Konzert „Als gläubiger Mensch singe ich gern in Kirchen“

St. Wendel · Opernsänger Volker Bengl präsentiert in der evangelischen Stadtkirche in St. Wendel den Liederzyklus „Die Winterreise“ von Schubert.

 Opernsänger Volker Bengl singt in St. Wendel. Der Künstler kann auf eine eindrucksvolle Karriere zurückblicken, sang schon in vielen Ländern der Erde.

Opernsänger Volker Bengl singt in St. Wendel. Der Künstler kann auf eine eindrucksvolle Karriere zurückblicken, sang schon in vielen Ländern der Erde.

Foto: Claude Langlois

Den Liederzyklus „Die Winterreise“ von Franz Schubert hat der Pfälzer Tenor Volker Bengl im Gepäck, wenn er am Sonntag, 3. Februar, 16 Uhr, in die evangelische Stadtkirche nach St. Wendel kommt. Im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung erzählt der Sänger, was er am Winter und was er an
St. Wendel schätzt.

Sie haben in den großen Opernhäusern dieser Welt gesungen, unter anderem in der Volksoper in Wien und der Semperoper in Dresden. In welcher Oper fühlen Sie sich am wohlsten?

VOLKER BENGL: Meine allerliebsten Opern sind „Carmen“, die Partie des Don Jose, „Hoffmanns Erzählungen“, die Partie des Hoffmann, und der „Freischütz“. Und was die Opernhäuser angeht, ist sicher die Semperoper in Dresden mit ihrer wunderbaren Akustik etwas Besonderes.

Nun treten Sie in einer Kirche in St. Wendel auf: Was macht den Reiz aus, in einem Gotteshaus zu singen?

BENGL: Ich singe in der Tat viele Konzerte in Kirchen. Als gläubiger Mensch und leidenschaftlicher Sänger ist es einfach die schönste Kombination, die ich mir vorstellen kann. Ich sehe es grundsätzlich als meine Aufgabe an, Menschen, die zu mir in die Konzerte kommen, etwas Positives und geistig Anregendes mit auf den Weg zu geben, und dies ist im intimen Rahmen einer Kirche besonders gut zu vermitteln, da ein Kirchenraum per se ein Ort der Stille und des Innehaltens ist.

Sie sind Chemiker von Beruf. Auf den ersten Blick passt das nicht zusammen: Kunst und Chemie. Gibt es dennoch Gemeinsamkeiten?

BENGL: Nun, meine Chemiekarriere war ja auch nur eine sehr kurze und taugt höchstens als Randnotiz, denn im Herzen war ich nie etwas anderes als Sänger. Deswegen kann ich da auch wenig mit Gemeinsamkeiten dienen. Es war – rückblickend betrachtet – mehr eine Gedankensportaufgabe, die ich mir damals gestellt habe.

In St. Wendel singen Sie die „Winterreise“ von Franz Schubert. Was mögen Sie an diesem Liederzyklus und was mögen Sie am Winter?

BENGL: Zum einen bin ein großer Verehrer von Franz Schubert. Und zum anderen ist sicher die Winterreise ein wirklicher Gipfel unter den schwierigen Höhen des Liedgesangs; viele sagen, es ist DER Gipfel. Ich habe mir damit auch reichlich Zeit gelassen, denn ich glaube, dieser Liederzyklus benötigt, neben der gesangstechnischen Voraussetzung, auch jede Menge Lebenserfahrung, um die feinen Schattierungen der Komposition und des Textes zu verstehen und interpretieren zu können. Darin liegt ein großer Reiz. Ich singe dieses Werk ohne Pause. Und das bedeutet auch, mit allem, was mir als Interpret zur Verfügung steht, die Besucher mitzunehmen auf eine spannende Reise. Ich persönlich mag den Winter sehr. Er kann zugleich schön sein, mit der Helligkeit des Schnees und zugleich grausam, wenn die Kälte einem zeigt, wozu die Natur imstande ist. Dies war natürlich zur Zeit der Entstehung der Winterreise vor etwa 200 Jahren noch eine ganz andere Dimension.

Es heißt, Sie fühlen sich privat
St. Wendel besonders verbunden. Warum das?

BENGL: Der Vater meiner Frau, mein Schwiegervater, kommt aus St. Wendel. Ein Onkel meiner Frau lebt noch dort, und so sind es sozusagen heimatliche Gefühle aus zweiter Hand.

Was gefällt Ihnen denn besonders an St. Wendel?

BENGL: Ich bin kein Freund von Großstädten. Ehrlich gesagt kann man mich damit jagen. Da ist mir St. Wendel schon lieber. Überschaubar, mit Kultur und Geschichte und einer herrlichen Umgebung – was will man mehr. Und, wenn ich dies noch mit einem Schmunzeln hinzufügen kann: fast in Sichtweite zu meiner Heimat, der Pfalz.

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