem Gegenüber Gewaltbereitschaft, was wiederum dessen Handeln beeinflusst. Altenhofen spricht von einer Gewaltspirale, die in solchen Situationen schnell anfange, sich zu drehen. Selbst so genannte Tierabwehr-Sprays – wenn auch frei verkäuflich – dürfen nicht ohne Weiteres eingesetzt werden. Und Altenhofen benennt ein weiteres Problem: „Wer nicht damit umgehen kann, verletzt sich am Ende selbst.“

Sicherheit: Wenn Waffen in der Öffentlichkeit verboten sind
Foto: dpa/Oliver Killig
 Für eine solche Schreckschuss-Pistole vom Typ Walther P22 braucht man einen kleinen Waffenschein.

Für eine solche Schreckschuss-Pistole vom Typ Walther P22 braucht man einen kleinen Waffenschein.

Foto: dpa/Oliver Killig

Thomas Stauter setzt auf die vermeintlich „banalen Dinge“ in Sachen Sicherheit. „Wenn meine Frau abends alleine mit dem Hund raus geht, telefoniert sie währenddessen mit mir“, verrät der Erste Polizeihauptkommissar. Freunde oder Familie wissen zu lassen, wo man unterwegs ist, hält Stauter für wichtig. „Das hat nichts mit Überwachung, sondern mit Sicherheit zu tun.“ Frauen könnten statt im Dunkeln besser im Hellen joggen und statt alleine mit Gleichgesinnten. Fühlt sich jemand von einer Person bedrängt, sei es wichtig, mit ausgestreckten Armen deutlich sichtbar eine Abwehrhaltung einzunehmen und laut zu rufen. Statt einfach nur nach Hilfe, rät Stauter, konkret Menschen im Umfeld anzusprechen. Ein Beispiel: „Sie da hinten in der roten Jacke, helfen sie mir!“ Es werden auch Selbstbehauptungskurse angeboten. „Darin kann man lernen, wie man sich am besten verhält“, sagt Schwan. Ein Allheilmittel, das geben die Beamten zu, das gibt es nicht. Aber Kleinigkeiten könnten oft das
Sicherheitsempfinden verbessern. Und die Bundespolizei wird regelmäßig kontrollieren – auch ohne Ankündigung.

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