Turnverein hilft bei Integration durch Sport

St Wendel · Mit dem Caritasverband nimmt sich der TV St. Wendel einer wichtigen Aufgabe an: Die Integration der Flüchtlinge durch den Sport mit all seiner Vielfalt heißt das Ziel des vielseitigen Vereins.

 TV St. Wendel und Caritas engagieren sich künftig gemeinsam für die Integration von Flüchtlingen. Im Bild von links: Irene Zerfaß (Caritas), Michael Schütz (Caritas), Simon Kirch (LSVS), Harald Becker (TV WND) und Waldemar Seel (TV WND). Foto: Schmidt

TV St. Wendel und Caritas engagieren sich künftig gemeinsam für die Integration von Flüchtlingen. Im Bild von links: Irene Zerfaß (Caritas), Michael Schütz (Caritas), Simon Kirch (LSVS), Harald Becker (TV WND) und Waldemar Seel (TV WND). Foto: Schmidt

Foto: Schmidt

Die Themen Migration, Flüchtlinge und Integration sind allgegenwärtig, ob in den Medien, dem Wohnort oder dem heimischen Sportverein. Der Turnverein St. Wendel will künftig aktiv dazu beitragen, dass die Integration gelingt. Eine Zusammenarbeit mit dem Caritasverband im Landkreis St. Wendel soll Flüchtlingen den Weg in den Turnverein erleichtern.

Vereinsvorsitzender Harald Becker und der Direktor der Caritas im Landkreis St. Wendel , Michael Schütz, unterzeichneten jetzt im Vereinsheim des TV St. Wendel einen Kooperationsvertrag. Für den größten Turnverein im Landkreis ist das Thema nicht ganz neu. Seit 1999 leitet Übungsleiter Waldemar Seel eine Sportgruppe mit Aussiedlern. Noch heute trainiert diese Gruppe jeden Donnerstag. Harald Becker: "Anfangs haben sich die jungen Leute zum Fußballspielen getroffen. Heute werden auch andere Sportarten ausprobiert. Es soll aber nicht dabei bleiben, dass die Aussiedler oder Flüchtlinge nur mit ihren Landsleuten eine Stunde trainieren. Wir wollen mit der Kooperation neue Wege gehen und die Flüchtlinge gezielt auch in andere Abteilungen des Vereins bringen und so den Kontakt zu anderen Vereinsmitgliedern fördern."

Von der Kooperation versprechen sich beide Seiten einiges. Die Caritas hat mit dem Turnverein einen Partner gefunden, der die Flüchtlinge aktiv ins Vereinsleben und somit in die Gesellschaft integriert. Michael Schütz: "Der Sport im Verein ist bestens geeignet, dass Integration gelingen kann. Oft verhindern Vorurteile und Vorbehalte auf beiden Seiten ein konstruktives, harmonisches Miteinander. Dass Integration im Sport gesellschaftlich akzeptiert ist, zeigt uns die Fußballnationalelf."

Im Landkreis ist die Caritas erste Anlaufstelle für sämtliche Flüchtlinge. Den Erstkontakt zum Verein stellt Waldemar Seel her. Ihn lernen die Flüchtlinge bereits in den ersten Beratungsgesprächen bei der Caritas kennen und werden auf das Sportangebot des TV St. Wendel aufmerksam gemacht. Im Verein ist er eine Art Integrationscoach. "Die Hemmschwelle, sich alleine im Verein zu bewegen, ist bei den Flüchtlingen zunächst groß. Andere Sportabteilungen sollen in meiner Trainingsstunde ihren Sport vorstellen und so das Interesse wecken", so Waldemar Seel. Aber auch ehrenamtlich im St. Wendeler Netzwerk für Flüchtlinge engagierte Bürger begleiten die Flüchtlinge in den Verein. Sie helfen ihnen, sich in ihrer Umgebung zu Recht zu finden.

Für den Vereinsvorsitzenden Harald Becker ist die Zusammenarbeit eine Win-Win-Situation. "Wir unterstützen die Caritas aktiv bei ihrer Flüchtlingsarbeit . Mit der Integration in unseren Verein hoffen wir, neue Mitglieder zu gewinnen. Wir würden uns auch freuen, wenn die neuen Mitglieder sich später im Verein weiter einbringen."

Flüchtlingen bietet der TV St. Wendel einen reduzierten Mitgliedsbeitrag von sechs Euro im Monat an. Mit diesem Beitrag kann dann eine ganze Familie im Verein aktiv werden. Den reduzierten Beitrag hofft Harald Becker in Zukunft über Sponsoren abwickeln zu können. Die Übungsstunde wird finanziert über das Projekt "Integration durch Sport" des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

Geringerer Beitrag

Im Saarland setzt der Landessportverband für das Saarland (LSVS) das DOSB-Programm eigenverantwortlich um. Simon Kirch, Integrationsbeauftragter beim LSVS: "Das Integrationsprogramm soll Leuchtturmprojekte unterstützen. Es geht darum, Integration durch den Sport, in den Sport und in die Gesellschaft zu fördern." Sportvereine, die sich im Rahmen des Integrationsprogramms engagieren, werden als Stützpunktvereine bezeichnet. Im Saarland gibt es zurzeit zehn solcher Vereine. Der TV St. Wendel ist der erste und einzige Stützpunktverein im Landkreis. Kirch: "Der Sport verbindet das gemeinsame Erleben von Emotionen aller Art mit körperlicher Anstrengung innerhalb eines universell anerkannten Regelwerks, das keine Vorbehalte bezüglich Herkunft, Hautfarbe oder sozialer Situation eines Menschen kennt."

Zum Thema:

Auf einen BlickDer Turnverein St. Wendel wurde 1861 gegründet. Heute ist der mit etwa 1200 Mitgliedern der größte Turnverein im Landkreis St. Wendel . In 19 Abteilungen wird Sport für jede Alters- und Leistungsgruppe geboten: Ambulante Herzgruppe, Badminton, Basketball, Boule, Cheersport, Frauengymnastik, Handball, Karate, Kinderturnen, Klettern, Leichtathletik, Parkours, RC Modellbau, Rhythmische Sportgymnastik, Sportabzeichen, Sport mit Aussiedlern, Tänzerische Gymnastik und Volleyball. Kontakt: www.tv-wnd.de oder Tel. (0 68 51) 7 07 26. DOSB-Programm Integration durch Sport: www.integration-durch-sport.de , www.lsvs.de (Sportwelten), Simon Kirch, Tel. (06 81) 3 87 91 53, E-Mail: s.kirch@lsvs.de. St. Wendeler Netzwerk für Flüchtlinge: www.sankt-wendel.de (Verwaltung), Tel. (0 68 51) 8 09 14 00. red

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