"Wenn die Augen vor die Brillengläser treten"

St. Wendel. Wenn am Wochenende die weltbesten Asphalt-Drifter durch den St. Wendeler Wendelinuspark brettern, ist Supermoto-WM in St. Wendel. Doch am heutigen Freitagabend stehen weder Titelverteidiger Thierry van den Bosch noch der deutsche WM-Starter Bernd Hiemer im Vordergrund - sondern vielmehr Chris Wäger aus Grügelborn, Michael Finkler aus Nohfelden oder Marco Gillen aus Bliesen

St. Wendel. Wenn am Wochenende die weltbesten Asphalt-Drifter durch den St. Wendeler Wendelinuspark brettern, ist Supermoto-WM in St. Wendel. Doch am heutigen Freitagabend stehen weder Titelverteidiger Thierry van den Bosch noch der deutsche WM-Starter Bernd Hiemer im Vordergrund - sondern vielmehr Chris Wäger aus Grügelborn, Michael Finkler aus Nohfelden oder Marco Gillen aus Bliesen. Diese drei Namen stehen stellvertretend für 76 Amateurfahrer, die im Rahmenprogramm der WM ihr eigenes Rennen fahren. "Es ist ein super Gefühl, gemeinsam mit den Profis ein Rennwochenende zu erleben", sagt Marco Gillen. Auch wenn er weiß, "dass die natürlich nicht in meiner Gruppe fahren", und direkte Berührungspunkte daher nur bedingt vorhanden sind. Trotzdem will sich Gillen von seiner besten Seite zeigen, denn es werden viele Freunde und Bekannte zur Unterstützung anreisen. Darauf freut er sich. Was er nicht so toll findet, ist, dass es bei den Amateuren keine Wertungstabellen gibt. "Das ist schade, weil das für einige sicherlich ein Anreiz wäre", meint Gillen, der in Bliesen im elterlichen Bäckerei-Betrieb arbeitet. Für ihn selbst spiele ein Ranking keine Rolle, "da ich nur bei Rennen hier in der Umgebung mitfahre". Für mehr bleibt einfach keine Zeit, denn Supermoto ist lediglich sein Hobby. Und den Motorsport in seiner Gänze betrachtet, "eines der günstigsten". Die fehlende Wertungstabelle soll übrigens bald der Vergangenheit angehören: Paul Niemczyk, der Vorsitzende des ADAC Saarland, der die Supermoto-DM promotet, sagt: "Wir planen, ab der nächsten Saison in Deutschland eine Rangliste für Amateure einzuführen." In St. Wendel auch wieder am Start sind die saarländischen "Supermoto-Aushängeschilder" Dirk Spaniol und Markus Volz. Beide starten in der internationalen deutschen Meisterschaft, die in St. Wendel Bergfest feiert: Im Wendelinuspark steigt das vierte von sieben Saisonrennen. Für den Dirminger Volz lief die Saison bislang nicht zufriedenstellend. Volz, der auf einer KTM SMR 450 startet, hat Probleme, sich in der Spitzengruppe der Klasse S1 festzusetzen. In der Meisterschaft liegt er derzeit auf Rang sechs. Doch in St. Wendel hofft er, Boden gutzumachen. Zur Strecke hat er ein gutes Verhältnis. "Das Flair in St. Wendel ist einzigartig. Als Zuschauer siehst du fast die ganze Strecke ein. Das gibt es sonst nirgends." Zudem liegt ihm die Strecke: "Die Kurven sind schnell und der Offroad-Bereich ist schön präpariert." Die saarländischen Supermoto-Fans mit dem Renn-Virus infiziert zu haben, diese Rolle wird Dirk Spaniol zugeschrieben. "Supermoto ist mein Leben", sagt der 41-Jährige aus Hirzweiler, der inzwischen Chef eines eigenen Rennstalls ist (DSR Suzuki). Was fasziniert ihn speziell an St. Wendel? "Wenn man an der Mauer auf der Start- und Zielgeraden vorbeifährt, fliegt man in fünf oder sechs Metern Entfernung an den Zuschauern vorbei." Die sehen dann auch, "wenn den Fahrern beim Anbremsen auf die erste Kurve die Augen vor die Brillengläser treten", sagt der älteste Fahrer innerhalb der Supermoto-DM lachend. Dabei zeigt der Oldie den jungen Hüpfern oft genug, wo es langgeht: Derzeit liegt Spaniol in der offenen Klasse S2 mit seiner Suzuki RMZ 511 auf dem dritten Platz des Gesamtklassements - und beim Heimspiel in St. Wendel will er ganz vorne angreifen. (> Seite: D3)

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