Umstrittene Kopfpauschale

St. Wendel · Seit dem 1. Januar müssen die saarländischen Leichtathletik-Vereine für jeden Läufer im Ziel einer Veranstaltung eine Sondergebühr entrichten. Die vom Deutschen Leichtathletik-Verband eingeführte Kopfpauschale von 50 Cent ist umstritten.

 Volle Starterfelder bei ihren Läufen erfreuen in Zukunft nicht mehr nur die ausrichtenden Vereine, sondern auch die Verbände. Bei jedem Läufer, der ins Ziel kommt, klingelt die Kasse des SLB und des DLV. Die Vereine sind nicht glücklich, zumal kommerzielle Veranstalter nicht zahlen müssen. Foto: Jenal

Volle Starterfelder bei ihren Läufen erfreuen in Zukunft nicht mehr nur die ausrichtenden Vereine, sondern auch die Verbände. Bei jedem Läufer, der ins Ziel kommt, klingelt die Kasse des SLB und des DLV. Die Vereine sind nicht glücklich, zumal kommerzielle Veranstalter nicht zahlen müssen. Foto: Jenal

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Die "Kopfpauschale" zur Finanzierung der gesetzlichen Krankenkassen wurde nach massiver Kritik an dem geplanten Einheitsbeitrag nie eingeführt. Anders als die Bundesregierung boxte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) seine "Kopfpauschale" aber durch. Seit dem 1. Januar 2016 müssen auch die saarländischen Vereine die bittere Pille schlucken und bei der Durchführung ihrer Volksläufe für jeden volljährigen Athleten, der ins Ziel kommt, 50 Cent entrichten. 40 Cent davon gehen an den Saarländischen Leichtathletik-Bund (SLB), 10 Cent an den DLV. Mit dem Geld soll der Breitensport gefördert werden.

Für Begeisterungsstürme sorgte die mittlerweile als "Läufer-Maut" bekannte Zwangsabgabe nicht. "Ursprünglich war sogar ein Euro geplant gewesen. Das wäre aber der Tod für viele kleine Läufe gewesen, fürchteten die Veranstalter und liefen ihrerseits - und zwar Sturm.

"50 Cent ist ein Kompromiss, mit dem man leben kann", sagt Claus Jericho vom LC Schmelz. Sein Verein war einer der ersten im Land, die in den "Genuss" kamen, die Maut bei ihrem Crosslauf zu erheben. Glücklich wirkt der LC-Vorsitzende nicht. Und nicht nur er. Die Idee zur "Kopfpauschale" hatte der DLV. Der SLB müsse die Vorgaben nun umsetzen, auch wenn es schwer falle, sagt Thorsten Mayer. "Wir haben die Vereine aber informiert, und es gab kaum Widerspruch. Die meisten tragen die Entscheidung mit", erzählt der SLB-Referent für Straßen-, Volks- und Crosslauf von den gemeinsamen Treffen.

Die Gründe für die Gebühr sind klar: Mit den gesunkenen Mitgliederbeiträgen allein könne der Verband wenig bewegen. Die zusätzlichen Einnahmen fließen in den regionalen Sportbetrieb, sagt Mayer. Die Kritik, SLB und DLV wollten damit Haushaltslöcher stopfen, wehrt er ab und rechnet vor: "Bei gleichen Teilnehmerzahlen kämen im Saarland bei 82 Veranstaltungen maximal 7500 Euro zusammen. Viel ist das nicht."

Es könnte mehr sein, wenn auch die Anbieter der teilnehmerstärksten Läufe mit im Boot sitzen würden. Dillinger Firmenlauf und Co. profitieren seit Jahren von Laufkultur und Laufbegeisterung, die von den Vereinen seit jeher gepflegt und gefördert werden. Einen sozialen Beitrag leisten wollten die kommerziellen Veranstalter aber nicht, ärgert sich Joachim Rousselange. "Die klinken sich jetzt einfach aus, veranstalten künftig freie Läufe und umgehen so die Kopfpauschale des DLV. Wir Vereine werden zur Kasse gebeten", wettert der Laufwart der LG Berus .

Ein Trost: Alle Vereine sollen von der ungeliebten "Läufer-Maut" profitieren und bei den anstehenden Überlegungen zum Verwendungszweck eingebunden werden. "Es könnten vielleicht Schulungsmaßnahmen von Talenten und Trainern an der Saarbrücker Sportschule finanziert oder Landesmeisterschaften attraktiver gestaltet werden. Das wären gute Ideen", sagt Thorsten Mayer und wartet auf weitere Vorschläge.

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