Viel mehr als nur eine Krabbelgruppe

St Wendel · Eine Entdeckungstour durch die Wohnung kann für Kinder gefährlich sein. Wie Eltern Unfällen vor- beugen können, erklärte eine Ärztin beim Mutter-Vater-Kind-Treff.

 Beim Mutter-Vater-Kind-Treff im UTZ informierte Dr. Andrea Schönenberger-Mai (links) dieses Mal über das Thema Unfallvorbeugung bei Kleinkindern. Foto: B&K

Beim Mutter-Vater-Kind-Treff im UTZ informierte Dr. Andrea Schönenberger-Mai (links) dieses Mal über das Thema Unfallvorbeugung bei Kleinkindern. Foto: B&K

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Acht kleine Kinder krabbeln auf dem Boden im Unternehmer- und Technologiezentrum in St. Wendel. Sie ziehen sich an Stuhlbeinen hoch, greifen nach dem Spielzeug, das überall herum liegt. Auf dem Boden sind Kissen und bunte Schaumstoff-Matten ausgelegt. Die Stimmung ist locker beim Mutter-Vater-Kind-Treff, einem kostenlosen Angebot des Landkreises St. Wendel als Teil der "Frühen Hilfen". Anders als beim Kinderarzt oder bei Selbsthilfegruppen, soll hier die Hemmschwelle geringer und die Beratungszeit größer sein. Das Angebot richtet sich an alle Eltern mit Kindern im Alter bis drei Jahre. Sie können einfach nur so vorbeischauen und sich zum jeweiligen Tagesthema informieren. Sie können aber auch die eineinhalb Stunden nutzen, um Erfahrungen mit anderen Eltern in der Gruppe zu teilen oder um sich ganz persönlich mit einem der Experten zu unterhalten. Zum Team gehören Kinderärzte, Kinderkrankenschwestern, Hebammen und Sozialpädagogen.

"Wir wollen keine Konkurrenz zum Kinderarzt sein", betont die Ärztin Dr. Andrea Schönenberger-Mai. In der lockeren Gruppe sei einfach mehr Zeit für ein Gespräch als in der Praxis. Oft profitierten die Eltern auch von den Erfahrungen in der Gruppe. "Viele Fragen ergeben sich im Gespräch", sagt die Diplom-Pädagogin Margit Scherer-Braun.

Die Themen Ernährung und Schlafen - das seien die Punkte, zu denen Eltern den größten Gesprächsbedarf bisher hatten. Wie schaffe ich es, dass mein Kind durchschläft? Wie integriere ich mein Kind an den Familientisch? Mike Lenecke aus Gronig machte sich besonders Gedanken um den Sonnenschutz, daher kam er zum ersten Mal zu dem Treffen, gemeinsam mit seiner Frau Silke und den Zwillingen Jolie und Luke, die gerade ein Jahr alt geworden sind. Lenecke wusste nicht, dass das Thema Sonnenschutz im Monat zuvor ausführlich besprochen wurde. Aber das war kein Grund, ihn nicht zu informieren. Lenecke wollte sich den Mutter-Vater-Kind-Treff einmal anschauen. Er will, dass seine Zwillinge soziale Kontakte zu anderen Kindern knüpfen. Und ihm gefällt es. "Wir werden wieder kommen", sagt der 42-Jährige.

Sarah Zapp aus Bliesen ist mit ihrer acht Monate alten Tochter Melina schon das dritte Mal im UTZ dabei. "Ich kann hier viele Erfahrungen mitnehmen", weiß die 26-Jährige. Und fügt hinzu: "Und meine Kinder knüpfen hier Kontakte." An diesem Morgen ging es um Unfallverhütung bei Kleinkindern. Ein Thema, das Zapp gerade besonders beschäftigt. "Eines Tages hat mein Kind im Laufstall gestanden, und ich dachte: Oh Gott." Das Kind entwickele sich - daraus wiesen die Experten an diesem Morgen hin. Auf einmal könne es etwas, was es vorher noch nicht machen konnte. Das sei die Gefahr. Außerdem sei das Zuhause für die Kleinen ein großer Spielplatz. "Sie unterscheiden nicht zwischen Klettergerüst oder Tisch", sagt Schönenberger-Mai. Der Entdeckerdrang sei zu groß. Kein Wunder, dass die meisten Unfälle zu Hause passierten. Daher gelte es einerseits, Sicherheitsartikel einzubauen - wie Kanten- oder Steckdosenschutz. Anderseits sollten Eltern auch ein Gefahrenbewusstsein bei den Kleinen schaffen und ihnen erklären, wie sie beispielsweise sicher die Treppe hinaufkommen.

Der Mutter-Vater-Kind-Treff ist eine Kombination aus Mütterberatung und Spielgruppe. Während die Eltern sich informieren, können die Kleinen spielen und sich kennenlernen. Zwischen drei und fünf Kinder sind im Schnitt da. An diesem Morgen waren es ausgesprochen viele, auch eine Flüchtlingsmama war zum ersten Mal gekommen. "Es gibt Leute, die sind immer dabei, andere kommen, wenn sie ein konkretes Problem haben", sagt die Kinderärztin. Oft werde sie mit Diagnosen, mit Meinungen aus dem Internet konfrontiert. Dort informierten sich viele Eltern. Und erhielten eine "Flut von Antworten, mit denen viele Eltern nicht klar kommen". Da sei ein persönliches Gespräch viel effektiver. Schließlich gebe es bei der Kindererziehung kein Patentrezept.

Zum Thema:

 Dr. Andrea Schönenberger-Mai (rechts) und Nadine Hennes (links) beantworteten die Fragen von besorgten Müttern und Vätern. Foto: B&K

Dr. Andrea Schönenberger-Mai (rechts) und Nadine Hennes (links) beantworteten die Fragen von besorgten Müttern und Vätern. Foto: B&K

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Die nächsten Themen: "Lügen über Läuse" am 5. Juli, "Das beste Essen für mein Kleinkind" am 2. August, "Infektanfälligkeit - muss ich mir Sorgen machen?" am 6. September, "Kinderhaut gesund pflegen" am 4. Oktober, "Das Phänomen der kindlichen Entwicklung von Null bis Drei, Teil eins" am 8. November - und Teil zwei am 6. Dezember. Los geht's jeweils um 10 Uhr im UTZ in der Werschweiler Straße 40 in St. Wendel.

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