Tolle Akustik im Speisesaal

St Wendel · Ausverkaufte Premierenveranstaltung im neuen Spielort. Zur Eröffnung standen im Kurhaus Harschberg die Jazz-Formationen Kai-Sommer-Trio & Guests und Freak Chazz im ehemaligen Speisesaal auf der Bühne.

 Vor dem Hintergrund der Linolschnitt-Ausstellung präsentierte das Kai-Sommer-Trio „A Swinging Tribute to Count Basie“. Foto: Faber

Vor dem Hintergrund der Linolschnitt-Ausstellung präsentierte das Kai-Sommer-Trio „A Swinging Tribute to Count Basie“. Foto: Faber

Foto: Faber

Jazz-Größen wie Dave Brubeck , Ella Fitzgerald oder Michel Petrucciani sehen von der Wand aus genüsslich den Akteuren auf der Bühne im Kurhaus zu. Plakativ hat die Friedrichsthaler Künstlerin Katja Tillmann-Holz die Konterfeis von Jazzern, Rockmusikern, Politikern und Schauspielern farblich abgestimmt zu einer Linolschnitt-Ausstellung "Menschen II" zusammengeführt. Überrascht ist Ernst Urmetzer, Vorsitzender des St. Wendeler Jazzförderkreises, über den großen Besucherzuspruch zur Eröffnung. "Mit so vielen Leuten hätte ich bei der ersten Veranstaltung nicht gerechnet", sagt er. Der Speisesaal ist randvoll, als Kai Sommer seinen Platz am Piano einnimmt. Der 49-jährige Bandleader hat sein Trio verstärkt. "Sonst ist das Count-Basie-Programm nicht zu spielen", weiß Sommer. Zur Eröffnung greifen Sommer & Co. bei "Moten swing" in die traditionelle Jazzkiste, während der Ballade "Blue on a Sentimental" mischt sich die Posaune von Jonas Jung gehörig ein. Im Verlauf des Konzerts tickt die Rhythmusgruppe wie ein Uhrwerk, leicht zeitversetzt kommt der Bläsersatz hinterher und Gitarrist Paul Baureis verschafft dem Klanggewand den perkussiven Beigeschmack. "Lady be good" tönt das Flügelhorn von Helmut Becker, mit dem Werk "One o'clock jump" beenden die acht Musiker ihre Verneigung vor dem Big-Band-Leader Count Basie.

"In dem Saal herrscht eine tolle Atmosphäre, die Raumakustik ist großartig", findet Posaunist Jonas Jung. Den Konzertsaal hat Bernhard Wasmund, den Urmetzer als "Tongott" bezeichnet, gemeinsam mit Mario Bartone technisch und akustisch auf ein Topniveau aufbereitet. Wasmund dreht am Mischpult an den Tonköpfen, als sich Bartone sein neunsaitiges Bassinstrument über die Schulter legt. Immer nur gleich klingen, widerstrebt ihm ebenso wie Pianist Sebastian Voltz und dem Schlagzeuger Dirk Leibenguth. Das Trio Freak Chazz sucht bewusst den progressiven, experimentellen Weg. "Wir lieben das Improvisieren und spielen dabei alles, was unter Jazz verortet wird", sagt Leibenguth. "Endfaktor" zählt zu den zeitgenössischen Stücken, bei "Morning Squint" blinkt der Hip Hop durch. "Inspiriert und beeinflusst durch das Publikum", so Leibenguth, setzen die drei Musiker ihre Soli ein. "Es stellt sich immer dann die Frage, wie weit gehen die beiden anderen mit. So entsteht ein Kontrapunkt und erhöht die Spannung, wie es weitergeht", ergänzt Bassist Bartone. Wer Freak Chazz schon einmal erlebt hat, der hört keine Kopie des bereits Gehörten, sondern ein völlig verändertes Konzert.

Und das hat gepasst. Wie und mit welchem Konzept geht es nun im Kurhaus weiter? Dazu Urmetzer: "Für die regionalen Musiker wollen wir in Zukunft den Spielort weiter ausbauen", kündigt er an. Fest steht: Das Susan Weinert Trio wird am 11. September die 25. St. Wendeler Jazztage im Kurhaus eröffnen, im Januar gastiert das Quartett Echoes of Swing auf dem Harschberg.

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