Zum Weltgebetstag Frauen bieten einen Platz in ihrer Mitte an

St. Wendel · Eine Gruppe aus Slowenien hat das Motto zum Weltgebetstag ausgewählt. Dieser wird auch im Landkreis St. Wendel gefeiert.

 Künstlerin Rezka Arnuš hat sich mit dem Motto des Weltgebetstags 2019, „Es ist noch Platz“,  künstlerisch auseinandergesetzt und dieses Titelbild geschaffen.

Künstlerin Rezka Arnuš hat sich mit dem Motto des Weltgebetstags 2019, „Es ist noch Platz“,  künstlerisch auseinandergesetzt und dieses Titelbild geschaffen.

Foto: Heine/WGT e.V.

„Hauptsach gudd gess“ ist ein typisch saarländischer Ausspruch. Meist meint er mehr, als nur die Speisen an sich. Auch das Miteinander schwingt mit. Sprüche wie „Liebe geht durch den Magen“ oder „Wo die Liebe den Tisch deckt, schmeckt das Essen“ deuten ebenfalls an, dass das gemeinsame Genießen am Tisch verbinden kann.

Das hat sich wohl auch eine Gruppe Frauen in Slowenien gedacht. Sie wählte für den Weltgebetstag eine Bibelstelle aus dem Lukas-Evangelium aus, in der es um ein Festmahl von Jesus mit seinen Jüngern geht. Darin heißt es unter anderem „Kommt, es ist alles bereit!“.

Das gilt auch für die Feiern, die Frauengruppen in etwa 120 Ländern für den ökumenischen Aktionstag organisieren. In diesem Jahr blickt die Gemeinschaft vor allem auch nach Slowenien. Es ist Tradition des auf den ersten Freitag im Monat März terminierten Weltgebetstags stets ein Land in den Mittelpunkt zu rücken. Frauengruppen lassen die Menschen teilhaben an ihrer Kultur, machen aber auch auf die Probleme aufmerksam.

Wie eine Sprecherin des Deutschen Komitees zum Weltgebetstag der Frauen berichtet, gebe es den internationalen Aktionstag noch nicht lange in Slowenien. 1991 zum unabhängigen Staat erklärt, trat das Land 2004 der Europäischen Union bei. Und so bedeuten die Vorbereitungen für den Weltgebetstag auch immer, ein Stück mehr von der Erde kennen zu lernen. „Zu Slowenien war mir anfangs nur bekannt, dass es ein Teil des ehemaligen Jugoslawiens war. Der erste, der seine Selbstständigkeit erklärte“, erinnert sich Rosemarie Schmidt, Schriftführerin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) im Dekanatsverband St. Wendel. Inzwischen habe sie viele Fotos gesehen und sei begeistert von der landschaftlichen Schönheit – von hohen Bergen bis zur Adriaküste. „Auch die Kultur zwischen Ost und West ist beeindruckend. Obwohl seit 1991 zum allerersten Mal in seiner Geschichte wirklich selbständig, hat sich dieses kleine Land zwischen den Balkanstaaten, Italien und der früheren österreichisch-ungarischen Donaumonarchie immer seine Eigenart bewahrt. Es scheint fast, als habe es von allen, die es beherrschten, das Beste in seine eigene Lebensart übernommen“, findet Schmidt.

Neben „Kommt, es ist alles bereit!“ haben die Frauen in Slowenien einen zweiten Satz aus der Passage des Lukas-Evangeliums herausgegriffen, der da lautet: „Es ist noch Platz.“ Diese Einladung sei aktueller denn je, findet Schmidt und begründet dies wie folgt: „Wenn Populisten aller Couleur uns weismachen wollen, dass eben kein Platz mehr da ist, dass das Boot voll ist, dass man sich abgrenzen und einmauern muss, dann müssen Christen dem etwas entgegensetzen.“ Das Evangelium des Christentums sei keine trübselige und pessimistische Nachricht, sondern die „frohe Botschaft“.

Rosmarie Schmidt findet, dass wir all jenen einen Platz an unserem Tisch anbieten sollten, die guten Willens sind. Diese Einladung sei nichts Abgeschlossenes, sondern gelte immer wieder neu. „Dass die Frauen aus Slowenien uns darauf hingewiesen haben, finde ich sehr gut, denn manchmal neigen wir dazu, es zu vergessen.“

Im Landkreis St. Wendel bieten anlässlich des Weltgebetstags viele Frauengruppen den Menschen einen Platz in ihrer Mitte an. Allerdings sind die Veranstaltungen in diesem Jahr weiter verstreut als gewohnt. Warum, das erläutert Schmidt, die auch Schriftführerin bei der kfd-Ortsgruppe Alsweiler ist. Da der eigentliche Weltgebetstag auf Freitag, 1. März, und somit auf den Tag nach Fetten Donnerstag fällt, haben einige Frauengemeinschaften die Feier um eine Woche verschoben (siehe Infobox).

Neben dem Gebet und der Gemeinschaft darf mit Blick auf den ausgewählten Bibelvers bei den Feiern eines auch nicht fehlen – das Essen. Typisch für die slowenische Küche ist unter anderem ein gefüllter Hefekranz, Potica genannt. Den werde es wohl hier und da geben. „Wir haben in Alsweiler das Glück, eine echte Slowenin hier zu haben, die uns ihr Nationalgebäck backt. Iwanka lebt schon mehr als 50 Jahre hier im Ort, der Liebe wegen. Sie wirkt auch bei der Weltgebetstagsfeier mit und ist so, wie wir uns die slowenischen Frauen vorstellen: temperamentvoll, fröhlich, und sie singt gerne und gut“, erzählt Schmidt. Außerdem verrät sie, was ein Muss auf jedem Tisch in Slowenien ist: eine rote Nelke. Die sei nicht nur das Symbol der Arbeiter- und Frauenbewegung, sondern auch die Nationalblume des Landes und das Sinnbild der Liebe. Daher werden rote Nelken neben den Farben der Flagge – weiß, blau und rot – viele Feiern zum Weltgebetstag schmücken.

Bei dem Aktionstag der Frauen geht es auch um gezielte Projekte. Wie eine Sprecherin des Deutschen Komitees zum Weltgebetstag der Frauen berichtet, soll mit den Spenden aus Deutschland beispielsweise Menschenrechtsarbeit in Kolumbien, Bildung im Libanon und ein Verein von Roma-Frauen in Slowenien gefördert werden. Im vergangenen Jahr sind bei deutschlandweiten Kollekten und Spenden etwa 2,5 Millionen Euro zusammengekommen. Mit dem Großteil dieser Gelder, so die Sprecherin, wurden 58 Frauen- und Mädchenprojekte in 26 Ländern weltweit sowie die internationale Weltgebetstags-Bewegung unterstützt.

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