Warum Menschen den deutschen Pass haben wollen

St Wendel · 19 Menschen im Landkreis St. Wendel erhielten die deutsche Staatsangehörigkeit. Im Landratsamt wurden sie mit Willkommensgeschenken begrüßt.

 Die neuen Deutschen (von links): Marius Schütz, Ketsaraporn Gebauer, Bozena Anna Pawlowska, Veronica Wingertszahn, Maciej Astapczyk, Ursula Christina Lenz. Foto: Ames

Die neuen Deutschen (von links): Marius Schütz, Ketsaraporn Gebauer, Bozena Anna Pawlowska, Veronica Wingertszahn, Maciej Astapczyk, Ursula Christina Lenz. Foto: Ames

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"Ich freue mich darüber, dass sie mit Ihrer Entscheidung, Deutsche zu werden, ein Bekenntnis zu Ihrer neuen Heimat abgegeben haben", sagte Landrat Udo Recktenwald (CDU ) zu neuen deutschen Bürgern. Laut Recktenwald bereichern die Zuwanderer des Leben hier: "Wenn wir voneinander lernen, ist das ein Zugewinn für alle."

19 neue Staatsbürger wurden Mai bis November eingebürgert. Sechs von ihnen hatten sich mit ihren Angehörigen im Landratsamt eingefunden. Peter Barth, der die Einbürgerungsbescheide bearbeitet und ans Saar-Innenministerium weiterleitet, berichtete von jährlich bis zu 60 Einbürgerungen im Landkreis.

Die Neudeutschen stammen aus verschiedenen Teilen der Welt: Brasilien, Polen , Thailand. Oft spielt die Liebe ausschlaggebenden Grund für die deutsche Staatsbürgerschaft. Marius Schütz stammt aus Irland (Marius ist dort ein Frauenname). Die 43-Jährige ist vor 22 Jahren zu ihrem Mann nach Theley gezogen und hat zwei Kinder (13/16). "Ich habe die Entscheidung, nach Deutschland zu kommen, keine Minute bereut", sagte sie, auch wenn ihre Angehörigen weiterhin in Irland lebten. Den Entschluss, Deutsche zu werden, fasste sie nach der vergangenen Bundestagswahl: "Ich war es leid, nicht mitwählen zu dürfen." Die offizielle Begrüßung im Landratsamt sehe sie als schönes Zeichen, hier willkommen zu sein.

1986 verließen Maciej und Eva Astapczyk Polen ; seit 22 Jahren haben sie ein Haus in Marpingen. Ihre beiden Söhne sind in St. Wendel auf die Welt gekommen. Eva Astapczyk: "Die beiden sind als echte Marpinger groß geworden." Das Ehepaar hat sich im Westen eine neue Existenz aufgebaut. Maciej Astapczyk: "Wir suchten eine neue Perspektive, und ich habe hier schnell Arbeit gefunden." Die EU-Mitgliedschaft Polens habe die Entscheidung für die deutsche Staatsangehörigkeit gebracht; so können sie mit deutschen Pass problemlos zu ihren Verwandten nach Polen . Während Maciej Astapczykbereits eingebürgert ist, will seine Frau bald den Einbürgerungstest ablegen.

Die deutsche Staatsbürgerschaft bringe Sicherheit für die Zukunft. Veronica Wingertszahn stammt aus Rumänien, kam 2005 nach St. Wendel . Nachdem ihr Mann vor zwei Jahren gestorben war, gibt ihr der deutsche Pass Gewissheit, künftig ihrer Arbeit in einem St. Wendeler Altenheim zu behalten, die ihr viel Freude bereitet. Auch sie musste den 300 Fragen umfassenden Katalog für den Einbürgerungstest pauken: "Ich habe einen Monat lang jeden Tag gelernt." Das zahlte sich aus, sie legte den Test fehlerfrei ab, 33 Antworten.

Landkreis-Vertretern bekannt war Ursula Christina Lenz. Die Brasilianerin arbeitete einige Jahre in der Kreisverwaltung. Sie wünscht sich, nach 23 Jahren in Deutschland irgendwann in ihre Heimat bei Porto Alegre zurückzukehren, um sich um ihre Eltern zu kümmern. Doch bis dahin unterstützt sie ihre Tochter. "Meine Tochter hat gerade eine Ausbildung begonnen. Ihre Heimat ist St. Wendel , und bis sie ihren Beruf erlernt hat, bleibe ich natürlich hier und helfe meinem Kind."

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