Volksbank setzt an Gebühren an

St Wendel · Ist es gerechtfertigt, Kontoführungsgebühren um knapp das Dreifache anzuheben? Die Volksbank St. Wendeler Land begründet dies mit geringeren Einnahmen bei steigenden Kosten. Ein Jurist der Verbraucherzentrale hält die Forderung mit Blick auf weiterhin hohe Dispozinsen für überzogen.

Diese Mitteilung hat einigen Kunden fast die Sprache verschlagen: "Unsere Volksbank St. Wendeler Land" hebt die Gebühren an. Und nach Ansicht einiger Beschwerdeführer sogar ganz ordentlich. So gelten ab Januar unter anderem neue Tarife für jene, die ihr Konto ausschließlich per Internet verwalten. Dazu schreibt ein verärgerter Betroffener: "Nach der Fusion der St. Wendeler Volksbank mit der Volksbank Nahe-Schaumberg dreht man kräftig an der Preisschraube." So zahlten Kunden der einst selbstständigen Volksbank Nahe-Schaumberg bisher einen Euro pro Monat für Online-Aktivitäten. Der Kunde: "Ab dem 1.1.2016 kostet es 3,95 Euro pro Monat - ein ganz schön happiger Sprung."

Doch nicht nur hier werden Bankkunden im nächsten Jahr stärker zur Kasse gebeten: Ähnliches gelte für die Jahresgebühr bei der klassischen Girokonto-Karte: Hier machte der Informant einen Preissprung um 2,50 Euro auf 7,50 Euro aus. Seine Kritik setzt sich fort, trifft auch die Ein- und Auszahlungen am Schalter. Hier lange die neu strukturierte Genossenschaftsbank im Landkreis St. Wendel ebenfalls zu.

Ja, die fusionierte Volksbank hebt die Preise bei der Kontoverwaltung an. Das bestätigt Vorstandsmitglied Bernd Kühn. Ausschlaggebend hierfür seien gleich mehrere Gründe, wie sein Kollege Gerd Linn bestätigt. "Das ist eine kaufmännische Entscheidung."

"Durch die Niedrigzinsphase brechen uns Einnahmen weg", argumentiert Kühn. "Gleichzeitig passen wir die Preise für die Girokonto-Karte an den Markt an", ergänzt Vorstandsmitglied Linn. 7,50 Euro sei bundesweit Standard, darum werde dieser Betrag für die bei dem genossenschaftlichen Unternehmen "VR-Bank-Card" genannten Girokontokarte ab Januar fällig.

Doch nicht nur die für die Bank geringen Einnahmen durch Darlehen an Kunden schmälerten die Erträge. Kühn: "Kosten für Dienstleister sind in den vergangenen Jahren gestiegen." Was der St. Wendeler Bankenchef da anspricht: Die Verwaltung der Buchungen über Computernetzwerke bewerkstellige die Volksbank nicht selbst, sondern lasse dies über Externe abwickeln. Die stellten ihren Service wiederum seinem Kreditinstitut in Rechnung.

Außerdem wolle die Volksbank am kostenintensiven Filialnetz festhalten. Zurzeit betreibe sie 18 Geschäftsstellen im Landkreis für rund 50 000 Kunden .

Gegenwind kommt von der Verbraucherzentrale Saarland. Deren Jurist Werner Kiefer bezweifelt, dass die Aufschläge in jenem Umfang gerechtfertigt sind: "Wenn es eine Preisanhebung auf Grund von Kostensteigerungen geben muss, dann sicherlich nicht in diesem Ausmaß." Insbesondere die neuen Gebühren für Online-Konten kritisiert Kiefer: "Eine Erhöhung um fast das Dreifache ist nicht zu rechtfertigen."

Die Argumentation, die niedrigen Zinsen ließen Bankengewinne dahinschmelzen, lässt der Verbraucherschützer nicht gelten, er kritisiert die Dispozinspolitik allgemein: "Mit denen könnten Girokonten gut subventioniert werden." Denn eine Anpassung an die niedrigen Zinsen habe es kaum gegeben. Kiefer: "Das bemängeln wir schon seit Jahren." Der Dispozins liegt bei der Volksbank St. Wendeler Land nach eigenen Angaben bei 8,65 Prozent. Der Guthabenzins kratzt haarscharf die null Prozent.

Den Hinweis auf die veränderte Gebührenordnung bei der Volksbank St. Wendeler Land gaben Leser über die lokale Internetseite der St. Wendeler Zeitung bei Facebook . Hier können Nutzer auch kostenlos zu Themen diskutieren.

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