Unverhoffte Rettung für die Raupe

St. Wendel. Ungewöhnliche Besucher waren es, die Elisabeth und Dieter Zimmermann vor einigen Wochen in ihrem Bauerngarten entdeckten (wir berichteten). Zwölf-Zentimeter lange, daumendicke Raupen nagten sich durch die Blätter eines der vielen Sträucher, die das Ehepaar in dem liebevoll angelegten Garten hegt und pflegt

St. Wendel. Ungewöhnliche Besucher waren es, die Elisabeth und Dieter Zimmermann vor einigen Wochen in ihrem Bauerngarten entdeckten (wir berichteten). Zwölf-Zentimeter lange, daumendicke Raupen nagten sich durch die Blätter eines der vielen Sträucher, die das Ehepaar in dem liebevoll angelegten Garten hegt und pflegt. Zunächst war man ratlos, mit was man es zu tun hatte, doch ein befreundeter Biologe konnte schnell weiterhelfen. Bei den "kleinen Monstern", wie die Zimmermanns ihre ungewöhnlichen Besucher nannten, handelte es sich um die Raupen des Totenkopfschwärmers. Diese Nachtfalter sind eigentlich nur im äußersten Süden Europas und in Nordafrika beheimatet, kommen allerdings als Wanderfalter auch schon mal in unseren Gefilden vor. Das Besondere an ihnen ist die totenkopfähnliche Zeichnung auf ihrem Torso, die den Schwärmern ihren markanten Namen verlieh. Dass die "kleinen Monster" bei Familie Zimmermann lebten, sei relativ selten, so Andreas Werno vom Zentrum für Biodokumentation Saarland. Früher habe man die Tiere öfter bei uns sehen können, doch mittlerweile gehen die Sichtungen zurück. In diesem Jahr war es der einzige Fall, der im Saarland gemeldet wurde. Umso interessanter schien es den Zimmermanns, den großen Raupen das Überleben zu sichern. Unter Anleitung der Biologen des Zentrums für Biodokumentation ermöglichten die Zimmermanns es den Tieren, sich zu verpuppen. Dafür mussten sie den leuchtend grünen Raupen zur rechten Zeit den rechten Ort bieten. "Als die Tiere sich plötzlich gelb verfärbten, wussten wir, dass es nun so weit ist. Also haben wir einen Eimer mit Sand aufgestellt und einer der Raupen auf diese Weise einen geeigneten Platz zum Verpuppen geboten", berichtet Elisabeth Zimmermann von ihren Bemühungen. "Die Raupe hat sich auch sofort im Sand vergraben." Dieses Verhalten ist typisch für den Totenkopfschwärmer, denn er kann sich nur unter der Erde voll entwickeln. Würde man ihm in unseren Gefilden keine geeignete Stätte bieten, stürbe die Raupe noch bevor sie sich richtig verpuppen könnte. "In unserem Grund und Boden ist es einfach zu kalt für den Totenkopfschwärmer", klärt Werno auf. Ein Eimer, aufgestellt in einem Kellerraum, ist dagegen genau das Richtige. Und so entwickelten sich die Raupen auch prächtig. "Nach zwei Wochen konnten wir den Cocon aus dem Sand herausnehmen. Er hatte sich braun gefärbt und sah aus wie Zigarren", schildert Frau Zimmermann anschaulich. Erstmal aus dem Eimer entfernt, wurde das Tier dann auf einen Rost gelegt, wo es seine Metamorphose ungestört fortsetzten konnte. Wenige Wochen danach schlüpfte der Totenkopfschwärmer und sorgte für neuerliche Diskussion, denn in freier Wildbahn würde das Tier nicht lange überleben. Die Frage nach seiner Unterbringung war aber schnell geklärt. "Unser zwölfjähriger Enkelsohn kümmert sich jetzt um das Tier." Eine weitere Raupe wurde von den Biologen des Zentrums für Biodokumentation aufgezogen. Der geschlüpfte Falter verbleibt dort zur Aufzeichnung und Erfassung.

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