TSG Hoffenheim und Bundespolizei klopften an

St Wendel · Während ein eben erst gegründeter Verein für den Erhalt des katholischen Gymnasiums kämpft, haben sich bereits erste potenzielle Mieter umgeschaut, die das Gebäude nutzen wollten. Die sind aber wieder abgesprungen.

 Abgesagt: Eine Fußballschule wird's auf dem heiligen Berg in St. Wendel trotz anfänglichem Interesse der TSG 1899 Hoffenheim als Ersatz für ein Gymnasium nicht geben. Archivfoto: dpa/Ghement

Abgesagt: Eine Fußballschule wird's auf dem heiligen Berg in St. Wendel trotz anfänglichem Interesse der TSG 1899 Hoffenheim als Ersatz für ein Gymnasium nicht geben. Archivfoto: dpa/Ghement

Schüler, Eltern, Ehemalige, Lehrer: Sie alle wollen sich noch nicht geschlagen geben, kämpfen für den Erhalt des katholischen Arnold-Janssen-Gymnasiums (AJG). Dabei scheint seit November alles besiegelt. Denn die Steyler Missionare sehen sich finanziell nicht mehr im Stande, die private Schule in St. Wendel zu betreiben. Die Übernahme der Trägerschaft durch eine Stiftung war kurz zuvor gescheitert.

Darum wird es zum kommenden Schuljahr nach den Sommerferien keine Fünftklässler mehr geben. Sie werden nicht mehr aufgenommen. Die Konsequenz: Nach und nach soll die 1899 eröffnete Traditionsschule auslaufen, Jahrgang um Jahrgang. So wie eine Abiturklasse nach der anderen das AJG verlässt. Zurzeit werden noch an die 400 Gymnasiasten auf dem heiligen Berg unterrichtet.

Die Mitglieder eines kürzlich ins Leben gerufenen Unterstützervereins (wir berichteten) wollen sich fürs Überleben stark machen. Währenddessen haben sich bereits erste Interessenten in der Missionshausschule umgeschaut. Und das schon kurz nach Bekanntwerden der Schließungspläne. Denn noch bevor sich eine AJG-Delegation im Januar zur Audienztour zum Papst nach Rom aufmachte, um vom höchsten katholischen Würdenträger Beistand zu erfahren, haben weltliche Amtmänner an der Noch-Gymnasiumspforte angeklopft. Im Januar erkundigte sich die Bundespolizei . "Ja, wir haben uns in St. Wendel umgeschaut", bestätigt Dieter Schwan entsprechende Informationen der Saarbrücker Zeitung. Der Pressesprecher der Bundespolizei in Bexbach bringt dies in Zusammenhang mit dem Besuch ranghoher Vertreter der Bundesbehörde im Saarland, die im Dezember ihre Tagung in St. Wendel auch dafür nutzten, sich am AJG umzuschauen.

Konkret: Es ging um die Suche nach einem weiteren Ausbildungsstandort, ergänzt Pressesprecher Jan Jaskolla von der Bundespolizeizentrale in Potsdam. Allerdings machte sie einen zumindest vorläufigen Rückzieher: "Die Einrichtung eines Aus- und Fortbildungszentrums der Bundespolizei in der Liegenschaft des Gymnasiums in St. Wendel kommt derzeit nicht in Frage." Denn kurzfristig könne der Bedarf dort "nicht gedeckt werden". Der AJG-Schulbetrieb läuft ja noch zumindest einige Jahre weiter.

Die Bundespolizei organisiert ihre Ausbildung dezentral an mehreren Standorten in Deutschland. Dafür entsteht ein neues Zentrum, das bald mehr Platz biete. Jaskolla: "Um die Ausbildung in der erforderlichen Größenordnung sicherstellen zu können, errichtet die Bundespolizei derzeit […] ein neues Aus- und Fortbildungszentrum in Bamberg." Das Haus in Bayern soll am 1. September seine Arbeit und 800 Anwärter aufnehmen.

Kurz nach diesem Rückzieher tauchte bereits ein zweiter Interessent auf, der sich über die Stadtverwaltung ans AJG wandte: nach SZ-Informationen der Fußballbundesligist TSG 1899 Hoffenheim. "Stimmt", sagt Vereinspressesprecher Holger Kliem kurz und bündig. "Wir waren auf der Suche nach einem Stützpunkt für unser Jugendprojekt." Denn: Die TSG betreut seit geraumer Zeit indische Schulklassen, die in Deutschland über einen längeren Zeitraum sportlich betreut werden. Lehrer unterrichten sie gleichzeitig in den klassischen Schulfächern. Der Aufenthalt hier dauert ein Jahr. Kliem: "Wir erkundigten uns in einem ganz frühen Stadium", ob der Standort in St. Wendel geeignet sei. Es habe sich rasch herausgestellt, dass dies nicht der Fall ist. Der Kontakt zum AJG sei über persönliche Verbindungen zu Stande gekommen, ergänzt Kliem. Schon eine Weile ist die zweite Mannschaft im Saarland aktiv. Da nutzte die TSG "den kurzen Dienstweg", wie der Pressesprecher es ausdrückt.

Auch wenn ein Verein versucht, noch das Blatt zu wenden, hat sich offensichtlich weit über die Stadtgrenzen herumgesprochen, dass da ein Platz in St. Wendel frei werden könnte.

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