Vom Gemüse allein lässt es sich nicht leben

St Wendel · Im Winter ist es für die Händler auf dem St. Wendeler Wochenmarkt besonders ungemütlich. Dennoch kommen sie Donnerstag für Donnerstag in die Mott und bieten ihre Waren an. In einer losen Serie stellt die SZ die einzelnen Händler vor. Heute: der Lisdorfer Gemüsehändler Gerhard Dini.

 Nicht ganz ohne Sorge sieht Gerhard Dini (rechts), dass immer weniger junge Leute zum Markt kommen. Foto: Frank Faber

Nicht ganz ohne Sorge sieht Gerhard Dini (rechts), dass immer weniger junge Leute zum Markt kommen. Foto: Frank Faber

Foto: Frank Faber

Sie haben schon ein paar Stündchen hinter und noch etliche vor sich. Gegen 6 Uhr haben der Lisdorfer Gemüseanbauer Gerhard Dini, seine Ehefrau Judith und Iris Beinig damit begonnen, ihren Stand auf dem St. Wendeler Wochenmarkt mit frischer Ware zu bestücken. Die Präsentation der Produkte ist dabei das A und O, alle Handgriffe könnte er auch im Schlaf vollziehen. "Zuvor fahre ich immer zum Einkauf auf den Großmarkt nach Saarbrücken", sagt er und ergänzt lachend: "Alles Routine."

Seit 1985 steht er in der Kreisstadt regelmäßig hinter dem Stand des Familienbetriebs, den seine Großeltern aufgebaut haben, und den er 1994 übernommen hat. In Lisdorf baut Dini auf einer 1,8 Hektar großen Fläche mehrere Sorten Salate, Sellerie, Grünkohl, Wirsing, Kohlrabi und Broccoli an. Ab Frühjahr zieht er Tomaten und Paprika im Gewächshaus an. "Im Sommer haben wir einen Zwölf-Stundentag auf dem Feld, die andere Zeit verbringen wir hinter dem Marktstand", berichtet Dini, der dabei von Judith unterstützt wird. Ein Biobauer sei er jedoch nicht. "Wir nehmen Bodenproben, und es wird nur zugedüngt, wenn der Pflanze etwas fehlt", erklärt der 61-Jährige.

Große Konkurrenz

Allerdings, so sagt er, nur mit Gemüse allein könne er nicht überleben. "Dafür ist die Konkurrenz einfach zu groß", erklärt Dini. Deshalb kauft er frisches Obst zu, Blumen und Stiefmütterchen erweitern sein Sortiment. "Ich biete alles zu einem fairen Preis an, und auch das Preisleistungsverhältnis stimmt", ist er überzeugt.

Zwei Mal pro Woche ist Dini auf dem Wochenmarkt in St. Ingbert präsent, donnerstags in St. Wendel - anfangs noch am Dom. "Durch den Standortwechsel in die Mott ist der Wochenmarkt nicht schlechter geworden", so der Obst- und Gemüsebauer. Qualität und nette Gespräche sind es, mit dem der Lisdorfer seine Kundschaft überzeugt. "Man muss sich das Vertrauen der Kunden erwerben", weiß Dini. Er hat über die vielen Jahre einen engen Kontakt zu den Kunden vor seinem Stand aufgebaut. Gemütlichkeit geht bei Dini vor Schnelligkeit. Jede Kundenfrage zu seiner Ware beantworte er gerne. Ein Service, den so nur der Wochenmarkt bieten könne. "Dadurch entsteht ein besonderes Marktflair", erläutert der Gemüsebauer.

Die Marktleute in St. Wendel haben ihre feste Kundschaft. Das sieht Dini aber nicht ohne Sorge. "Es kommen wenig junge Menschen zum Einkauf auf den Markt", stellt er fest, und in seiner Stimme schwingt etwas Wehmut mit. Denn auch die Markthändler müssen sich Nachwuchsproblemen stellen. "Wer steht schon gerne um drei Uhr nachts auf und steht dann stundenlang bei Wind und Wetter hinter dem Stand?", fragt sich der Lisdorfer.

Gegen 13 Uhr wird er heute seinen Obst- und Gemüsestand abbauen. "So um vier Uhr sind wir in Lisdorf und räumen alles aus." Viel Freizeit bleibt dem Ehepaar neben dem Business-Leben nicht mehr. Entweder ist noch was auf dem Feld zu erledigen oder im Büro. Und ein paar Stündchen später rappelt schon wieder der Wecker.

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