Weniger Filialen, mehr Beratung

St Wendel · Die Kreissparkasse St. Wendel verkleinert ihr Geschäftsstellennetz deutlich. Zehn der 25 Filialen werden zum 15. August geschlossen. Das hat der Verwaltungsrat am Freitag beschlossen (wie bereits berichtet). Verändertes Kundenverhalten und stetig steigende regulatorische Anforderungen haben laut Sparkasse zu dieser Entscheidung geführt.

In den vergangenen Jahren hätten sich sowohl das Verhalten der Kunden als auch die Rahmenbedingungen rasant verändert, heißt es in einer Mitteilung der Sparkasse. Mittlerweile würden auch die Bankgeschäfte zunehmend online abgewickelt. Das habe Auswirkungen auf die Kundenfrequenz in den Geschäftsstellen . "Mittlerweile wird rund die Hälfte unserer Konten bereits online oder mobil geführt, mit steigender Tendenz", sagt der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse, Klaus-Dieter Schmitt. Kunden seien heute kaum mehr auf das reine Service-Angebot einer Filiale angewiesen.

Gefragt sei die Geschäftsstelle aber immer dann, wenn es um wichtige Finanzfragen gehe. Eine Beratungsqualität, die diesen Themen gerecht wird, kann nach Ansicht des Kreditinstitutes nur in größeren Beratungs- und Serviceteams erreicht werden.

Hinzu komme, dass die regulatorischen Anforderungen gewachsen seien und dies gerade für kleine Standorte Probleme bereiten könne. Dazu zählen die Mindestbelegschaft einer Geschäftsstelle ebenso wie die Dokumentationspflicht bei Beratungsgesprächen.

Deshalb habe die Sparkasse das gesamte Geschäftsstellennetz mit externer Unterstützung überprüft. Das Ergebnis: Der Service einiger Geschäftsstellen werde immer weniger in Anspruch genommen. Deshalb werden zehn Filialen ab dem 15. August mit benachbarten Geschäftsstellen zusammengelegt. Betroffen von den Schließungen sind 17 der 305 Sparkassen-Mitarbeiter. Sie werden in der Regel in den neu zuständigen Geschäftsstellen eingesetzt. "Betriebsbedingte Kündigungen wird es keine geben", so Klaus-Dieter Schmitt.

Mit der Neustrukturierung orientiere sich die Kasse auch an den geänderten Anforderungen der Kunden , sagt Vorstandsmitglied Marc Klein: "Wir spüren immer mehr, dass unsere Kunden Nähe heute anders definieren als früher." Sei in der Vergangenheit eine Geschäftsstelle in unmittelbarer Nähe zum Wohnort wichtig gewesen, so sei es nun vermehrt die Nähe zum persönlichen Berater , der seine Kunden kenne und verstehe. Durch die größeren Einheiten sei es nun möglich, diese Wünsche zu erfüllen. Die Sparkasse erhöht die Zahl der persönlichen Berater . Mehr als 30 werden an den 15 Standorten eingesetzt, die Beratungszeiten werden flächendeckend von Montag bis Freitag auf jeweils 8 bis 20 Uhr ausgebaut. Hinzu kommen die Center für Immobilien- und Versicherungsleistungen, Vermögensmanagement und Betreuung der Firmenkunden.

Durch die Schließung der Filialen spart die Sparkasse auch Geld. Schmitt rechnet mit geringeren Sachkosten von etwa einer Million Euro im Jahr. Diese Kostenreduzierung sei aber nicht das vorrangige Ziel gewesen. Schmitt: "Der Fokus bei unseren Entscheidungen lag klar auf den Entwicklungen im Kundenverhalten und den Rahmenbedingungen."

Was aber passiert mit den nicht mobilen Sparkassenkunden? In Orten, in denen die Geschäftsstellen und die Geldautomaten wegfallen, werde es bei Bedarf einen persönlichen Geldbotenservice geben. "So können wir diejenigen versorgen, die nicht mobil genug sind, um die nächstgelegene Geschäftsstelle zu erreichen, und das ganz bequem direkt zu Hause", erklärt Marc Klein. Darüber hinaus biete das Service-Center der Sparkasse verlängerte Öffnungszeiten von 8 bis 20 Uhr an. Hier können die Kunden telefonisch alle Bank-Geschäfte erledigen. Die Kunden der von Schließung betroffenen Filialen werden einer naheliegenden Geschäftsstelle zugeordnet und dort auch grundsätzlich weiterhin von ihren bisher vertrauten Beratern betreut. "Die Anpassung der Geschäftsstellenstruktur ist zwingend erforderlich, um die Leistungsfähigkeit der Kreissparkasse für die Region auch zukünftig sicherzustellen", betont Sparkassenchef Klaus-Dieter Schmitt. Dies sieht auch Landrat Udo Recktenwald (CDU ) als Vorsitzender des Sparkassen-Verwaltungsrates so: "Wir müssen uns zukunftsfähig aufstellen, damit die Sparkasse dauerhaft als regionales Institut erhalten bleibt." Das Unternehmen müsse sich auf das veränderte Kundenverhalten ("Abstimmung mit den Füßen"), aber auch die Konkurrenz der Direktbanken und die Kostensituation einstellen. Recktenwald: "Es geht hier um vier Prozent der Kunden , die von den Geschäftsstellen betreut werden, aber um 20 Prozent der Sachkosten in diesen Geschäftsstellen ."

Zum Thema:

Auf einen BlickGeschlossen werden die Geschäftsstellen Kastel, Nonnweiler und Sitzerath. Die Kunden hier werden künftig von der Geschäftsstelle Otzenhausen aus betreut. Geschlossen werden Nohfelden und Sötern, Ansprechpartner ist hier künftig Türkismühle. Geschlossen werden Niederlinxweiler und Winterbach, sie kommen zu St. Wendel , geschlossen wird Alsweiler (zu Marpingen), Scheuern (zu Hasborn) und Sotzweiler (zu Tholey). vf

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