Vom Bundespräsidenten geehrt

St. Wendel/Winterbach. Die lobenden Worte für den 100 Jahre alten Winterbacher Männerchor wollten am Samstagabend kein Ende nehmen. Die ersten kamen vom saarländischen Minister Karl Rauber (CDU), der dem Jubelchor die Zelterplakette überreichte, die Bundespräsident Christian Wulff verliehen hatte

St. Wendel/Winterbach. Die lobenden Worte für den 100 Jahre alten Winterbacher Männerchor wollten am Samstagabend kein Ende nehmen. Die ersten kamen vom saarländischen Minister Karl Rauber (CDU), der dem Jubelchor die Zelterplakette überreichte, die Bundespräsident Christian Wulff verliehen hatte. "Singen ist Leidenschaft und Freude zugleich, ein Gemeinschaftserlebnis für die Sänger und für die Zuhörer", hob der Minister in seiner Ansprache hervor. In dieses Lob stimmte auch der Kreisbeigeordnete Friedbert Becker ein: "Wer so oft im In- und Ausland auftritt, der kann auch etwas." In die großen Leistungen bezog Becker auch die Proben mit ein, die den Chormitgliedern viel Einsatzbereitschaft abverlangten. Aus dem kulturellen Leben von St. Wendel sei der Winterbacher Männerchor nicht mehr wegzudenken, bemerkte der Beigeordnete der Stadt, Kurt Wiese. Der Winterbacher Ortsvorsteher Gerhard Weiand sprach bezüglich der Zelterplakette von einer "großen Ehre für den ältesten kulturtreibenden Verein im Ort." Der Winterbacher Männerchor gehöre zu den Leistungsträgern im Saarländischen Chorverband stellte dessen Präsidentin Marianne Hurth fest. "Die unzähligen Erfolge sprechen für sich." Dem Geburtstagskind überreichte sie die Ehrenurkunde des Deutschen Chorverbandes. 100 Jahre Chorgesang in Winterbach seien ein Beweis für eine erfolgreiche Vereinsarbeit in einer ereignisreichen Vergangenheit, sagte Ingbert Schummer, Vorsitzender des Kreischorverbandes, bei seiner Gratulation. Mit der Komposition "Versus memoriales" von Karl Friedrich Zelter nach einem Text von Johann Wolfgang von Goethe bedankte sich der Chor für die Auszeichnung.Gesangliche VielfaltZu Beginn der Festveranstaltung, zu der 250 Besucher gekommen waren, hatte der Winterbacher Musikverein unter Leitung von Stefan Barth mit dem "Einzug der Gäste auf der Wartburg" von Richard Wagner den ersten musikalischen Akzent gesetzt. Nach dem Lied "Trösterin Musik" von Anton Bruckner ("Musik, du himmlisches Gebilde"), begleitet von einer Bläsergruppe, vermittelte der erste Chorblock mit acht Stücken einen mitreißenden Querschnitt durch das Chorschaffen der Winterbacher. Die verschiedenen Epochen erzählten von der Vielfalt des Gesanges. Wie ein inniges Gebet erklang zunächst das "Gratias agimus tibi" für alle Männer, die in den 100 Jahren im Chor gesungen haben. "Wenn ich ein Vöglein wär" war eine Reverenz an die oft in Vergessenheit geratenen Volkslieder. Herzensoffen und jugendlich schön dann "Der Gondelfahrer" (mit Thomas Martin am Klavier), bei dem die Zuhörer in der sehr melodiös dahingleitenden Gondel mitfahren konnten. Romantisch war der Waldspaziergang, ein Chorstück aus "Der Rose Pilgerfahrt" von Robert Schumann, der in die rauschende und geheimnisvolle Welt der Bäume entführte. Ohne Happy End und melancholisch endete indessen "Das verlorene Liebchen" von Antonin Dvorak. Eine ganz andere und sehr moderne Tonsprache verriet Hugo Distlers "Zierlich ist des Vogels Tritt im Schnee". Dagegen war das "Chinesische Trinklied" ein rasant vorwärts strebendes Werk mit schnellen Textpassagen. Vor dem zweiten Chorblock mit Werken von Klefisch, Janacek, Mey, Rheinberger und Sutermeister wurde der Saal zu einem singenden Auditorium. Friedrich Schillers "Ode an die Freude", vertont von Ludwig van Beethoven, war ein hervorragend passendes Geburtstagsständchen.

HintergrundCarl Friedrich Zelter, geboren am 11. Dezember 1758 in Berlin, war anfangs Maurermeister, dann Geiger, Dirigent, Komponist und Orchestererzieher. Er war außerdem Lehrer von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Carl Loewe, Otto Nicolai und Giacomo Meyerbeer. 1809 gründete er einen Männergesangverein mit dem Namen "Liedertafel", die in der Folge zum Vorbild aller Männerchöre wurde. Zelter schrieb vor allem Männerquartette und Lieder. Er starb am 15. Mai 1832 in Berlin. Die Zelterplakette wurde von Bundespräsident Theodor Heuss gestiftet. gtr

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