Unterwegs auf der Römerstraße

St. Wendel. Im Saarpfalz-Kreis wie im St. Wendeler Land wächst man quasi mit den Römern und Kelten auf. Zum Greifen nahe sind sie in Schwarzenacker, wo die Kinder des evangelischen Kindergartens sogar auf den Fundamenten eines römisch-keltischen Kellers spielen, der vor fünf Jahren entdeckt, katalogisiert und wieder zugeschüttet wurde

St. Wendel. Im Saarpfalz-Kreis wie im St. Wendeler Land wächst man quasi mit den Römern und Kelten auf. Zum Greifen nahe sind sie in Schwarzenacker, wo die Kinder des evangelischen Kindergartens sogar auf den Fundamenten eines römisch-keltischen Kellers spielen, der vor fünf Jahren entdeckt, katalogisiert und wieder zugeschüttet wurde. Die römische Siedlung Schwarzenacker, die zwischen den Jahren 0 und 250 ihre Blütezeit erlebte und bis zu 3000 Einwohner zählte, war allerdings nur ein Etappendorf entlang der römischen Durchgangsstraße in Richtung Trier, dessen Namen man bis heute nicht weiß. Hier gab es Erfrischungen, Pferdewechsel, einen Augenarzt und vermutlich auch Übernachtungsmöglichkeiten.Dass auch unter dem Boden des Bliesgaus römisch-keltische Besiedelungsspuren verborgen liegen, ist innerhalb der Bevölkerung kein Geheimnis. So manche behauenen Steine aus der Zeit um Christi Geburt zieren dort Gärten und Höfe, im Garten der Böckweiler Kirche steht sogar ein römischer Tisch. Es sind im Saarland also nicht unbedingt die spektakulären Einzelfunde, sondern die Anhäufung vieler kleinerer Stationen, die die Römerzeit bezeugen. Also bietet es sich an, auf den Spuren der Römer durch die Landschaft zu fahren - das ermöglicht seit Kurzem die grenzüberschreitende "Straße der Römer".

Sie umfasst rund 110 Sehenswürdigkeiten wie Tempel, Thermen, Grabmale und Kelteranlagen, aber auch Wasserleitungen, Theater, Villen und ganze Straßendörfer aus der römischen Epoche. Im St. Wendeler Land gehören dazu der Ringwall in Otzenhausen, das Mithrasdenkmal in Schwarzerden, der römische Vicus Wareswald bei Tholey. In unmittelbarer Nachbarschaft finden sich die Stationen Hochwaldmuseum Hermeskeil und Monumentalgrabhügel in Oberlöstern. Die Straße lockte bereits einige Kunst- und Geschichtskenner an, soll jedoch künftig viel mehr Gäste und auch Schulklassen anziehen.

"Wir wollen die Zeugnisse der Antike, die in der Eifel, im Großherzogtum Luxemburg und im Saarland liegen, jetzt besser verknüpfen und touristisch intensiver vermarkten", sagt die Projektleiterin Annekathrin Kordel. Die beteiligten Länder, einzelne Kommunen und die EU haben für das Marketing nun ein Budget von rund 500 000 Euro bereitgestellt. Die "Straße der Römer" ist ein Projekt, das in den 90er Jahren begonnen wurde und sich zunächst auf die antiken Sehenswürdigkeiten entlang der Mosel konzentrierte. Die heutige Straße wurde im Vorfeld der großen Trierer Konstantin-Ausstellung im Jahr 2007 aus der Taufe gehoben.

Es ist keine linear verlaufende Route, sondern ein mehrere 100 Kilometer umfassendes Netzwerk zwischen Köln, Koblenz, Trier, Luxemburg, dem europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim und mit Schwarzenacker. Als herausragende Anlaufpunkte gelten neben der Kaiserstadt Trier das Aquädukt am Römerkanal in Mechernich-Vussem, die Villa Otrang in Fließem, Tempelanlagen in Tawern, das Tumulusgrab bei Ochtendung, römische Villen in Perl-Borg, Perl-Nennig und Echternach sowie der Ausonius-Wanderweg und das Amphitheater im luxemburgische Dalheim.

Im neuen Jahr soll es zudem eine neue Ausgabe der Broschüre "Vivat Viator" geben, mit Hinweisen auf Gastronomiebetriebe, die römische Speisen anbieten, neue Wanderwege, Radtouren und museumspädagogische Angebote.

An dem Projekt beteiligen sich neben der federführenden Mosellandtouristik auch die Eifel Tourismus GmbH, die Hunsrück-Touristik, die Tourismus-Zentrale Saarland und die Entente Touristique de la Moselle Luxembourgeoise. Eingebunden sind zudem die lokalen Aktionsgruppen Mosel, Moselfranken, Eifel, Bliesgau, St. Wendeler Land, Hunsrück und Vulkaneifel sowie die Regionen Saar-Obermosel, Saar-Primsbogen, Hochwald und Saargau.

Meinung

Erlebte Geschichte

Von SZ-RedakteurinChristine Maack

Was für eine Freude, wenn man in der Region mal wieder auf römische oder keltische Funde stößt. Was mag sich da wohl da unter der Erde noch alles verbergen? Mosaiken, Marmorfiguren, tanzende Faune? Ach, meistens sind es doch nur ein paar Tonscherben und dicke Steinquader. Das antike Schwarzenacker war eben nur ein Etappendorf und kein Pompeji. Dennoch: Irgendwo schlummert noch das Forum der Kleinstadt mit seinen Säulen - oder eine Therme mit Wasserbecken. Und ein Mosaik mit Fischen, Löwen und Gladiatoren. Ganz bestimmt! Die Schwarzenacker Kinder glauben fest daran. Und betreten den Heimatboden ganz respektvoll. Schwarzenacker erweckt Geschichte, denn es gibt nichts Fantastischeres, als seinen Boden mit Kelten oder Römern zu teilen. Da ergibt sich Heimatgeschichte von ganz allein. Sie wird gelebt und nicht nur im Museum dargestellt.

Auf einen Blick

Die Stationen der Römerstraße im Saarland: Archäologiepark Römische Villa Borg, Bergwerk St. Barbara Saarlouis, Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim, Grabungsprojekt Wareswald bei Tholey, Historischer Wanderweg Kasbruchtal, Mithras-Denkmal bei Freisen-Schwarzerden, Mithras-Heiligtum Saarbrücken, Monumentalhügel Oberlöstern, Museum für Vor- und Frühgeschichte, Museum Pachten Dillingen, Quellheiligtum Sudelfels, Ringwall Otzenhausen, Römermuseum Schwarzenacker, Römisches Mosaik in Nennig und Tumulus. red

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