Vom Bösewicht und Unschuldslamm

ST WENDEL · Homburger Sinfonieorchester spielte Neujahrskonzert im Saalbau.

 Im St. Wendeler Saalbau bot das Homburger Sinfonieorchester mit Solisten ein „kriminell gutes“ Neujahrskonzert. FotoS: Backes

Im St. Wendeler Saalbau bot das Homburger Sinfonieorchester mit Solisten ein „kriminell gutes“ Neujahrskonzert. FotoS: Backes

Karge Dürre, ernste Cowboys und glühende Sonne - die Besucher des Neujahrskonzertes des Homburger Sinfonieorchesters im St. Wendeler Saalbau scheinen in Erinnerungen an den Wilden Westen zu schwelgen, als "Spiel mir das Lied vom Tod" von Ennio Morricone erklingt. Gefühlvoll spielt Gernot Scheerer auf seiner Mundharmonika, während Jeffry Simangunsong auf seiner E-Gitarre mit einstimmt und damit detailgetreu den Soundtrack des gleichnamigen Italo-Westernfilms wiedergibt. "Wir brauchen hier keine Leinwand, denn das Orchester erweckt mit der Musik den Film zum Leben", lobt Moderatorin Johanna Schatke.

"Kriminell gut" lautet das Motto des Konzertes. Denn auf dem Programm stehen Musikstücke, die von Räubern, Ganoven, Haremsdamen oder dem Bösem handeln. Ausdrucksstark tragen dabei nicht nur die Orchestermitglieder die Musik vor, sondern auch die Solomusiker. Konzertmeister und Geigenspieler Vsevolod Starko gibt leidenschaftlich den diabolischen Solopart in Saint-Saens "Danse macabre". Baritonsänger Nico Wouterse untermalt mit Mimik und Gestik schauspielerisch das Stück "Ach ich hab sie doch nur auf die Schulter geküsst" und Sopransängerin Charlotte Dellion verkörpert "Carmen" aus der gleichnamigen Oper von Georges Bizet. "Die Stimmen sind wirklich gut", schwärmt Eva Ney, die gemeinsam mit ihrer Tochter Ines das Konzert besucht. "Wir sind das zweite Mal beim Homburger Sinfonieorchester. Damals hat es uns schon sehr gut gefallen", so Ney. Sie finde es toll, dass sich das Orchester immer ein anderes Motto ausdenke. "Damals war es beispielsweise ‘Star Wars' und alle waren kostümiert", erklärt Tochter Ines. Mit dem jetzigen Motto "Kriminell gut" möchte das Orchester den Gegensatz zwischen Bösewicht und Unschuldslamm und zwischen Jähzorn und Gelassenheit vermitteln. "Denn diese Gegensätze haben über die Jahrhunderte hinweg die Fantasie zahlreicher Komponisten beflügelt", so Leiter Jonathan Emanuel Kaell. Beim Konzert stehen daher Strauß, Lehár, Bizet, Saint-Saens, Millöcker, Mozart und Morricone auf dem Programm.

Um möglichst detailgetreu und authentisch zu sein, üben die mehr als 50 Musiker des Homburger Sinfonieorchesters wöchentlich unter Leitung von Kaell, der auf Klavier-, Kontrabass- und Dirigierstudien in Rotterdam, Den Haag, Saarbrücken und Maastricht zurückblickt. Dabei stellen sich die Mitglieder, darunter Musiklehrer, Mediziner, Studenten und Schüler, gerne neuen Herausforderungen und arbeiten auch mit renommierten Partnern und Solisten zusammen. Diesmal sind dies Sopransängerin Charlotte Dellion und Baritonsänger Nico Wouterse. Dellion machte nach dem Erhalt des Musikologie-Diploms an der Fakultät Tours, 2011 ihren Master am Nationalen Konservatorium für Musik in Paris. Im letzten Studienjahr studierte sie an der Hochschule für Musik Karlsruhe und lebt seitdem in Deutschland. Seit 2014 singt sie unter anderem im Saarländischen Staatstheater.

Der niederländische Baritonsänger Nico Wouterse blickt auf ein Studium im klassischen Saxofon sowie ein Studium in Gesang und Oper in Maastricht zurück. Er war als Konzertsänger und Opernsänger auf zahlreichen Bühnen europaweit tätig. Auch mit Moderatorin Johanna Schatke geht das Orchester als Vertretung für Moderator Holger Hettinger neue Wege. Schatke ist Konzert- und Musiktheaterpädagogin am Saarländischen Staatstheater und studierte Musikwissenschaft, Medienwissenschaft und Theologie.

Beim Konzert überrascht sie die Besucher in liebevoll gestalteten Kostümen mit humorvoller Umschreibung der Musikstücke und informiert über die jeweiligen Geschichten hinter den Werken.

 Haben die Blumen verdient: Solisten und Homburger Sinfonieorchester.

Haben die Blumen verdient: Solisten und Homburger Sinfonieorchester.

"Das gesamte Konzert war einfach stimmig", fasst Besucherin Ney die Veranstaltung zusammen.

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