Umfrage bei den Apotheken im Landkreis St. Wendel Medikamente sind da, Mundschutz fehlt

St. Wendel · Arzneimittel-Engpässe gibt es nicht, der Lieferservice hat deutlich zugenommen, allerdings stockt der Nachschub an Mundschutz und Hygenie-Handschuhe. So haben sich die Apotheken im St. Wendeler Land auf die Corona-Pandemie vorbereitet.

 Die Oberthaler Brühl-Apotheke benötigt drigend Mundschutz und Handschuhe. Ein zusätzlicher Fahrer liefert Medikamente aus.

Die Oberthaler Brühl-Apotheke benötigt drigend Mundschutz und Handschuhe. Ein zusätzlicher Fahrer liefert Medikamente aus.

Foto: Frank Faber

In Zeiten der Corona-Pandemie sind die Apotheken für viele Menschen eine wichtige Anlaufstelle. Neben Ärzten, Pflegern und Krankenhausangestellten sorgen die Apotheker dafür, dass die Bürger gesund möglichst bleiben. Umso wichtiger ist es deshalb, dass das Apotheken-Personal die Infektionswelle ohne größere Schäden übersteht.

Individuell haben sich die Arzneihäuser auf die neue Situation eingestellt. „Anfang des Monats hat die Kundenfrequenz stark zugenommen und bei den Menschen war eine Verunsicherung festzustellen“, meint Josef H. Fischer, Noch-Inhaber der St. Wendeler Glocken-Apotheke in der Bahnhofstraße. Ebenso stark angezogen, so Fischer weiter, habe der Lieferservice. Zwischendrin ist ihm das Händedesinfektionsmittel ausgegangen. „Im Internet habe ich eine Quelle bei einer Malerbedarfsfirma aufgetan und mir Isopropanol zur eigenen Herstellung des Händedesinfektionsmittel besorgen können“, meint Fischer.

 Die Allerburg-Apotheke in Namborn arbeitet mittlerweile in zwei Teams. Für die Bedientheke wurde eine Plexiglasscheibe angeschafft.

Die Allerburg-Apotheke in Namborn arbeitet mittlerweile in zwei Teams. Für die Bedientheke wurde eine Plexiglasscheibe angeschafft.

Foto: Frank Faber

In der vergangenen Woche war er mit dem Umzug beschäftigt. Nach 34 Jahren macht Fischer den Arzneiraum dicht, wechselt von der Selbstständigkeit in ein Angestelltenverhältnis und leitet ab dem morgigen Mittwoch die ehemalige Wendalinus-Apotheke in der Bahnhofstraße. Sein neuer Kollege Thomas Schmidt, Filialleiter der Wendalinus-Apotheke in der Jahnstraße, hat wegen fehlender Plexiglasscheibe auf der Theke die Kundschaft am Notdienstschalter bedient. „Ich hatte den Eindruck, dass die Kunden gerne draußen geblieben sind“, meint Schmidt. Wenn sich eine Warteschlange gebildet hat, haben die Patienten diszipliniert den Sicherheitsabstand von zwei Metern eingehalten. „Nachgefragte Desinfektionsmittel sind vorrätig, aber der nachgeorderte Mundschutz ist noch nicht eingetroffen“, bedauert der Filialleiter Ende der vergangenen Woche. Zudem bietet die Wendalinus-Apotheke mit dem 24-Stunden-Abholautomat die Möglichkeit, rund um Uhr Arzneimittel abzuholen.

 Lars Clüsserath hat in der Annen-Apotheke eine Einbahnstraßenregelung für die Patienten eingeführt.

Lars Clüsserath hat in der Annen-Apotheke eine Einbahnstraßenregelung für die Patienten eingeführt.

Foto: Frank Faber

Lars Clüsserath lenkt in der Annen-Apotheke seine in begrenzter Zahl eintretenden Patienten mit einer Einbahnstraßenregelung durch den Verkaufsraum. „Wir haben eine Wartezone eingerichtet, Abstandsmarkierungen auf dem Fußboden angebracht, so können die Menschen sich nicht direkt begegnen“, erklärt Apotheker Clüsserath hinter seiner Plexiglasscheibe. Nach einem Ansturm anfangs der Coronawelle sei es mit der Kundenfrequenz momentan etwas ruhiger geworden. „Fragen werden in allen Bereichen von den Patienten gestellt, die Medikamente sind ausreichend vorhanden“, so Clüsserath. Diese seien wichtig, um in der Krise, von der keiner wisse, wie lange sie dauern wird, die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln sicherzustellen.

Vergangene Woche hat Thomas Schmidt die Patienten der Wendalinus-Apotheke noch durch den Notdienstschalter bedienen müssen.

Vergangene Woche hat Thomas Schmidt die Patienten der Wendalinus-Apotheke noch durch den Notdienstschalter bedienen müssen.

Foto: Frank Faber

Das Beschaffen des gesamten Sortiments inklusive der wegen dem Coronavirus neu dazugekommenen Artikel kann die Apotheker schon an die Kapazitätsgrenze bringen. Extrem viel Betrieb verzeichnet die Marpinger Marien-Apotheke, so Inhaberin Nicole Fisch. „Das Besorgen und bestellen der Präparate ist anstrengend geworden, aber es ist alles da“, teilt sie mit. Lieferservice und Botendienst habe zugenommen. Freiwillig habe sich ein ehemaliger Praktikant und Pharmaziestudent gemeldet, der den Botendienst übernommen habe. Zudem stellt er das Händedesinfektionsmittel her. „Alle Mitarbeiter sind fit und wir haben sehr dankbare Kunden“, freut sich Fisch.

Die Patienten seien gelassen, vorsichtig und in keinem Fall übermütig, findet Thomas Ernst Jung, Inhaber der Brühl-Apotheke in Oberthal. Früh habe er in Eigeninitiative eine Plexiglasscheibe bauen und montieren lassen. „Das hat die Patienten sehr gefreut, einige haben sogar Beifall geklatscht“, schildert Jung. Zu den Stoßzeiten sei der Betrieb sehr gut, allerdings fehle es an Mundschutz und Handschuhen, welche  auch dringend für das Personal benötigt wird. Da die Lieferungen außer Haus zugenommen haben, setzt Jung dafür zusätzlich einen weiteren Fahrer ein.

In der Namborner Allerburg-Apotheke wird mittlerweile in zwei Teams gearbeitet. „Wenn jemand ausfällt, dann steht ja noch ein volles und gesundes Team zur Verfügung“, meint Inhaberin Katharina Scheffler. Im Baumarkt habe sie sich entsprechend dem Bedarf die Plexiglasscheibe für die Bedientheke schneiden lassen. „Es ist mehr Betrieb als sonst. Die Patienten wollen für den Fall der Fälle gewappnet sein“, sagt Apothekerin Scheffler. Wie ihre Kollegen benötigt auch sie dringend den bestellten Mundschutz und die Hygiene-Handschuhe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort